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Intime Fotos per Handy Intime Fotos per Handy: Sexting kann dich berühmt machen

19.02.2014, 12:18
Die Plakatkampagne von Pro Juventute.
Die Plakatkampagne von Pro Juventute. Pro Juventute Lizenz

Sie ist nackt, posiert für die Kamera und trägt eine Scherpe mit der Aufschrift: "Mein-Ex-hat-mein-Foto-geteilt". Mit dieser Kampagne will die Schweizer Stiftung Pro Juventute Jugendliche über Sexting aufklären. Vor dem Hintergrund dieser Kampagne veröffentlichte Pro Juventute eindeutige Plakate, auf denen junge Menschen nackt vor der Kamera posieren, nur mit einer Scherpe bedeckt. Die Bilder sollen abschrecken.

Der Ausdruck Sexting setzt sich aus den beiden englischen Wörtern ‚sex‘ und ‚texting‘ zusammen und bezeichnet den Austausch selbst produzierter intimer Fotos von sich oder anderen via Internet oder Mobiltelefon.

Das gewollte oder ungewollte Verbreiten von Fotos oder Videos sexueller Art durch Jungen und Mädchen, wird in der heutigen Zeit immer mehr zum Problem. Nicht selten führt die Verbreitung zu Mobbing der Betroffenen. Manchmal gelten die Fotos als Liebesbeweis, je schöner ich mich darstelle, desto attraktiver bin ich für einen Partner. Der Gedanke dabei ist, dass man die Reaktion des anderen nicht sieht, aber man hofft auf eine positive Reaktion. Manchmal ist es auch eine Mutprobe oder Gruppenzwang. Jungen fotografieren ihr Geschlechtsteil und üben Druck damit auf andere aus, das Gleiche zu tun. Mädchen verschicken Fotos von ihren Brüsten, um zu vergleichen, welcher Busen größer ist. Szenen, die nur so vor naiver Jugendlichkeit strotzen.

Illegal ist das an sich nicht. Die Legalität ist aber dann überschritten, wenn der Empfänger der intimen Bilder diese an andere weiterleitet, ohne dass der ursprüngliche Absender sein Okay dazu gegeben hat. Eine solche unerlaubte Verbreitung verletzt das Urheberrecht, verstößt vor allem aber gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Die Betroffenen können ihre Ansprüche über eine Einstweilige Verfügung durchsetzen. Nimmt derjenige, der für das Hochladen der Bilder verantwortlich ist, die Bilder trotz einer solchen Verfügung nicht von seiner Seite, drohen ihm saftige Ordnungsstrafen von bis zu 250.000 Euro. Auch Schmerzensgeld kann verlangt werden.

Umfangreiche Studien für Deutschland liegen nicht vor, aber man kann mit aller Vorsicht die Daten aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien heranziehen: Dort hat jeder Vierte schon einmal freizügige Handyfotos von sich an den Partner, den Flirt oder einen Freund gesendet. Eine Umfrage der FH Merseburg unter ostdeutschen Schülern kam zu dem Ergebnis, dass 19 Prozent der Mädchen und 11 Prozent der Jungen schon einmal erotische Fotos und Filme von sich produziert und verschickt haben, schreibt die FAZ.

Das Problem bei der ganzen Sache: Wenn die Fotos unbefugt weitergeleitet werden, hat sie schnell die ganze Klasse, die Bilder bleiben verfügbar. Beleidigungen oder Mobbing können die Folgen sein. Schädlich ist die Existenz solcher Fotos im Netz auch bei der Arbeitssuche.

Werden die Fotos wirklich gelöscht?

Damit es erst gar nicht soweit kommt, nutzen viele Teenager die App "SnapChat" zum Versenden von Fotos. Bei der App sollen Bilder und Videos, die man verschickt, nur wenige Sekunden bei Freunden angezeigt und dann automatisch gelöscht werden. Aber hält die App auch, was sie verspricht? Sind die möglicherweise intimen Dateien dauerhaft gelöscht? Laut der medienpädagogischen Plattform "handysektor.de" kann SnapChat sein Versprechen nicht einlösen. Ein Blick in die Datenschutz-Richtlinien der Anwendung offenbart, dass es anscheinend doch möglich ist, sich Zugang zu bereits gelöschten Schnappschüssen zu verschaffen.

Das Portal fand heraus, dass die Fotos nach Ablauf des Countdowns nicht zerstört werden, ohne Spuren zu hinterlassen. Denn die Dateien werden lediglich mit einer anderen Dateiendung versehen und können nun von Galerie-Apps auf Smartphones und Tablets nicht mehr gelesen werden. Eine Person, die über technisches Know-how verfügt, kann sich aber mühelos Zugriff zu den gelöscht geglaubten Bildern verschaffen. Doch auch ohne technisches Know-How kann man Bilder in SnapChat sichern, indem man einen Screenshot erstellt.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man auch bei dieser angeblich sicheren App auf das Versenden von Nacktbildern und intimen Aufnahmen verzichten.

Es gibt auch einige Tipps, die man im Umgang mit SnapChat befolgen kann, um sich selbst zu schützen:

Wichtig ist aber auch, dass Eltern, Freunde und Lehrer über die Gefahren der Cyberbelästigung aufklären. Auf ihrer Seite bietet die Schweizer Kampagne zudem einen Cyber-Risiko-Check an, der das Facebook-Profil untersuchen soll. (cp)