Putzteufel trifft Chaot: Wenn der Partner keine Ordnung hält
München/Willstätt/dpa. - In der einen Partnerschaft sind es die dreckigen Socken auf dem Boden und die Brotkrümel in der Sofaritze, in der anderen stört einen Partner der Putzfimmel des anderen. Unter Sauberkeit versteht fast jeder etwas anderes.
Oft wohnen Menschen mit unterschiedlicher Ordnungsvorstellung unter einem Dach, was der Harmonie in den vier Wänden ziemlich zusetzen kann. Ob Putzteufel und Chaoten, Vertuscher oder Pedant: Die meisten können nach Ansicht von Günter Keil einen Weg zueinander finden - wenn auch mit viel Anstrengung. Der Buchautor aus München hat sich mit den verschiedenen Verschmutzungs- und Putztypen auseinandergesetzt und zahlreiche Paare zu ihrer Vorstellung über Sauberkeit befragt. «Chaot und Pedant ist die schlimmstmögliche Kombination, da ist fast ein Kleinkrieg programmiert», fasst er seine Erkenntnisse zusammen.
Treffen in einer Ehe oder einer Wohngemeinschaft unterschiedliche Putzauffassungen aufeinander, helfe es, «durch die Blume» zu sprechen, sagt Keil. «Oft muss man versuchen, Verständnis zu heucheln. Dann kann man über die Hintertür seine Ideale anbringen.» Ist der Kleinkrieg um Ordnung und Sauberkeit bereits voll im Gange, könnten eigene Zimmer für jeden der Partner Abhilfe schaffen. «Jeder kann hier dann Chaot oder Pedant sein», sagt Keil.
Dass meist Frauen mehr zur heimischen Sauberkeit beitragen und Männer es oft erst als schmutzig empfinden, wenn es riecht oder klebt, ist laut Marianne Anselm keineswegs genetisch bedingt. «Männer waren es seit jeher gewohnt, dass die Mütter alles machen», sagt die Präsidentin des Landfrauenbundes Südbaden aus Willstätt. Natürlich gebe es auch Männer, die mehr auf Ordnung und Sauberkeit setzen als Frauen. Doch sie beschwerten sich häufig nur, legten selbst aber keine Hand an.
Streitereien können Paare durch Putzpläne entgegenwirken. «Man sollte absprechen, wer sich an was hält und wer was zu machen hat», rät Anselm. Wichtig sei, den Plan nicht nur über eine kurze Zeit zu pflegen. «Man darf nicht nachlässig werden.»
Bricht der Putzkampf dennoch aus, könnten auch drastischere Mittel sinnvoll sein. «Man kann dem Mann auch einfach mal sagen: Wenn er sich nicht an die Absprachen hält, gibt es Konsequenzen - zum Beispiel Putzstreik», sagt Anselm. «Frauen müssen es nicht akzeptieren, wenn der Mann nichts macht.»
Günter Keil rät, dem Partner den Spiegel vorzuhalten und im Notfall mit gezielten, trickreichen Provokationen zu arbeiten. Frauen könnten beispielsweise die gut sortierte CD-Sammlung ihres Gatten oder die Modelleisenbahn durcheinanderbringen. «In letzter Konsequenz nutzt manchmal aber nur die klare Ansage mit einem Ultimatum.»
Der Kampf gegen Keime im Bad oder Fussel auf dem Teppich kann nach Ansicht von Ulrike-Luise Eckhardt nur dann erfolgreich ausgefochten werden, wenn jeder freiwillig Lappen und Staubsauger schwingt. Von Zwang hält die Familientherapeutin aus Berlin nichts. «Dann bleibt das immer ein Streitthema.» Vielmehr sollten Frauen ihren Partner mit kleinen Gefälligkeiten locken - also zum Beispiel einem gemeinsamen Kinobesuch, wenn er im Gegenzug auch mal abwäscht.
Wer Faule von ihrer Mithilfe im Haushalt überzeugen will, braucht den Experten zufolge Einfühlungsvermögen. Eine Strategie könnte sein, den Putzmuffel beim Aufräumen zu unterstützen, sagt Keil. Gleichzeitig sollte die Frau dann aber einfordern, dass der Mann das Bad am Wochenende schrubbt. Oder man hilft dem Chaoten beim Ausmisten seines Papierstapels, besteht aber dann darauf, dass dieser in der Küche Töpfe und Pfannen abwäscht.
«Es ist möglich, dass man sich bei der Sauberkeit annähert. Es ist aber auch möglich, dass es ein Dauerstreitthema bleibt», warnt Keil vor allzu großem Optimismus, den anderen dauerhaft zu ändern. «Wenn der Streit zu stressig wird und genug Geld da ist, sollte man sich eine Haushaltshilfe nehmen», rät Eckhardt.
Literatur: Gisela Bruschek/Günter Keil: Schwamm drüber! Wie Putzteufel und Chaoten miteinander ins Reine kommen. Heyne, ISBN: 978-3-453-67012-9, 7,95 Euro