Weihnachtsmarkt Weihnachtsmarkt: Mehr als Glühwein und kandierte Äpfel

Berlin/dpa. - Weihnachtsmärkte gibt es in Deutschland zuTausenden. Fast jede größere Stadt hat einen, die Landeshauptstädtevon Schwerin bis Stuttgart sowieso. Aber die großen sind nicht immerdie originellsten. Zwischen Holsteinischer Schweiz und Alpenrandmangelt es nicht an Alternativen.
Im hohen Norden ist der Weihnachtsmarkt von Lübeck über dieGrenzen Deutschlands hinaus bekannt: Genau genommen sind es sogarmehrere, die alle am 22. November eröffnen, rund um das Rathaus zumBeispiel. Aber es gibt im «Land zwischen den Meeren» noch vieleandere: Auf Sylt etwa haben die Weihnachtsmärkte in Orten wieKeitum, Kampen und Rantum ihren ganz eigenen Stil, nicht nur wegender friesischen Spezialitäten. Statt Tannenbaum ist hier oft der«Jöölboom» zu sehen, ein mit Figuren und Trockenobst geschmückterHolzbogen.
Eine besondere Atmosphäre hätten auch ländliche Weihnachtsmärktewie der auf Gut Basthorst im Herzogtum Lauenburg, sagt SabineNatebus von Schleswig-Holstein Tourismus: Dort zeigen an denAdventswochenenden Kunsthandwerker wie Schmiede oder Korbflechterihr Können.
Die «Fischer Wiehnacht» in Niendorf an der Ostsee erleben Gästeam letzten November- und ersten Dezemberwochenende. Dabei stehenskandinavische Weihnachtsbräuche im Vordergrund: Die schwedischeLichterkönigin Lucia lässt sich ebenso sehen wie der finnischeWeihnachtsmann Joulopukki. In Binz auf Rügen dreht sich beimWeihnachtsmarkt ein Dampfkarussell mit Kutschen und Pferdchen. Undauf dem «Alten Markt» mit Backstube und Puppentheater gibt es einWeihnachtspostamt. Der Weihnachtsmann nimmt dort selbst Wunschzettelentgegen, stempelt sie und stellt sie dem Christkind zu.
Ungewöhnlich ist auch der «Barocke Adventsmarkt» in Ludwigslust:Mitglieder des Barockvereins flanieren vom 25. bis zum 28. Novemberin Gewändern dieser Epoche zwischen den Marktständen, Stadtführer inhistorischen Kostümen zeigen die Besonderheiten dermecklenburgischen Kleinstadt. In Waren an der Müritz gibt es fürKinder eine Weihnachtsmann-Sprechstunde. Auch eine Wahrsagerinbietet beim Weihnachtsmarkt vom 10. bis 12. Dezember ihre Dienste anund verrät vielleicht, welche Wünsche tatsächlich erfüllt werden.
Hamburg sei zwar nicht das klassische Ziel fürWeihnachtsmarktbesucher, sagt der Tourismus-Sprecher der Hansestadt,Sascha Albertsen. Aber es gibt gleich zwölf davon - zum Beispiel denhistorischen auf dem Rathausmarkt. An der Binnenalster liegen dieDampfer der «Weißen Flotte» und verwandeln sich am 22. November inMärchenschiffe. Kinder können dort Weihnachtsgeschenke basteln,Kekse backen oder Theater spielen. Eine Alternative ist der SantaPauli-Weihnachtsmarkt auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn mitLivemusik, Varieté und Strip-Shows im Erotikzelt.
Auch wer im Dezember nach Berlin fährt, hat die Qual der Wahl:Weihnachtsmärkte gibt es zum Beispiel auf dem Platz vor dem Schlossin Charlottenburg, an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am«Kudamm», am Gendarmenmarkt und vor dem Berliner Rathaus. Start istjeweils am 22. November. Neben solchen Klassikern finden sich nochandere, die etwas ungewöhnlich sind: Rund um den Kollwitzplatzbeispielsweise gibt es an den Adventssonntagen - typisch für denPrenzlauer Berg - einen Advents-Ökomarkt. Und am Potsdamer Platzsind vom 22. November an täglich eine Eisbahn und eine Rodelbahn bisin die späten Abendstunden geöffnet.
Der Weihnachtsmarkt in Chemnitz gilt als einer der schönsten inSachsen: Eröffnet wird er am 26. November mit dem Anschneiden einesgroßen Weihnachtsstollens. Rund ums Rathaus gruppieren sich 200Holzhütten, in denen traditionelle Holzschnitzkunst aus demErzgebirge angeboten wird: Nussknacker, Engel und Bergleute zumBeispiel. Nicht zu übersehen sind die fünfstöckige, zwölf Meter hoheWeihnachtspyramide und ein fünf Meter hoher Schwibbogen.
In Meißen soll sich der historische Marktplatz in einen riesigenAdventskalender verwandeln, bei dem vom 1. Dezember an täglich einTürchen geöffnet wird. Und in Zwickau leuchten am 20 Meter hohenWeihnachtsbaum 500 Lichter über dem Markt, auf dem Holzspielzeug ausdem Erzgebirge zu den Besonderheiten zählt.
Den größten Weihnachtsmarkt in Thüringen hat die LandeshauptstadtErfurt: Mit seiner 25 Meter hohen Weihnachtstanne und einer 12 Meterhohen Weihnachtspyramide setzt er ebenfalls Maßstäbe. Viel kleinerist der Kugelmarkt in Lauscha, der Heimatstadt der Christbaumkugel.Er findet am letzten November- und am ersten Dezemberwochenendestatt. Gläserner Christbaumschmuck steht dabei im Mittelpunkt.Glasbläser zeigen, wie ihre kleinen Meisterwerke entstehen.
Weihnachtsmärkte gibt es auch in Rheinland-Pfalz zuhauf - großezum Beispiel in Trier und in Mainz. Als ungewöhnlich schön gilt derMarkt in Deidesheim an der Deutschen Weinstraße. Vor historischerKulisse bauen Goldschmiede, Holzschnitzer, Bäcker, Keramiker undEdelsteinschleifer ihre Stände auf. Besonders ist auch der Markt inMörz in der Eifel am ersten Dezemberwochenende: Für Kinder drehtsich dort das Dampfkarussell, Met wird im Kessel über offenem Feuererhitzt, Christstollen gibt es frisch aus dem Backhaus - und jedesJahr bekommt die Weihnachtskrippe im alten Spritzenhaus eine neueFigur, die einen der Dorfbewohner darstellt.
Der größte Weihnachtsmarkt Bayerns liegt in Nürnberg: VergangenesJahr kamen 2,9 Millionen Besucher. Den Ruf, zu den ältesten desLandes zu gehören, hat der Markt in Rothenburg ob der Tauber. Dortwird die Adventszeit schon seit dem 15. Jahrhundert mit demReiterlesmarkt gefeiert. Das Rothenburger Reiterle galt imMittelalter als Abgesandter einer anderen Welt, die im Winter mitden Seelen der Verstorbenen durch die Lüfte schwebt. In den Gassenrund um das Rathaus werden altdeutsches Weihnachtsgebäck und«weißer» Glühwein angeboten.
Zu den ungewöhnlichsten Weihnachtsmärkten Bayerns zähle der inDießen am Ammersee, sagt Peter Ferber von Bayern Tourismus.Vielleicht liegt das am radikalen Konzept der Organisatoren: DerMarkt am 4. und 5. Dezember kommt nicht nur ohne Musik aus demLautsprecher aus, sondern komplett ohne Strom. «Als Beleuchtung istnur Kerzenlicht erlaubt.» Wahrhaft besinnlich.