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Secco - Alternative zu Sekt und Wein

Von Jan Brinkhus 18.11.2008, 13:52

Mainz/Wiesbaden/dpa. - Er ist eine immer beliebtere Alternative zu Sekt und Wein: Der Perlwein oder auch Secco ist nach Einschätzung von Experten in Deutschland auf dem Vormarsch.

«Es hat mittlerweile fast jedes Weingut einen Perlwein oder einen Secco im Angebot», sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Mainz. «Secco ist mittlerweile ein Begriff», meint auch Wein-Fachmann Otto Schätzel vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Oppenheim. Dabei wird der bitzelnde Wein nicht nur zu Sommerpartys gereicht - er gilt inzwischen das ganze Jahr über als trendige Alternative zum Wein. Allerdings beschäftigt die streng geregelte Secco-Herstellung auch immer wieder die Weinstaatsanwälte - etwa, wenn Winzer mehr Kohlensäure als erlaubt zusetzen.

Sogar musikalisch verewigt wurde der Perlwein schon: «Das alles wär' nie passiert - ohne Prosecco», singt Annett Louisan. Gemeint ist in diesem Fall aber der italienische Perlwein «Prosecco frizzante». Nur er darf sich aus markenrechtlichen Gründen auch so nennen. In Deutschland zulässig ist nur die abgeleitete Bezeichnung Secco mit einem Zusatz, etwa «Primasecco» an der hessischen Bergstraße oder «MoSecco» an der Mosel, wie Büscher erläutert. Im Rheingau hat eine Gruppe junger Winzer einen anderen Weg gewählt und ihren Perlwein «Rheingauer Leichtsinn» getauft.

In Zahlen ausdrücken lässt sich der Trend zum Secco aber nur schlecht, da die erzeugte Gesamtmenge nicht statistisch erfasst wird. Belegt ist aber die Menge an deutschen Perlweinen, die einer bestimmten Qualitätsprüfung unterzogen werden. Laut DWI waren das im vergangenen Jahr gut 11 000 Hektoliter, knapp ein Fünftel mehr als noch ein Jahr zuvor.

Der Verband der Perlwein-Hersteller sieht die derzeitige Entwicklung ebenfalls positiv. «Secco ist interessant, aber ein Nischenprodukt für den Winzer», sagt Präsident Adolf Lorscheider. Das leicht perlende Produkt liege genau zwischen Wein und Sekt. Er hoffe, dass sich der Secco wie einst das Medium-Mineralwasser etablieren könne. Dies sei für die gesamte Branche positiv.

Warum gibt es also immer mehr Secco? « Da kommen viele Punkte zusammen. Es passt in die Zeit», meint Wein-Fachmann Schätzel. Einen Grund sieht er darin, dass vor allem jüngere Winzer in die Verantwortung gekommen seien und nun versuchten, ihre Produktpalette zu erweitern. Der Begriff «Secco» stehe außerdem für eine Art Urlaubsgefühl.

Ein wesentlicher Anreiz für die Winzer könnte auch in der Herstellung liegen, die beim Secco deutlich einfacher ist als beim Sekt. Beim Sekt ist eine zweite Gärung in der Flasche Voraussetzung, was die Produktion aufwendiger macht. Beim Secco kann die Kohlensäure von außen zugesetzt werden.

Außerdem muss beim Secco keine Rebsorte angegeben werden. Es lassen sich also Sorten verarbeiten, die sich als Wein vielleicht nicht so gut verkaufen, wie beispielsweise Scheurebe. «Das sind objektiv gute Trauben», versichert Schätzel. Perlweine dürfen im Unterschied zum Sekt außerdem höchstens einen Druck von 2,5 bar haben. Sonst wird Sektsteuer fällig, die derzeit immerhin bei gut einem Euro pro 0,75-Liter-Flasche liegt.

Immer wieder müssen aber die Wein-Staatsanwälte eingreifen, weil dagegen verstoßen wird. Seit 2004 habe es rund 130 Verfahren gegeben, sagt Gerald Herrbruck von der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach, die sich schwerpunktmäßig mit Kriminalität rund um den Wein befasst. Bei der großen Zahl von Winzern sei das aber nicht unverhältnismäßig viel. Als eine Zeit lang Dornfelder in Mode war, habe es im Zusammenhang mit dieser Rebsorte auch einige Verfahren mehr gegeben.

Noch springen aber selbst Obstbauern auf den Secco-Zug auf und bieten etwa einen Kirschsecco an. Wie Ernst Büscher vom DWI berichtet, «verperlen» mittlerweile auch schon einige Winzer Traubensaft und verkaufen ihn dann als alkoholfreien «Kinder-Secco».