Singleküche Singleküche: Junge Leute kochen am liebsten ohne Aufwand
Hamburg/München/dpa. - Der Dienstagabend ist Melanie Vogt heilig. «Ich treffe mich mit einem Freund und einer Freundin zum Kochen», erzählt die 27-jährige Politikwissenschaftlerin aus Hamburg. Mit dieser Gewohnheit liegt Melanie Vogt im Trend.
Experten bestätigen: Kochen ist bei jüngeren Menschen wieder in - wenn auch in bestimmten Grenzen. Zwar bleibt in Singleküchen die Küche immer öfter kalt, wie es in einer Studie des Zukunftsinstituts in Frankfurt heißt. Doch zu besonderen Gelegenheiten stellen sich auch junge Menschen an den Herd und zaubern Speisen von raffinierten Nudelkreationen bis hin zum mehrgängigen Menü - ohne Angst vor dem abstürzenden Soufflé oder dem zerkochten Fisch. «Das hat während des Studiums angefangen und jetzt machen wir das weiter», erzählt Melanie Vogt. Manchmal kommen einfache Gerichte auf den Tisch, «und wenn wir gut sind, machen wir auch mal ein Menü, jeder einen Gang.»
Auch die Kochbuchverlage verzeichnen eine verstärkte Nachfrage nach einschlägiger Literatur. «Besonders die Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre haben die jungen Leute wieder zurück an den Herd geführt», sagt Catharina Wilhelm vom Verlag Gräfe und Unzer (GU) in München.
«Es gibt zwei Sorten von Gerichten, die gekocht werden: Leibgerichte und solche, die man vom Weggehen kennt», sagt der Kochbuchautor Sebastian Dickhaut aus München. Ansonsten gehe der Trend aber vom aufwendigen Kochen weg. «Am besten ist, wenn alles in einem Topf gekocht werden kann: Kartoffeln, Fleisch, Gemüse. Darum sind Aufläufe und der Wok so populär», sagt der gelernte Koch. In seinen Rezepten hat er den Anforderungen zum Schnörkellosen Rechnung getragen: «Junge Leute kochen effektiver: die Rezepte müssen klar und einfach sein, das Kochen sofort gut klappen.»
Zwar seien die Essenszeiten nicht mehr so festgelegt. «Aber selbst wenn man nur zwei Platten hat, will man damit mal was machen.» Hauptsächlich kochten beispielsweise Studenten Nudeln und Gemüse, «Fleisch ist auf dem Speiseplan ziemlich runtergefallen», hat Dickhaut festgestellt.
Je jünger die Personen und je kleiner die Haushalte sind, desto seltener wird gekocht, heißt es in der Studie des Zukunftsinstituts, die von der Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler erstellt wurde. Doch wenn gekocht wird, dann im geselligen Kreis: «Essen wird verstärkt mit Freunden, Geschäftspartnern, Arbeitskollegen genossen und findet nicht mehr notwendigerweise am familiären Tisch statt.»
Ob für eingeladene Freunde oder für ein Single-Abendessen - einige Regeln gibt die Diätassistentin Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik in Aachen den kochenden Studenten mit auf den Weg. «Wichtig ist, immer mit frischen Zutaten zu kochen, die am besten auf dem Markt gekauft werden.» Zusatzstoffe hingegen hätten in Lebensmitteln nichts zu suchen: «Alles, was E-Nummern hat, sollte man gar nicht erst kaufen.»
Allerdings rät die Fachfrau nicht pauschal von allen Fertigprodukten ab. «Manche Tüten, zum Beispiel für Salatsoßen, erleichtern die Zubereitung von Gerichten.» Morlo begrüßt, dass auch Verlage inzwischen die Zielgruppe Studenten und junge Leute entdeckt haben. «Kochen macht schließlich Spaß und schmeckt viel besser als Tiefkühl oder Konserve.» Auf jeden Fall sei der heimische Herd eine gute Alternative zur Mensa, was gesunde und ausgewogene Ernährung angeht - «denn dort geht man ja doch eher in die Schlange mit den Pommes und der Currywurst, als sich am Salatbüfett anzustellen».
Melanie Vogt konnte sich nach dem Auszug aus dem «Hotel Mama» nicht so recht an die Mensa gewöhnen. «Das Essen ist zu lange warm gehalten und daher meist völlig verkocht, außerdem ist es mir meist zu fettig», sagt die 27-Jährige. Auch die schnelle Alternative stößt bei ihr nicht auf Gegenliebe: «Fertiggerichte schmecken mir nicht und sind auf Dauer zu teuer.» Also hat sie sich immer öfter an den heimischen Herd gestellt. «Für mich alleine kommen allerdings meist schnelle Gerichte auf den Tisch. Oft bestimmt der Zufall oder die Restelage in meinem Kühlschrank, was am Ende daraus entsteht.»