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Schnullerbaum & Co. Schnullerbaum & Co.: Wie gewöhne ich meinem Kind den Schnuller ab?

Von Eva Dorothée Schmid 07.01.2015, 09:22
Kein Kind gibt den Schnulli freiwillig ab. Dafür braucht es Geduld und Methode.
Kein Kind gibt den Schnulli freiwillig ab. Dafür braucht es Geduld und Methode. imago/Petra Schneider stock&people

Experten empfehlen, dass ein Kind spätestens bis zum 2. Lebensjahr, jedoch allerspätestens mit 3 Jahren keinen Schnuller mehr nehmen sollte, denn ab diesem Alter ist die Gefahr sehr groß, dass es zu Kieferfehlstellungen kommt. Freiwillig geben allerdings die wenigsten Kinder ihren Nuckel her. Wie also den geliebten Schnuller abgewöhnen? Ein paar Tipps und Tricks zum Thema „Schnuller abgewöhnen“.

Wenn Kleinkinder, die schon alle Milchzähne haben, noch ständig den Schnuller im Mund haben, dann entsteht häufig ein lutschoffener Biss. Dabei klaffen die Schneidezähne auseinander und stehen vor. Normale Zischlaute sind nicht mehr möglich, das Kind fängt an zu lispeln. Bis zum dritten Lebensjahr gleicht das Wachstum oft Schäden durch Schnuller aus. Danach helfen oft nur noch teure Zahnspangen und die Behandlung beim Logopäden. Außerdem erschwert der Gebrauch eines Schnullers das Sprechenlernen.

Schnullerzeit früh einschränken

Eva Dorothée Schmid bloggt seit der Geburt ihres Sohnes als Mamaclever über alles, was werdende und frischgebackene Eltern wissen wollen. Als Journalistin legt sie dabei Wert auf gut recherchierte Texte, die Eltern wirklich weiterhelfen.

ist günstig, wenn die Eltern früh anfangen, den Schnuller-Gebrauch zu dosieren. Der Schnuller sollte dem Kind nur dann gegeben werden, wenn das Baby ihn wirklich braucht, als letztes Mittel, wenn keine andere Ablenkung hilft. Er sollte nicht einfach in Reichweite des Kindes herumliegen. Frühestens ab dem achten Lebensmonat macht es Sinn, dem Baby den Schnuller abzugewöhnen, denn in dieser Zeit wird der Saugreflex durch den Kaureflex ersetzt und das bisherige Saugbedürfnis wird zur Angewohnheit, die das Kind um so schwerer wieder los wird, je länger es am Schnuller nuckelt. In diesem Alter lässt sich der Schnuller oft noch gegen einen Beißring oder ein Schmusetuch tauschen, bei älteren Kindern ist der Abschied schwieriger.

Abschied vom Schnuller: Der erste große Verzicht

Psychologen raten davon ab, den Schnuller einfach wegzuwerfen. „Die Eltern müssen anerkennen, dass der Verzicht auf den Schnuller für das Kind ein Verlust ist, so wie ihn auch ein Raucher bei der Zigarettenentwöhnung empfindet“, sagt Andreas Engel, Psychologe, Psychotherapeut und stellvertretender Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Wann und wie der geliebte Schnuller verschwindet, muss auf jeden Fall mit dem Kind abgestimmt sein. „Es darf auf keinen Fall gegen seinen Willen erfolgen“, betont Engel. „Der Vertrauensverlust wäre zu groß“. Bei so einer wichtigen Trennung müssen die Kinder mitentscheiden dürfen. Schließlich ist der Abschied vom Schnuller für viele der erste große Verzicht. Und die Entwöhnung geht nicht von heute auf morgen, sie ist ein Prozess, der langsam von statten geht und in der Regel zwei bis vier Wochen dauert.

Auch logische Argumente funktionieren

Wichtig ist auch, dass das Kind beim Abgewöhnen des Schnullers keinen zusätzlichen Belastungen ausgesetzt ist. Ein ungünstiger Zeitpunkt ist sicher, wenn gerade ein Geschwisterchen zur Welt gekommen ist oder das Kind in der Kita eingewöhnt wird. Ein gemeinsamer Urlaub kann dagegen eine gute Gelegenheit sein, dem Kind den Schnuller abzugewöhnen, denn die vielen neuen Eindrücke können es von seinen bisherigen Gewohnheiten ablenken.

Sind die Kinder um die zwei Jahre alt, funktionieren oft logische Argumente. Mann kann ihm erzählen, wie toll es ist, dass ein so großer Junge oder ein so großes Mädchen seinen Schnuller nur noch selten braucht. Wenn ihr euer Kind nicht versteht, wenn es seinen Schnuller im Mund hat, bittet es ihn herauszunehmen. Oft vergessen Kinder dann auch einfach den Schnuller danach wieder in den Mund zu stecken.

Wenn man dann mal so weit ist, dass das Kind den Schnuller nur noch zum Schlafen braucht, kann man folgende Sachen ausprobieren.

Die Geschichte von der Schnullerfee

Viele Eltern erzählen ihrem Kind, dass es bald alle Schnuller abgeben muss, damit die Schnullerfee sie den neugeborenen Babys bringen kann, die sie viel nötiger brauchen. Das Kind legt seine Schnuller dann abends in eine Schale und darf sich was von der Schnullerfee wünschen. Am nächsetn Morgen liegt ein Geschenk in der Schale, die Schnuller sind abgeholt worden. Es gibt auch Bücher über die Schnullerfee, mit denen man das Kind auf die Schnullerfee vorbreiten kann. Alternativ kann auch der Nikolaus oder Osterhase den Schnuller mitnehmen und dafür ein Geschenk bringen.

Abschiedsritual: Den Schnuller vergraben

Eine weitere Möglichkeit, den Abschied vom Schnuller zu zelebrieren, ist ein Abschiedsritual. Man kann das Kind seinen Schnuller im Garten, im Park oder im Urlaub am Strand vergraben lassen. Wer will, gestaltet die Zeremonie ein bisschen feierlich mit Rahmenprogramm, zum Beispiel kann man die Großeltern einladen, Kuchen essen oder Luftballons steigen lassen. Wenn man sich für den Garten entscheidet, dann kann man an der Stelle, wo der Schnuller vergraben wurde, heimlich eine Blume oder sogar einen kleinen Baum einpflanzen, an dem dann ab und zu Kleinigkeiten hängen. Dann hat das Kind einen eigenen Schnullerbaum.

Schnullerbaum: Eine Tradition aus Dänemark

In Dänemark git es öffentliche Schnullerbäume in Parkanlagen, wo sich Kinder bei regelmäßigen Abschiedszeremonien von ihren Nuckis verabschieden. Auch in Deutschland wird die Tradition immer beliebter, es gibt inzwischen in zahlreichen Städten öffentliche Schnullerbäume, zum Beispiel in Münster, Bremen, Dortmund, Frankfurt/Main, Karlsruhe, Dresden und Berlin. Die Idee ist, dass das Kind die sonst eher problematische Trennung vom Schnuller mit einem positiven Erlebnis verbindet, da es den Schnullerbaum jederzeit besuchen und auf diese Weise auch an die Natur herangeführt werden kann. Es sieht, dass auch andere Kinder ihren Schnuller abgegeben haben. Begleitet wird der Abschied oft mit regelmäßig stattfindenden Kinderfesten, für das Aufhängen des Schnullers werden seitens der Veranstalter Hubsteiger zur Verfügung gestellt, mit denen das Kind seinen Schnuller selbst an einen Ast hängen kann. Im Anschluss erhält es meist ein kleines Geschenk oder eine Urkunde dafür.

Den Schnulli lieber an Tiere spenden oder einfach abschneiden? Lesen Sie weitere Tipps auf der nächsten Seite.

Schnuller an Tiere spenden

In Schweden gibt es einen Streichelzoo, der beim Schnuller abgewöhnen hilft. Die Kinder können ihren Schnuller in eine Tonne werfen und ihn den Tierbabys spenden. Die Kinder sehen also, dass die Abgabe ihres Schnullers einen guten Zweck erfüllt. Sie fühlen sich „größer“ und damit eher bereit dazu, auf den Schnuller zu verzichten. Bei Zahnärzten gibt es in Deutschland ähnliche Aktionen und die Kinder können ihren Schnuller zum Beispiel Stofftieren spenden.

Die Firma NUK hat auch eine Schnuller-Paten-Aktion ins Leben gerufen. Für jeden gespendeten Schnuller spendet Sie Geld an die Stiftung Lesen, die damit Projekte zur Leseförderung finanziert. Man kann den Schnuller per Post an NUK schicken, außerdem gibt es bundesweit acht Schnuller-Bäume.

Den Schnuller unattraktiv machen

Eine etwas umstrittene Methode ist es, dem Kind den Schnullergebrauch zu verleiden, indem man nach und nach immer mehr von der Schnullerspitze abschneidet bis der Schnuller so kurz ist, dass das genussvolle Nuckeln daran nicht mehr möglich ist. Alternativ kann man ein Loch in den Schnuller stechen, damit die Luft entweicht, was dann auch nicht mehr so viel Spaß macht. Allerdings ist es pädagogisch zweifellos sinnvoller, wenn das Kind versteht, warum es den Schnuller nicht mehr braucht und nicht nur auf ihn verzichtet, weil er ihm nicht mehr „schmeckt“.

Für ältere Kinder: Ein Antilutschkalender

Eigentlich dienen so genannte Antilutschkalender zum Abgewöhnen des Daumenlutschens, man kann sie aber auch zum Abgewöhnen des Schnullers einsetzen. Für jeden Tag, an dem kein Schnuller benötigt wurde, gibt es eine Sonne, für jeden Tag, wo der Schnuller doch zum Einsatz kam, eine Regenwolke. Man kann mit dem Kind vereinbaren, dass es für eine bestimmte Zahl von Sonnen eine Belohnung bekommt. Herunterladen kann man einen Antilutschkalender auf Internetseiten von Kieferorthopäden.

Mundvorhofplatten für schwere Schnuller-Junkies

Wenn ein Kind mit drei oder vier Jahren immer noch ein Schnuller-Junkie ist, dann kann eine Mundvorhofplatte vielleicht helfen. Sie besteht im einfachsten Fall aus einem starren oder elastischen Kunststoffschild, das im Mundvorhof (Raum zwischen Lippen bzw. Wangen und Zähnen) getragen wird und funktioniert quasi wie ein Schnuller ohne Sauger. Der Stoppi Entwöhnungs-Sauger ist in Apotheken erhältlich, laut Hersteller ist er für Kinder ab zwei geeignet, bei vielen funktioniert er aber erst, wenn die Kinder schon älter sind. Andere Mundvorhofplatten bekommt man vom Kieferorthopäden. Sie können auch schon entstandene Kieferfehlstellungen korrigieren.

Buchtipps zum Thema „Schnuller abgewöhnen“.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf mamaclever.de.

Nicht mehr nur in Dänemark: Schnullerbäume gibt es inzwischen auch in Deutschland.
Nicht mehr nur in Dänemark: Schnullerbäume gibt es inzwischen auch in Deutschland.
imago/Stefan Balzerek stock&people
Den eigenen Schnulli an Kleinere abgeben - das motiviert Kinder zum Verzicht.
Den eigenen Schnulli an Kleinere abgeben - das motiviert Kinder zum Verzicht.
dpa Lizenz