Tipps für Newcomer-Bands Tipps für Newcomer-Bands: Hart arbeiten und Luftschlösser bauen

Baden-Baden/Lüneburg/dpa. - Vor ausverkauftem Haus mit der eigenen Band auf die Bühne gehen und von jubelnden Fans empfangen werden - davon träumt mancher, der sich im Stillen an den ersten Gitarrenakkorden versucht. Ein paar Freunde, die Schlagzeug spielen oder singen können, sind meist schnell gefunden. Auch der Bandname steht nach kurzer Diskussion fest. Doch dann kommen die wahren Hürden auf dem Weg in die erste Rock-Liga: Wer vorankommen will, muss sich kleine Ziele setzen, hartnäckig sein und Kontakte suchen. Träume vom großen Durchbruch sind erlaubt, sollten aber nicht der Hauptantrieb sein.
Erste knifflige Aufgabe für eine neu gegründete Band ist meist die Suche nach einem Proberaum. «Manchmal bieten Kommunen Räume an, etwa über den Stadtjugendring», sagt Sebastian Hornik, Mitarbeiter der Rockstiftung Baden-Württemberg in Baden-Baden. Nach den Worten von Edu Wahlmann, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Rock Niedersachsen in Hannover, empfiehlt es sich außerdem, bei Jugendhäusern oder in der eigenen Schule nachzufragen.
«Sinnvoll ist auch, eine Fließtextanzeige in der Tageszeitung aufzugeben, das hat in der Regel unheimliche Wirkung», empfiehlt Ole Seelenmeyer, Sprecher des Deutschen Rock & Pop Musikerverbandes in Lüneburg. Die angebotenen Räume sind oft preisgünstig, müssen aber meist - mit Teppichen oder Eierkartons - schallisoliert werden.
Eine teurere, dafür aber komfortablere Lösung zumindest für Bands aus größeren Städten ist laut Seelenmeyer, sich an Vermieter speziell ausgebauter Proberäume zu wenden. «Da zahlt man pro Monat etwa zwischen 100 und 200 Euro.» Um Miete zu sparen, können sich zwei Bands einen Raum teilen. «Mit drei Bands würde ich das nicht machen, denn dann ist es schwer nachzuvollziehen, wer schuld ist, wenn etwas kaputt geht oder geklaut wird», warnt der Experte.
Für derartige Unglücke empfiehlt sich der Abschluss einer so genannten Schwachstromversicherung. «Sie beinhaltet Diebstahl, auch auf Tour, und kostet für eine 10 000 Euro teure Anlage nur etwa 200 Euro pro Jahr», sagt Seelenmeyer. Nach Horniks Angaben sind selbst Amateurbands ohnehin gut beraten, wenn sie sich so früh wie möglich über finanzielle Dinge rund um die Musik schlau machen.
Eine gemeinsame Bandkasse ist dabei ebenso sinnvoll wie die Ernennung eines Verwalters. «Das kann jemand aus der Band sein oder ein Freund, der die Musik mag, ein Händchen für Geld hat und nicht auf den Mund gefallen ist», rät Hornik. Argumentationsvermögen ist vor allem dann gefragt, wenn der wichtigste «Job» für eine Newcomerband ansteht: das Vereinbaren von Konzertterminen.
Denn während sich die ersten Auftritte in Jugendhäusern oder auf Schulfesten oft noch recht einfach an Land ziehen lassen, wird es auf der nächsten Stufe, bei Club-Gigs, schon schwieriger. «Hier darf man nicht locker lassen», rät Seelenmeyer. «Oft muss man tage- oder wochenlang hinterhertelefonieren, denn die Entscheidungsprozesse in Clubs dauern lang.»
Auf Gage hoffen sollten Bands erst, wenn sie sich in ihrer Stadt oder Region einen guten Ruf erspielt haben. «Anfangs geht es in der Regel auf Eintritt», so Seelenmeyer. Das heißt, dass die Band nur die kompletten Einnahmen aus Abendkasse und Vorverkauf - oder einen Teil davon - bekommt. Manchmal gilt es laut Hornik auch, sich mit Essen und Getränken zufriedenzugeben. «Allerdings sollte man nicht gleich sagen: Wir spielen für Cola und Currywurst.»
Punkte bei Konzertveranstaltern können Bands sammeln, die sich mit einem Demo auf CD bewerben. «Ich würde raten, einfach mal einen Minidiscspieler und ein Mikro in den Proberaum zu stellen und zu spielen, da kriegt man überraschend gute Aufnahmen hin», sagt Wahlmann. Kleine Mischpulte seien schon ab rund 80 Euro zu haben.
«Zusammen mit dem Demo sollten ein aussagekräftiges Bandfoto und eine kurze Biografie verschickt werden», empfiehlt Hornik. Auch an die lokale Tageszeitung sollte ein Hinweis auf ein anstehendes Konzert geschickt werden - dann ist zumindest ein Eintrag im Veranstaltungskalender wahrscheinlich. Um den Druck von Plakaten zu finanzieren, ist es laut Wahlmann am sinnvollsten, sich Musikgeschäfte als Werbepartner zu suchen.
Besonders wichtig ist es für Anfängerbands nach Auffassung der Experten, Kontakte zu anderen Musikern zu knüpfen. «Sie können vielleicht Tipps geben, etwa für Ansprechpartner in Clubs», sagt Hornik. Nach Seelenmeyers Worten sind gerade Kontakte zu Bands in anderen Städten hilfreich. «Dann lässt sich ein gegenseitiger Auftrittsaustausch vereinbaren.»
Ausreichende Live-Erfahrung - zunächst möglicherweise mit nachgespielten Songs - nicht nur in der eigenen Stadt ist denn auch das Wichtigste für Bands, die es weiter nach oben schaffen und sich um einen Plattenvertrag bewerben wollen. «Wenn man viele deutschlandweite Auftritte mit eigenem Material vorweisen kann, dann werden die Firmen vielleicht hellhörig», so Seelenmeyer.
Dabei sollte allerdings klar sein: Den Durchbruch schafft nur ein winziger Teil der zurzeit laut Schätzungen 30 000 bis 40 000 in Deutschland vor sich hin musizierenden Gruppen. Hornik dämpft Träume und Hoffnungen weiter: «Letztlich ist das verdammt harte Arbeit.» Noch nicht einmal ein Vertrag bei einer großen Firma ermögliche Newcomern, sofort von ihrer Musik zu leben. «Trotzdem glaube ich, dass es wichtig ist, Luftschlösser zu bauen - Musiker sind ja schließlich keine Bankkaufleute.»