Tiroler Zugspitzarena Wo Familien willkommen sind und alte Burgruinen leuchten
In Berwang gibt es viel Wintersport. Aber nicht nur. Abseits der Pisten finden sich Bau- und Braukultur, wie der Dessauer Gastro-Chef eines der besten Familienhotels Österreichs verrät.

Sachsen-Anhalt ist überall. Selbst an einer Bar in der Tiroler Zugspitzarena. Im Kaiserhof macht Sebastian Seefeld gerade für Janosch und Damian einen Cocktail. Die Brüder dürfen aus gelben, blauen und roten Säften wilde Farbstrudel ins Glas zaubern, Früchte gekonnt auf dem Glasrand platzieren. „Und am Ende gibt es natürlich noch die Gummischlange“, sagt Seefeld, der aus Dessau-Roßlau stammt. Die Augen der Jungs werden riesengroß. Und bevor am Kindercocktail auch nur genippt wurde, ist die Gummi-Süßigkeit bereits im Mund verschwunden.
Seit 17 Jahren ist Sebastian Seefeld schon im Kaiserhof, mittlerweile leitet er den Gastrobereich. „Die Atmosphäre im Hotel, die gute Laune der Gäste, 365 Tage im Ferienmodus - das hat mich hier gehalten“, sagt der 41-jährige Sachsen-Anhalter. „Und selbstverständlich spielt die gigantische Landschaft auch eine große Rolle.“
„Wir sind natürlich ein Wintersportort“
Der zum Hotelverbund Familotel gehörende Kaiserhof liegt in Berwang, dem höchstgelegenen Ort der Zugspitzarena. „Wir sind natürlich ein Wintersportort“, sagt Inhaberin Isabel Kuppelhuber. Zum Skihang kann man vom Hotel direkt fahren. Raus aus der Tür, Bretter anschnallen und los gehts. Und wer noch Training braucht, bekommt in Berwang in einer der besten Skischulen Österreichs die komplette Skischul-Speisekarte beigebracht: Pizza (Schneepflug), Pommes (Parallelski) und Chicken Wings (Ski-Schwünge).

Das Wedeln durch den Schnee ist Berwangs wichtigste, jedoch nicht die einzige Seite. Das weiß auch Sebastian Seefeld. „Fahrt doch mal zu den Burgruinen – aber erst wenn es dunkel ist“, empfiehlt der Dessauer Cocktailmixer. Gesagt, getan. Nicht einmal 20 Autominuten sind es vom Kaiserhof nach Ehrenberg. Und dort befindet sich in einem engen Tal die Burgenwelt. Sie besteht aus vier Anlagen, zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. „Hier war die nördliche Grenze Tirols“, erklärt Armin Walch. „Die Festungen dienten dem Schutz und der Kontrolle des Handels.“
Armin Walch ist der Architekt der Burgenwelt. „Ende des 18. Jahrhunderts gingen die Burgen ein, wurden zu Ruinen“, erklärt er. Eigentlich sollten sie abgerissen werden, doch Walch und andere hatten eine bessere Idee: „Wir wollten Kultur und Tourismus hier zusammenbringen“, sagt er. Die Idee zur Burgenwelt war geboren. Viel Geschichte, viel Kunst, viel Theater und die Highline179 – eine der längsten Hängebrücken Europas – locken nun 350.000 Besucher pro Jahr an.
Die gesamte Festung ist illuminiert
Aber, warum empfahl Sebastian Seefeld eigentlich den Besuch bei Dunkelheit? Die Antwort lautet Lumagica. Den gesamten Winter über ist die Festung Ehrenberg illuminiert. Kanonen, Ritter und Fabeltiere erstrahlen im Licht. Ein funkelnder Genuss für die Augen, der in dieser Saison vom 17. November 2023 bis 25. Februar 2024 zu bestaunen ist.

Nach so viel Baukultur kommt noch etwas Braukultur genau richtig. Die findet sich in Rinnen, einem Ortsteil von Berwang. August Zobl errichtete dort 1995 die höchstgelegene Brauerei Tirols. Auf 1285 Metern gärt das Stadl-Bräu in den Zuständen hell, dunkel und Hefeweizen. „Die Leute trinken heute nicht mehr so viel wie früher“, sagt Zobl etwas ernüchtert. Angesichts des feinperligen Geschmacks der Hopfensäfte ist das allerdings kaum nachvollziehbar.
„Auf zur Fackelwanderung“
Mit einer Bierauswahl ausgestattet geht es zurück zum Kaiserhof. Dort wartet schon Geschäftsführer Alois Angerer und ruft: „Auf zur Fackel-Nachtwanderung“. Kinder dürfen selbstverständlich mit. Der Kaiserhof gehört, so sagen es Abstimmungen, mit seinen 83 Zimmern zu den besten Familienhotels Österreichs. Wieso das so ist, zeigt sich auch auf der von Alois Angerer charmant geführten Nachttour durch die Ostalpen. „Der Ortsname Berwang kommt von Bär“, erklärt er erst seriös, um dann für jedes Alter amüsant zu witzeln: „Wir haben hier auch heute noch viele Bären, nämlich Blaubären, Saubären und vor allem Urlaubär.“

Dann gleich noch ein Tipp, die Tiroler Dusche: „Man suche sich einen nach dem Schneefall einen kleinen Baum“, erklärt Angerer. „Haue einmal leicht dagegen und schon atmet man frei.“ Die Brüder Janosch und Damian probieren das, gestärkt von Gummischlage und Cocktail, sofort aus. Der erste sanfte Hieb, dann Nummer zwei: Und schon stehen zwei Schneemänner in der dunklen Tiroler Nacht, in der nur noch die Burgruinen leuchten.
Info: 60 Familotels in mehreren Ländern
Unter dem Label Familotel versammeln sich über 60 Hotels hauptsächlich in Deutschland und Österreich, aber auch weiteren Ländern. Kernzielgruppe sind Familien. Im Kaiserhof bedeutet das: Betreuung für die Kids ab dem ersten Lebensmonat. Hinzu kommen Spielbereiche, Badelandschaft und Wellnessoase.