«Schlosshotel Schkopau» «Schlosshotel Schkopau»: Ein Hauch Mittelmeer
Halle (Saale)/MZ. - Gleichmäßig, ruhig, fast langsam schwingt das Pendel hin und her. Ticken hier die Uhren ein wenig anders? Husch, husch, mal was auf die Schnelle? Nein, das geht gar nicht. So etwas widerspricht der Philosophie des Gastgebers: Kai-Ulf Sauske bewirtschaftet das historische Gemäuer. Auf Schloss Schkopau, speziell im Restaurant "Le Chateau" nimmt man sich Zeit: für die Zubereitung des Essens, zelebriert das Kredenzen des Weins, berät ausgiebig jeden einzelnen Gast. So viel Zuwendung ist selten - und kann genossen werden.
Das Ambiente des 2001 eröffneten Hotels stimmt erst einmal. 60 Plätze verteilen sich auf etliche offene Räume im Kerzenschein - gleich vor dem Fenster das üppige Grün der Bäume und bis zur Saale ist es nur einen Katzensprung weit. An den Wänden stimmen Bilder auf die 1000-jährige Geschichte des Schlosses ein. So macht es Freude, in den wohl geordneten Karten zu blättern.
Überraschung zu Beginn
Schon das Lesen der Angebote vermittelt einen ersten Eindruck, wie Chefkoch Danny Habel das Zepter im Küchengewölbe schwingt. Seine Empfehlung für Liebhaber der Gaumenfreunden fasst der Meister im Schloss-Menü zu schon recht erklecklichen 58 Euro pro Person zusammen.
Es beginnt mit einer Überraschung: einem kleinen, feinen Appetitshappen. Die Vielfalt kennt keine Grenzen. Der Kick: Welches Rezept dafür jeweils Pate steht, bleibt immer bis zuletzt ein Geheimnis. Liebe zum Detail zeigt sich beim anschließenden Carpaccio. Der Lachs ist in wirklich hauchdünne Scheiben geschnitten. Und der Mix aus Olivenöl und Gewürzen, eben nicht nur Pfeffer und Salz, verrät einen Sinn für das gewisse Etwas. Keine Übertreibung, eine gebratene Jakobsmuschel vermag diese Vorspeise auf den Stand einer Delikatesse zu heben. Entsprechend fällt freilich der Preis aus: Als Solo-Offerte kostet die maritime Kleinigkeit immerhin 14,50 Euro.
Der nächste Gang ist nichts für Suppenkasper: Da kommt nämlich ein Mix aus Basilikumschaum mit Tomate, Mozzarella und Balsamico auf den Löffel. An diesem Punkt ist übrigens Halbzeit im Menü. Bis dahin sind aber mindestens 45 Minuten, unterbrochen von dem einen oder anderen guten Schluck, vergangen. Ein optimal temperierter Müller-Thurgau aus dem Saale-Unstrut-Gebiet kann empfohlen werden.
Die zweite Runde beginnt mit einem Melonen-Sorbet. Was da aus dem Glas auf die Zunge wechselt, steht zuvor sechs Stunden auf Eis: Fruchtfleisch, Basilikumblätter, einiges an Sekt, alles fein püriert. Übrigens, aus manchem Trick macht der Küchenchef kein Geheimnis. Auf der Homepage im Internet findet sich das "Rezept des Monats". Jetzt im Juni geht es um ein gebratenes Havel-Zanderfilet auf warmen Auberginen.
Spezielles und Klassisches
Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen: Kochen mit dem Chef, so heißt es wieder am 21. Juli ab 18 Uhr. Interessenten können sich zu diesem Event anmelden.
Doch nun wird es spannend am großen und breiten Tisch unter den Ritterfiguren auf dem Sims. Der Grund: Es naht der Hauptgang. Die kulinarische Kulisse wechselt. Rotbarbe und Kalbsfilet, eingebettet auf zartem Gemüse - ein Hauch Mittelmeer schwebt nun im Raum. Süße Versuchungen zum Dessert, die das Essen abrunden sollen, sind in der Folge fast zu viel des Guten. Und damit wäre man wieder beim Ausgangspunkt: Zeit lassen.
Natürlich muss es nicht immer ein ganzer, langer Abend sein. Wer etwas später und auch noch unangemeldet erscheint, ist dennoch an der richtigen Adresse. Für den kleinen Hunger ist ein Toast mit Parmaschinken nebst Rucola und Spiegelei keine falsche Entscheidung. Das Pesto verrät Raffinesse und allein das lässt einem Feinschmecker den Preis gerechtfertigt erscheinen - 8,50 Euro.
Mit etwas Glück erwartet den Gast vielleicht auch eines der erst jüngst ausgezeichneten thematischen Buffets. Die jeweilige Saison liefert die Anlässe, beispielsweise Auftakt oder Ausklang der Spargelzeit. Anleihen bei regionalen Spezialitäten wie Rinderherz in pikanter Soße mit Perlzwiebeln und Champignons ergeben zusammen mit Klassikern - etwa mediterran angerichteten Schkopauer Mandelschaumsüppchen - eine Offerte, die wohl niemand gerne abschlägt.
Ja-Sagen ist übrigens recht häufig der Fall im Schlosshotel, das nicht selten in anderen Sparten zu den Wettbewerbssiegern zählt. So gehört das Haus seit diesem Jahr zu den zehn schönsten deutschen Hochzeits-Hotels.
Trauung in der Privatkapelle
Der Standesbeamte vollzieht die Zeremonie auf Wunsch im Kaminzimmer. Eine kirchliche Trauung ist in der Privatkapelle möglich. Arrangements gibt es in mehreren Stufen von Bronze bis Platin. Das Herrenhaus, das aus diesem Anlass mit Tausenden von Blumen geschmückt werden kann, bietet Platz für bis zu 300 Gäste.
Selbst für große Familienfeiern wie das Treffen derer von Trotha, denen fast 470 Jahre lang bis 1945 das Schloss gehörte, kann problemlos ausgerichtet werden. Erst drei Wochen liegt eine solche internationale Begegnung im Zeichen des Raben als Wappentier zurück. 136 Mitglieder der Sippe reisten aus aller Welt an. Als prominentester Besitzer des Schlosses gilt bislang Thilo von Trotha (1443-1514), Bischof von Merseburg, Rektor der Universität Leipzig und der Überlieferung nach auch Feinschmecker und Weinkenner.
Schlosshotel Schkopau
Adresse:
06258 Schkopau, Am Schloss
Telefon: 03461 / 749100
E-Mail: [email protected]
Öffnugszeiten:
Frühstück bis 10 Uhr
Mittagstisch 11.30 bis 14 Uhr
Kaffeetafel 14 bis 18 uhr
Abendessen 18 bis 23 Uhr