Schlechte Noten: Praktikum kann Lehrstelle bringen
Nürnberg/Berlin/dpa. - Jugendliche mit schlechten Noten in Mathe und Deutsch versuchen am besten, über ein Praktikum eine Lehrstelle zu bekommen. «Das ist die Chance, mit Leistung zu überzeugen», sagte Ilona Mirtschin von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Denn Bewerber mit schlechten Schulnoten würden häufig aussortiert. Während einer Praxisphase im Betrieb hätten sie die Gelegenheit, ihre Begabung zu beweisen und könnten mit persönlichem Einsatz punkten.
Wer wegen seiner schlechten Noten keine Lehrstelle findet, kann etwa an einer «Einstiegsqualifizierung» (EQ) teilnehmen: Dieses Langzeitpraktikum ist auf eine Dauer von sechs bis zwölf Monaten ausgelegt, wie Mirtschin erläutert. Jugendliche erhalten 212 Euro pro Monat. Die Teilnahme wird am Ende durch ein Zertifikat bestätigt. «Und die Zeit kann später auf eine Ausbildung angerechnet werden», erklärt Mirtschin.
Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages unter 15 000 Unternehmen beklagen knapp drei Viertel der Betriebe (74 Prozent), dass Lehrstellenbewerber nicht ausbildungsreif seien - unter anderem wegen fehlender schulischer Qualifikationen. Jeweils rund die Hälfte der Unternehmen bemängelt, dass Jugendliche zu schlecht in Mathe (50 Prozent) und in Deutsch (54 Prozent) seien.
Schwächen im Rechnen, Schreiben und Lesen müssen Mirtschin zufolge aber kein Ausschlussgrund sein, wenn Bewerber ansonsten einen guten Eindruck machen. «Wenn jemand zum Beispiel handwerklich begabt ist, denkt der Chef vielleicht trotzdem: Das kann was werden.» In solchen Fällen sollten Lehrlinge sich nicht scheuen, auch von sich aus auf Fördermaßnahmen hinweisen, rät Mirtschin. Ihr Deutsch könnten Jugendliche in sogenanntem Stützunterricht verbessern, den die Arbeitsagenturen zahlen - für den Betrieb und die Azubis ist er also kostenlos.
Solche Nachhilfekurse für Azubis sind keineswegs ungewöhnlich: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Betriebe organisiert der DIHK-Umfrage zufolge Nachhilfe für Lehrlinge. Und fast jeder dritte Betrieb (31 Prozent) nutzt die «ausbildungsbegleitenden Hilfen» (abH) der Arbeitsagenturen.