"Pink Lady": Keine Sorte sondern eine Marke "Pink Lady": Keine Sorte sondern eine Marke: Darum stehen beliebte Äpfel in der Kritik
Halle (Saale) - Es gibt sie in fast allen Supermärkten, man erkennt sie am pinken Herz-Logo: die Äpfel der Marke „Pink Lady“. Immer die gleiche Farbe, immer knackig und süß im Geschmack – bei den Kunden sind die Äpfel extrem beliebt. Doch bei Umweltschützern stehen sie immer häufiger in der Kritik. Warum eigentlich?
Schlechte Klimabilanz
„Pink Lady“-Äpfel kommen nach Angaben des Portals Utopia.de überwiegend aus Südeuropa und Südamerika. Bevor sie beim deutschen Verbraucher landen, legen in Chile angebaute "Pink Lady"-Äpfel so etwa mehr als 13.000 Kilometer zurück. Im Vergleich zu deutschen Äpfeln haben sie deshalb eine deutlich schlechtere Klimabilanz.
Abhängigkeit durch die „International Pink Lady Alliance“
Für Apfel-Bauern, die für „Pink Lady“ anbauen, gibt es strikte Auflagen: Laut Greenpeace müssen sie einem Club beitreten, Lizenzgebühren zahlen und bekommen Vorschriften, wie groß und wie rot die Äpfel zu sein haben. Viele Bauern machen sich mit dem Anbau von Äpfeln für Pink Lady zudem von der „International Pink Lady Alliance“ abhängig. Sie steckt hinter der Marke. Apfelbäume müssen teuer gekauft werden, zudem verpflichten sich die Bauern, die "Pink Lady"-Äpfel auch ausschließlich an die Pink Alliance abzugeben. Hof-Verkäufe oder Kooperationen mit Supermärkten sind nicht erlaubt. Das Risiko von Ernteausfällen tragen sie selbst.
„Pink Lady“ ist keine Apfelsorte, sondern eine Marke
An dieser Stelle muss mit einem Mythos aufgeräumt werden: „Pink Lady“ ist gar keine Apfelsorte! Die Bezeichnung ist vielmehr eine geschützte Marke. Die meisten „Pink Lady“-Äpfel entstammen der Sorte „Cripps Pink“. Sie ist eine effizient getrimmte Züchtung aus den Sorten „Golden Delicious“ und „Lady Williams“. Kaufen alle Verbraucher nur noch eine Sorte, werden keine anderen Apfelsorten mehr angebaut. Von den weltweit einst 3.000 Apfelsorten sind bereits jetzt etliche verschwunden.
Anfälligkeit für Krankheiten: Pestizide und Spritzmittel werden eingesetzt
„Pink Lady“-Äpfel sehen appetitlich aus und schmecken gut. Doch grundsätzlich gilt: Durch die Kreuzung und die genetische Verengung von Apfelsorten erhöht sich laut Greenpeace die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge. Um zu verhindern, dass die Äpfel Schorf zeigen, setzen die Bauern etwa massiv Pestizide und andere chemische Spritzmittel ein. Spuren dieser Mittel sind laut „Öko-Test“ auch bei „Pink Lady“-Äpfeln nachweisbar, ein Pestizid sei sogar "besonders bedenklich". In den süßen Äpfeln sind zudem die sogenannten Polyphenole, die für Säure und braune Stellen verantwortlich sind, kaum noch vorhanden. Sie haben jedoch gute Eigenschaften: Polyphenole können Allergene binden und machen die Äpfel deshalb besser für Apfelallergiker verträglich. „Pink Lady“-Äpfel und andere Züchtungen kommen für Allergiker hingegen nicht in Frage.
Hinter „Pink Lady“ steckt eine riesige Marketing-Kampagne
Mit aufwendigen Kampagnen wird „Pink Lady“ als einzigartiger Apfel und Lifestyle-Produkt inszeniert. So gibt es nicht nur eine eigene Online-Community, die den pinken Hype zelebriert. Es werden sogar spezielle Äpfel für Kinder angeboten, die „PinKids“. Sie sind etwas kleiner sind und „auf den Energiebedarf der Kinder zugeschnitten“. Kritiker sagen, mit „Pink Lady“ verkomme der Apfel immer mehr zum überteuerten Lifestyle-Objekt.
Was ist die Alternative zu „Pink Lady“-Äpfeln?
Verbraucherschützer empfehlen zum einen Bio-Äpfel, um der Pestizid-Belastung zu entgehen. Um regionale Apfel-Bauern zu unterstützen, sollten Verbraucher zudem direkt vor Ort, etwa in Hofläden oder auf dem Wochenmarkt, einkaufen. Auf Streuobstwiesen kann man selbst Äpfel pflücken. Und: Keine Scheu vor Schönheitsfehlern - auch Äpfel mit kleinen kosmetischen Fehlern schmecken gut! (mz)