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Spitze oder Blatt - Stecklinge richtig schneiden

Von Helga Panten 21.02.2008, 08:44

Bonn/dpa. - Schon eine Triebspitze kann ausreichen. Aber auch mit einem Stängelabschnitt klappt es, mit einem Blatt oder einem Blattstück: Die Regenerationskraft der Natur lässt aus einem Pflanzenteil eine neue, lebensfähige Pflanze heranwachsen.

Manchmal ist dafür ein wenig gärtnerisches Können nötig. Aber bei vielen Arten funktioniert die Vermehrung durch Stecklinge problemlos. Viele Voraussetzungen müssen für das Trennen des Triebes von der Pflanze aber erfüllt sein.

Bei einer Geranie zum Beispiel wird die Spitze des Triebs abgetrennt. Der neue Trieb sollte rund fünf Zentimeter (cm) lang und fest sein, aber noch nicht verholzt. Zu junge Stecklinge faulen leicht, zu alte brauchen sehr lange, um Wurzeln zu bilden. Pflanzen, die trocken gestanden haben, müssen sich daher erst wieder mit Wasser vollsaugen, bevor Stecklinge geschnitten werden können. Kränkliche Pflanzen eignen sich meist nicht als Mutterpflanzen.

Damit über die Blattmasse nicht zu viel Wasser verdunstet und keine Fäulnis durch mit Erde bedeckte Blattteile entsteht, werden die untersten Blätter des Stecklings entfernt. Danach wird das Ende des Stängels drei bis vier Millimeter (mm) unter dem letzten Knoten gerade abgeschnitten. Der Knoten selbst darf auf keinen Fall verletzt werden, denn in ihm konzentrieren sich später die Wachstumshormone, die die Wurzelbildung des Stecklings stimulieren. Gesteckt wird in einen Topf oder eine Kiste mit feuchter, aber auf keinen Fall nasser Anzuchterde. Die Stecklinge wandern etwa ein bis zwei cm tief in die Erde.

Der fertig besteckte Topf oder die Kiste bekommt eine gut abschließende Plastikhaube und wird an einen warmen, hellen - aber nicht sonnigen - Platz gestellt. Dank der feuchten Erde bildet sich eine «gespannte Atmosphäre», wie Gärtner sagen. Das heißt, die Luft ist mit Feuchtigkeit gesättigt. Die Stecklinge verdunsten kaum und bleiben auch ohne Wurzeln prall.

Nach zwei bis drei Wochen zeigen Stecklinge mit einer straffen Haltung und einsetzendem Wachstum, dass sich Wurzeln gebildet haben. Sie brauchen dann keine Folie mehr und dürfen sich langsam an die für sie normalen Temperaturen gewöhnen. Bald setzt dann ein zügiges Wachstum ein.

Bei vielen Pflanzen ist diese Vermehrung über Triebspitzen - sogenannte Kopfstecklinge - Standard. Millionenfach werden Pelargonien, Fuchsien, Strauchmargeriten, Astern, Chrysanthemen, Buchsbaum, Eiben, Besenheide und vieles andere so vermehrt. Der Vorteil sind sortenechte Nachkommen, also genetisch völlig mit der Mutterpflanze identische.

Begabteren Gärtnern gelingt die Vermehrung durch Blattstecklinge oder Blattstücke. Ersteres gilt als gängige Vermehrungsmethode bei Usambaraveilchen und Sedum-Arten. Aus jedem sauber und vollständig abgezupften Blatt kann sich eine neue kleine Pflanze entwickeln. Die Blattstängel werden lediglich leicht schräg in das Substrat gesteckt. Begonien und Drehfrucht (Streptocarpus) lassen sich willig aus Blattstücken vermehren. Dazu wird das Blatt mit einem scharfen Messer quer zur Hauptader in rund zwei cm breite Stücke zerschnitten. Die Teilstücke werden mit dem unteren Ende der Hauptader in das Substrat gesteckt. Notfalls helfen ein paar Hölzchen dabei, sie zu fixieren.