Symbole für Giftstoffe Symbole für Giftstoffe: Alles was sie über die Giftwarnzeichen wissen müssen

Es sind nur kleine Zeichen auf der Rückseite einer Flasche, aber sie können Leben retten: Ausrufezeichen auf dem Putzmittel, ein toter Fisch auf einem Spray - es gibt sie schon, aber noch versteht nicht jeder diese Symbole: Laut einer Umfrage des Online-Elternforums der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder weiß nur ein Drittel der Befragten Bescheid. Solche Gefahren- oder Warnzeichen waren früher orange. Seit einigen Jahren setzen die Hersteller auf ein System mit neuen Symbolen. Inzwischen sind sie Pflicht.
Wofür stehen die Gefahrensymbole?
Sie informieren über Gefahren, die von dem Umgang mit den Produkten ausgehen können. Gefährliche Eigenschaften sind etwa, dass ein Produkt ätzend, leicht entzündlich oder reizend ist. So kann ein Imprägnierspray für Schuhe ein entzündliches Treibmittel enthalten. Es ist ersichtlich an dem Flammensymbol. Oder ein Toilettenreiniger enthält Zitronensäure, die die Haut bei längerem Kontakt reizen kann.
Warum wurden die Symbole verändert?
Die Vereinten Nationen haben ein System zur Kennzeichnung chemischer Stoffe und Gemische festgelegt. Mit dem Global Harmonisierten System (GHS) sollen diese Symbole weltweit vereinheitlicht werden. Alle weiteren Länder, die solche Zeichen einführen wollen, können sich beteiligen. Darüber hinaus sollen die bisher unterschiedlichen Systeme zur Kennzeichnung beim Transport und der Lagerung einander angenähert werden. Daher werden die neuen Symbole auch eine Rautenform haben. Man kenne sie bereits von Zügen oder Transportern, erklärt Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.
Was hat sich eigentlich geändert?
Bisher gab es quadratische Zeichen mit schwarzen Zeichnungen auf orangefarbenem Grund. Die neuen Piktogramme bleibe zwar schwarz, aber der Hintergrund müsse weiß sein und das Ganze rot umrandet werden, erläutert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Und die Symbole stehen auf einer Spitze.
Ein paar der bisherigen Bilder haben sich außerdem verändert. Es ist zum Beispiel das schwarze X verschwunden. Es stand bisher für reizende Stoffe oder für Mittel, die gesundheitsgefährdend sind, wenn man sie verschluckt. Dafür gibt es nun ein Ausrufezeichen. Es bedeutet zum Beispiel: Achtung, das Mittel kann die Augen reizen. Ein Symbol mit dem Umriss eines Oberkörpers kann bedeuten, dass eine Gesundheitsgefahr besteht, wenn das Mittel in flüssiger Form in die Lunge gelangt.
Die Flamme für entzündliche Mittel und ein Zeichen für ätzende Stoffe mit einer Hand, auf die etwas geschüttet wird, sind nur leicht überarbeitet worden. Ein toter Fisch mit Baum steht für Umweltgefahr. Produkte, die einen Totenkopf tragen, darf es in Deutschland nicht frei zugänglich in Regalen geben. Für sie gelten besondere Regelungen, zum Beispiel, dass sie nicht an unter 18-Jährige ausgehändigt werden dürfen. Die Abgabe in der Selbstbedienung ist verboten.
Es kann auch sein, dass ein Produkt jetzt neu ein Warnzeichen tragen muss - ohne dass sich seine Zusammensetzung geändert hat. „Die Regelungen sind strenger geworden“, erklärt Glassl. So wurden die unterschiedlichen Vorgehensweisen verschiedener Länder angeglichen. In den USA zum Beispiel sind die Angaben eher immer etwas alarmierender als in Europa, das wurde übernommen.
Wie wird garantiert, dass die Risiken richtig verstanden werden?
Es stehe immer auch eine Erläuterung neben den Symbolen, erklärt Glassl. Etwa: Verursacht Hautreizungen. Und es gibt Signalworte: „Gefahr“ steht für höhere Risiken und „Achtung“ für niedrigere Risiken. Viele Hersteller geben auf der Verpackung freiwillig noch Handlungsanweisungen wie Tipps für den Notfall. „Wenn ich unsicher bin, sollte ich den Hersteller kontaktieren“, rät Glassl. Auf den Produkten finden sich meist Servicenummern. Wichtig ist auch zu wissen, dass sich die Warnhinweise immer auf das unverdünnte Produkt beziehen.
Für welche Produkte sind die neuen Symbole inzwischen Pflicht?
Jetzt müssen die Warnzeichen auch für Produkte, die mehr als einen Inhaltsstoff haben, verwendet werden. Das trifft auf viele Wasch- und Reinigungsmittel, Lacke, Farben, Kraft- und Klebstoffe zu. Seit 2010 gelten die Gefahrenzeichen bereits für Produkte, die nur einen Inhaltsstoff haben. Grassl nennt reines Soda, reine Zitronensäure und Grillanzünder als Beispiele.
Was, wenn noch Produkte mit den alten Symbolen im Handel auftauchen?
Sie dürfen laut Grassl noch bis Mitte 2017 verkauft werden. Nur was ab dem 1. Juni 2015 produziert wird, muss die neuen Abbildungen tragen.
Worauf sollten Käufer achten?
„Es ist gut, wenn man alle Symbole kennt und beachtet“, sagt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus. „Zusätzlich rate ich, die Gebrauchsanweisung auf der Verpackung zu lesen. Wenn ich den Eindruck habe, dass zum Beispiel ein Reinigungsmittel gefährlicher ist, als mir lieb ist, kann ich nach Alternativen schauen.“
Haushalte mit kleinen Kindern sollten Produkte mit solchen Warnsymbolen beim Kauf besonders kritisch anschauen und sie sicher lagern. Dazu rät die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder. Putzmittel stehen oft im Schrank unter der Spüle oder auf dem Boden neben der Toilette - Orte, wo Kinder leicht damit spielen können. Am besten haben die Produkte kindersichere Verschlüsse. Und zum Beispiel Putzmittel sollten nie in Getränkeflaschen oder Lebensmittelbehälter umgefüllt werden. Das kann zu gefährlichen Verwechslungen führen.