Tierhaltung Tierhaltung: Koi oder nicht Koi?

Hamburg/Krefeld/dpa. - Denn die Frage, die sich angehende Zierkarpfen-Halter vor dem Kaufder ersten Fische stellen sollten, lautet: Koi oder nicht Koi?
Mit einem Gartenteich habe ein Teich für Koi nicht viel gemein,sagt Willy Quillmann, Vorsitzender des größten deutschenZierkarpfen-Vereins «Koi Liebhaber am Niederrhein» (KLAN) in Krefeld.Während ein Gartenteich meist flach auslaufende Uferzonen hat, indenen Schilf wächst und sich Amphibien verstecken, gleiche einKoiteich eher einem Open-Air-Aquarium. Auf der gegebenen Fläche giltes, den Zierfischen, die zusammen mit dem Speisekarpfen zur ArtCyprinus carpio gehören und bis zu einem Meter lang werden können,möglichst viel Wasservolumen anzubieten. Die Ufer fallen dadurchmeist sehr steil aus, so dass der Teich eher einem Fischbeckengleicht.
Ein Problem ist laut Willy Quillmann häufig die Fischdichte imTeich. «Anfänger wollen meist zu viele Fische in einem Teich halten»,rät der Experte. Für die Besatzdichte eines Koiteiches gilt dieFaustregel: Ein Koi auf einen Kubikmeter - 1000 Liter -Wasservolumen. Bei sehr großen Fischen entsprechend mehr. EinKoiteich sollte mindestens 15 000 Liter Volumen haben und zwei Metertief sein. Das entspricht etwa einer Größe von dreimal zweieinhalbMetern. Solch ein Teich bietet Platz für etwa 15 Fische.
Aus Rücksicht auf die Tiere macht sich Quillmann aber für wenigervolle Teiche stark: Je mehr Wasser pro Fisch zur Verfügung stehtdesto besser. Schließlich schwimmen die Koi in ihrer eigenenToilette. Unverzichtbar ist aus diesem Grund eine leistungsstarkeFilteranlage. Denn sonst leben die Fische, die als gute Karpfen denBoden durchwühlen, im Trüben. Die Filteranlage kann nie groß genugausfallen, da sämtliche Ausscheidungen ins Wasser abgegeben werden.Das Volumen des Filters sollte mindestens einem Drittel desTeichvolumens entsprechen. Ein 15 000-Liter-Teich benötigt also einenFilter von mindestens 5000 Litern.
Bewährt hat sich die Kombination von mechanischer und biologischerFilterung. In der ersten Reinigungsstufe werden vor allem Kot undFutterreste entfernt. Wichtig für die Effektivität der Filteranlageist ein Bodenablauf: Der Filter saugt das Wasser an der tiefstenStelle des Teiches ein. In einem zweiten Schritt bauen spezielleFilterbakterien die gelösten Ausscheidungen ab. Gegen übermäßigesAlgenwachstum helfen zudem Wasserpflanzen, die dem Wasser Nährstoffeentziehen. Das Ergebnis solcher Bemühungen sollte kristallklaresWasser sein.
Billig ist das alles nicht: Als Faustregel für den Bau einesTeiches gilt Quillmann zufolge auch im Euro-Zeitalter: «Pro LiterWasservolumen eine Mark.» Ist der Teich vorbereitet, stellt sich dieFrage nach den Fischen. Angeboten werden Koi aus deutscher Nachzucht,aus Israel, Südafrika oder dem Mutterland Japan. Die Fische ausFernost sind zwar etwas teurer. Zehn Zentimeter lange Japan-Koi gebees aber auch schon für 20 Euro, sagt Importeur Thomas Sieling vomKoi-Zentrum Hamburg.
Thomas Sieling warnt Koi-Käufer davor, bei verschiedenen Händlerndie möglichst billigsten Fische zu kaufen. Denn die Schnäppchenjagdkann sich schnell als Eigentor entpuppen: Scheinbar gesunde Koikönnen ein Herpesvirus in sich tragen, das ansteckend ist und seinOpfer in neun von zehn Fällen tötet. Mit einem DNA-Tests könne dasVirus festgestellt werden. Hundertprozentig sicher sei der Test abernicht. «Bei billigen Fischen kann der Züchter nicht den Aufwandbetreiben, der notwendig ist, um Herpesfische auszufiltern», sagtSieling. Interessenten sollten sich besser bei Koi-Haltern in derNähe umhören und einen Händler auswählen.
«Wenn es geht, sollte es ein spezialisierter Koi-Händler sein, derauch von einem Tierarzt betreut wird», sagt Achim Bretzinger,Fachtierarzt für Fische in Lauingen (Bayern). «Den seriösenKoi-Händler erkennt man daran, dass er getrennte Becken und für jedesBecken auch separate Kescher und Eimer hat.»
Der Kunde sollte den Eindruck bekommen, dass sich der Händler denmöglichen gesundheitlichen Gefahren für die Fische stellt. Beipreisgünstigen Fischen aus dem Baumarkt sollte zumindestsichergestellt sein, dass der Baumarkt seine Tiere nur von einemGroßhändler bezieht, der dann die Verantwortung für die Gesundheitder Tiere übernehmen kann.
Um keine Krankheiten in einen bereits mit Koi besetzten Teicheinzuschleppen, rät Bretzinger, nie den einmal ausgesuchten Händlerzu wechseln. Neue Fische sollten mindestens drei Wochen in einem mitTeichwasser gefüllten Quarantänebecken beobachtet werden. Kois mitanderen Fischarten wie Goldorfen oder Goldfischen zusammen zu halten,kann Bretzinger nicht empfehlen. Gegen einige Koi-Parasiten helfennur Medikamente, die Goldfische töten können.
Thomas Sieling nennt noch einen weiteren Grund, der gegen eineFischsuppe im Teich spricht: «Der Koi wird, wenn er größer ist, sehrzahm. Allerdings nur, wenn keine Unruhestifter wie Orfen im Teichsind.»