Traditionell oder individuell - Pflanzen für das Grab
Bonn/dpa. - Wenn die Kränze verwelkt sind, beginnt für die Hinterbliebenen die Arbeit. Trotz aller Trauer müssen sie eine Reihe von Fragen beantworten: Wie soll das Grab bepflanzt werden - mit vielen Blumen oder pflegeleicht, traditionell oder individuell?
Haben sie Zeit, das Grab selbst zu pflegen, oder müssen sie die Hilfe eines Gärtners in Apruch nehmen? Wer auch immer sich um die Pflanzen kümmert: Viele haben neben dem optischen auch symbolischen Wert.
Vielen Menschen tut es gut, die Pflege selbst zu übernehmen. Ein schön bepflanztes Grab ist für sie ein Zeichen liebevoller Erinnerung. Für andere ist diese Aufgabe eine Last. Beruf, Familie oder ein weit entfernter Wohnort erlauben keine regelmäßigen Friedhofsbesuche. Die Lösung dieses Problems ist eine Grabstelle, die nicht viel Pflege braucht - oder ein Auftrag beim Friedhofsgärtner.
Dieser wird im Regelfall einen Grabschmuck vorschlagen, der sich in Rahmenpflanzung, Bodendecker und Saisonpflanzen gliedert. Auch für ein in Eigenregie gestaltetes Grab ist diese Gliederung eine gute Ausgangsbasis. Sie fügt die verschiedenen Elemente der Grabstelle zu einer Einheit, erlaubt aber gleichzeitig, Akzente zu setzen.
Orientierungspunkt sind das Grabzeichen und die Pflanzen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Vor allem auf alten Friedhöfen prägen große Bäume und Sträucher den Standort. Wandernder Schatten, Halb- oder Vollschatten sind für die Grabstätten derartiger Friedhöfe typisch. Ensprechend muss die Pflanzenwahl ausfallen.
Für die Rahmenpflanzung steht eine ganze Palette an kleinwüchsigen Gehölzen zur Verfügung. Zu ihnen zählen Immergrüne wie Eibe (Taxus), Wacholder (Juniperus), Lebensbaum (Thuja), Stechpalme (Ilex), Buchs (Buxus) oder Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus). Ihr dunkles Grün wird als besonders ruhig und würdig empfunden.
Gleichzeitig gelten die Immergrünen als Symbol für die Unsterblichkeit. Zu dieser Pflanzengruppe zählen auch Rhododendren, Schattenglöckchen (Pieris) und Skimmien (Skimmia x foremannii oder japonica). Sie bieten neben dem edlen dunklen Laub eine lebendige Blütenfülle.
Für den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens stehen die Laub abwerfenden Gehölze. Geeignet sind Japanischer Ahorn (Acer palmatum), aber auch niedrige Schneebälle wie Viburnum carlesii oder die im Frühjahr gelb blühende Scheinhasel (Corylopsis). Stehen ausreichend Luft und Sonne zur Verfügung, kann zu Rosen gegriffen werden. Sie sind ein Symbol über den Tod hinaus reichender Liebe. So kann ein Trauerstämmchen ein Blickfang sein, das im Sommer viele Blüten trägt. Oder man lässt eine Strauchrose über das Grabzeichen ranken.
Akzente in den einzelnen Jahreszeiten setzen «Wechselpflanzen». Klassiker für das Frühjahr sind Primeln und Stiefmütterchen. Im Sommer können Impatiens, Fuchsien, Geranien, Tagetes oder Eisbegonien ins Spiel kommen. Eriken, Calluna-Heide, Alpenveilchen oder Chrysanthemen folgen im Herbst. Vielleicht entsprechen aber Enzian, Gräser, Celosien oder gar Zierpaprika mit roten und gelben Früchten mehr der Persönlichkeit des im Grab Ruhenden. Nichts spricht dagegen, das Grab mit ungewöhnlichen Pflanzen zu schmücken.
Dauerhaften Schmuck liefern Stauden. Sie blühen nur zu bestimmten Zeiten des Jahres, dafür aber über viele Jahre hinweg. Besonders gut eignen sich Stauden, die auch außerhalb der Blütezeit eine gute Figur machen. Beispiele sind Funkien mit ihren dekorativen Blatthorsten und weißen oder violetten Blütenrispen oder auch silbergrauer Lavendel, der mit Duft und violetten Kerzen erfreut.
Auch Pfingstrosen mit ihren großen Blütenbällen und Laub, das im Herbst rotgelb wird, zeigen das ganze Jahr hindurch Charakter. Sowohl ausdauernd als auch dekorativ sind Farne und Stauden-Gräser. Dazwischen können Zwiebelblumen vom Schneeglöckchen im Frühjahr über die Lilie bis zur Herbstzeitlose im Herbst farbige Tupfer setzen.
Unter all diesem Blühen breiten sich am besten lebende Teppiche aus. Sie verhindern das Aufkommen von Unkraut, sind aber auch eine optische Verbindung zwischen Grabzeichen, Rahmenpflanzung und Saison- beziehungsweise Staudenschmuck. Schöne Teppiche bildet das Kleine Immergrün (Vinca minor), das schon unsere Vorfahren zur Abwehr des Bösen auf die Gräber pflanzten. Thymian erinnert als grüne, im Sommer purpurfarben blühende Fläche an Fleiß, Tapferkeit und Stärke des Verstorbenen.
Efeu - einer der Friedhofklassiker - steht für Unsterblichkeit, Ruhm, Freundschaft und Treue. Wem die Symbolsprache der Pflanzen weniger bedeutet, der findet auch in «modernen» Bodendeckern wie Teppich-Zwergmispel (flachwachsende Sorten von Cotoneaster dammeri), Teppichbeere (Gaultheria procumbens) oder Spindelstrauch (Euonymus fortunei) ansprechendes, pflegearmes Grün für die Grabfläche.