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Robinien Robinien: Prächtig blühende Verwechlsungsopfer

Von Helga Panten 04.05.2006, 14:50
Die Robinie ist ein fast perfekter Gartenbaum - wenn es sich um die richtige Sorte handelt. Zu diesen gehört Robinia pseudoacacia 'Frisia', zu erkennen am hellen Laub. (Foto: dpa)
Die Robinie ist ein fast perfekter Gartenbaum - wenn es sich um die richtige Sorte handelt. Zu diesen gehört Robinia pseudoacacia 'Frisia', zu erkennen am hellen Laub. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Eines haben alle Robinien gemeinsam: Sie werden fast immer alsAkazien bezeichnet. Das hat sich sogar im botanischen Namen für eine der Arten niederschlagen: Robinia pseudoacacia, Scheinakazie. Dabei sind Akazien hier zu Lande im Gegensatz zu Robinien nicht winterhart. Während letztere vom amerikanischen Kontinent stammen, sind Akazien in Afrika und Australien zu Hause.

Der Samen einer Gemeinen Robinie (Robinia pseudoacacia) gehörte zuden ersten, die den Weg von Amerika nach Europa antraten. Bereits um1600 keimte und wuchs sie bei Jean Robin, dem Hofgärtner HeinrichsIV., in Paris. Von ihm hat die Robinie auch ihren Namen.

Das filigrane Laub des Baums dürfte Robin und seinen Zeitgenossenvor allem anderen aufgefallen sein: Die bis zu 30 Zentimeter langenBlätter setzen sich aus jeweils 9 bis 19 hellgrünen Fiederblättchenzusammen. Unter ihrem Schirm entsteht kein dunkler Schatten wie unteranderen Laubbäumen. Außerdem treibt die Robinie vergleichsweise spätim Jahr aus, so dass die Sonne ungehindert durch ihre Zweige scheint,solange ihre Wärme noch begrüßt wird.

Zwischen Ende Mai und Anfang Juni kommen die ersten schneeweißenSchmetterlingsblüten zum Vorschein. In 10 bis 25 Zentimeter langenTrauben hängen sie herab und verströmen einen süßen Duft. Auf Bienenund Hummeln übt das magische Anziehungskraft aus - aus Sicht derInsekten nicht umsonst: Robinienblüten gehören zu den nektar- undzuckerreichsten. Der in der Folge gewonnene Honig bleibt langeflüssig, wird für seinen milden Geschmack geschätzt - und heißt nichtetwa Robinien-, sondern Akazienhonig.

Mit zickzackförmigen Zweigen und kräftigen Dornen wird die Robinieschnell 20 bis 25 Meter hoch. Je älter sie wird, desto stärker bildetsie Ausläufer. Bis zu 20 Meter weit streichen ihre Wurzeln flachunter der Erde. Am falschen Platz wird das lästig - Ingenieurbiologenschätzen es dagegen. Sie nennen den Baum Pioniergehölz und bepflanzenoft abrutschgefährdete Hänge oder trockene Standorte mit ihm.

Für das heimische Grundstück ist die Gemeine Robinie viel zu groß.Hier müssen es kleine Gartenrobinien sein. Eine besonders schöneSorte ist 'Casque Rouge' mit auffälligen purpur- bis violettrotenBlütentrauben. Sie wird als großer Strauch oder kleiner einstämmigerBaum gezogen. Schon vor der Blüte setzt sie sich mit bronzefarbenemAustrieb in Szene. Danach bringen die gelblichgrünen und bis zu 17Fieder tragenden Blätter Frische in den Garten.

Mit ähnlichen Farben umgibt sich im Juni die Borstige Robinie,Robinia hispida 'Macrophylla'. Sie blüht lilarosa an - der Name legtes nahe - borstigen Zweigen. Darf sie auf eigener Wurzel wachsen,wird sie zum wenig verzweigten Strauch, der meist nur eineinhalb biszwei Meter hoch wird. Er lässt sich gut als Spalierstrauch anHauswänden oder Gartenmauern ziehen. Die Borstige Robinie wird aberauch auf Robinia pseudoacacia veredelt. Dann wächst sie alszierlicher Baum.

Anmutig ist wohl der treffendste Begriff für Robinia pseudoacacia'Frisia'. Nach orangegelbem Austrieb im Frühjahr zeigen ihre Blätterbis zum Herbst ein schönes Goldgelb. Mit ausgewachsen 8 bis 10 MeternHöhe und schmaler Krone hat sie gerade noch Gartenformat.

Die dornenlose Kugelrobinie (Robinia pseudoacacia 'Umbraculifera')wächst mit feinen Trieben tatsächlich zur kugelrunden, später dannschirmförmigen Krone heran. Wie eine Skulptur steht sie im Garten undVorgarten. Notfalls hält sie es auch in einem großen Kübel aus, nurblühen kann sie nicht.

Einen Nachteil haben alle Robinien: Mit zunehmendem Alter wird ihrHolz brüchig. Nährstoffreicher Boden fördert diese Eigenschaft noch.Die Gartensorten 'Casque Rouge' und Robinia hispida 'Macrophylla'brauchen deshalb unbedingt einen windgeschützten Platz.

Brechen trotzdem Zweige ab, kann die Form des betroffenen Baumesmit einem kräftigen Schnitt korrigiert werden. Denn alle Robinienhaben ein sehr gutes Ausschlagvermögen. Die Kugelrobinie sollteohnehin nach spätestens 20 Jahren einen Rückschnitt bekommen. Dabeiwird das tote Holz im Inneren der Krone entfernt und der mit der Zeitimmer flacher gewordene Schirm neu in Form gebracht.