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Tierhaltung Tierhaltung: Vom Amazonas oder Malawi-See?

Von Sven Appel 28.07.2005, 08:23
Ein besonders farbiger Zeitgenosse: Der Feuermaulbuntbarsch stammt aus Mittelamerika. Dieser Revier bildende Cichlide wird bis zu 15 Zentimeter groß. (Foto: dpa)
Ein besonders farbiger Zeitgenosse: Der Feuermaulbuntbarsch stammt aus Mittelamerika. Dieser Revier bildende Cichlide wird bis zu 15 Zentimeter groß. (Foto: dpa) F. Bitter/Aquaristik aktuell

Bonn/Berlin/dpa. - Buntbarsche - nach ihrem wissenschaftlichen Familiennamen auchCichliden genannt - üben auf Aquarianer einen besonderen Reiz aus, den andere Fischfamilien wie Salmler, Barben oder Welse nicht haben: «Sie zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten», erklärt Wolfgang Staeck aus Berlin, Präsident der Deutschen Cichliden-Gesellschaft (DCG). Dazu gehören neben der ausgeprägten Brutpflege auch das Balzverhalten und die Verteidigung des Territoriums.

Buntbarsch ist aber nicht gleich Buntbarsch: Die einzelnen Artenunterscheiden sich zum Teil stark in Größe, Form und Verhalten. In der privaten Aquaristik kommen laut Friedrich Bitter, Redakteur der in Geeste (Niedersachsen) erscheinenden Zeitschrift «Aquaristik aktuell» vor allem vier Typen von Buntbarsch-Becken vor: Aquarien für Diskusfische, Becken für Zwerg- und Groß-Cichliden sowie Becken, die ausschließlich die Arten Ostafrikas zeigen.

Ostafrika wird in der Aquaristik meist durch Fische repräsentiert, die aus dem Malawi- und dem Tanganijka-See stammen: Dazu gehören etwa die so genannten Schlankcichliden (Julidochromis) oder auch Schneckenbuntbarsche. «Üblicherweise werden Arten aus den beiden Seen nicht miteinander vermischt», erklärt Bitter. Das habe damit zu tun, dass sich das Verbreitungsgebiet dieser Fischarten jeweils auf einender beiden Seen beschränkt. Kreuzungen sollen vermieden werden.

Barsche aus dem Malawi- und dem Tanganijka-See stammen in derRegel aus Geröllzonen. Ins Aquarium gehören daher große Steine, die eine felsige Unterwasserlandschaft mit vielen Höhlen und Spalten bilden. Wichtig für diese Arten ist eine gewisse Wasserhärte. Außerdem sollte das Wasser nicht sauer werden, der pH-Wert also nicht unter 7 fallen: «Das in Deutschland vorhandene Leitungswasser ist meist gut geeignet», sagt Wolfgang Staeck.

Größere Pflanzen kommen in der Heimat dieser Buntbarsche kaum vor, allerdings sind die Felsen mit einem Algenfilm bewachsen, von dem sich einige Arten ernähren. Dass aber Buntbarsche Pflanzen im Aquarium per se den Garaus machen, ist laut Sachbuchautor Claus Schaefer aus Bonn ein Vorurteil: «Das stammt noch aus Zeiten, in denen meist nur kleine Aquarien gehalten wurden.» Aber wenn die in der Regel ein Revier bildenden Buntbarsche zu wenig Platz haben, räumten sie tatsächlich auch Pflanzen aus dem Weg.

Kein Problem mit spärlicher Bepflanzung haben ohnehin die mehr als Hundert Arten der Gattung Apistogramma. Sie gehören zu den so genannten Zwerg-Cichliden. «Hier kommt man auch mit einem60-Liter-Becken aus», sagt Schaefer. Da aber auch kleine Buntbarsche ein aggressives Revierverhalten zeigen können, sollte sich der Aquarianer über die jeweilige Art genau informieren. Beliebt sind auch der aus Südamerika stammende Schmetterlingsbuntbarsch sowie der in Westafrika heimische Purpurprachtbarsch.

In einem 60-Liter-Becken lassen sich Friedrich Bitter zufolgemaximal drei Apistogramma-Paare unterbringen. «Manche Apistogramma-Arten neigen jedoch zur Haremsbildung», erklärt Bitter. Dann werden am besten drei Weibchen mit einem Männchen ins Becken gesetzt. Damit die Zwerg-Cichliden eine Kinderstube haben, legt der Aquarianer zum Beispiel Tonröhren, geteilte Kokosnussschalen oder Blumentöpfe ins Becken. Da die Tiere Kuhlen ausheben, sollte auch Quartzsand ins Becken. Sand ist laut Wolfgang Staeck generell die bessere Wahl: «Kies kommt in der Natur meist nur in Bachläufen vor.»

Diskusfische ziehen schnell die Blicke auf sich. Allerdings sinddie hochrückigen und in vielen Farbvariationen vorhandenen Tiere nur etwas für erfahrene Aquarianer: Die ursprünglich aus dem Amazonas-Gebiet stammenden und mittlerweile oft als Nachzuchten aus Südostasien angebotenen Fische stellen hohe Anforderungen an die Wasserqualität. Diskusfische leben in der Natur in so genanntem Schwarzwasser: Das bräunliche Urwaldwasser lässt sich durch Filterung über Torf oder mit fertigen Wasserzusätzen nachbilden. Morkienholzwurzeln gehören ebenfalls zur typischen Einrichtung eines Diskusbeckens. Pflanzen müssen nicht sein. Diskusfische können gutmit ruhigen Wels- und Salmlerarten zusammengehalten werden.

Zur Fütterung von Diskusfischen ist spezielles Fertigfutternotwendig: so genannte Diskusgranulate. Lebendfutter wie roteMückenlarven nehmen die Tiere aber auch. Sind die Insekten jedoch verdorben, kann das für die Fische tödliche Folgen haben. Das ist bei Tieren, die nicht selten zu Stückpreisen von 50 Euro und mehr gehandelt werden, auch ein finanzieller Verlust. Weniger als 200 Liter sollte ein Diskus-Becken keinesfalls fassen.

Groß-Cichliden brauchen dagegen - ihr Name sagt es - viel mehrPlatz. Das Aquarium sollte mindestens 400 Liter fassen. «Ich kenne auch Aquarianer, die einen Teil ihres Kellers zum Aquariumumfunktioniert haben», sagt Bitter. Zu den Vertretern der sogenannten Bullenklasse gehören Fische der Gattung Vieja, die bis zu 50 Zentimeter groß werden. Egal auf welche Art die Wahl fällt -wichtig ist, dass der Aquarianer sich vorher eingehend informiert: «Gute Möglichkeiten dazu bieten Vereine», sagt Claus Schaefer.

Auch für kleine Aquarien geeignet: Schmetterlingsbuntbarsche lassen sich paarweise gut in einem 60-Liter-Becken unterbringen. (Foto: dpa)
Auch für kleine Aquarien geeignet: Schmetterlingsbuntbarsche lassen sich paarweise gut in einem 60-Liter-Becken unterbringen. (Foto: dpa)
F. Bitter/Aquaristik aktuell
Unterschlupf gesucht: Buntbarsche aus dem Malawi-See schätzen in der Regel Felsaufbauten mit vielen Höhlen und Spalten. (Foto: dpa)
Unterschlupf gesucht: Buntbarsche aus dem Malawi-See schätzen in der Regel Felsaufbauten mit vielen Höhlen und Spalten. (Foto: dpa)
F. Bitter/Aquaristik aktuell