Pflanze Pflanze: Rittersporn mit sagenumwobenem Namen
Bonn/dpa. - Aufrecht und in der Farbe der Treue steht er da, der Rittersporn. «Blauen Ritter der Rosen» nannten ihn Experten, denn Rosen-Rot und Rittersporn-Blau ergänzen sich vorzüglich. Aber auch zu gelber Achillea oder Sonnenbraut passt er gut.
Dominierten früher die ritterlichen Recken, gibt es heute auch zierliche Knappen, die in Kübeln und Töpfen gedeihen. Der Name Rittersporn soll auf den Heiligen Georg zurückgehen. Ihm wuchs der Sage nach beim Kampf gegen einen Drachen eine blaue Blume aus einem Stiefelsporn. Einige Fantasie braucht es auch, um hinter den botanischen Gattungsnamen Delphinium zu kommen: Man muss genau hinsehen, um in der nicht ganz geöffneten Blüte den Umriss des Meeressäugers zu entdecken. Aber nur die Staudenrittersporne gehören zur Delphinium-Gattung. Die einjährigen Arten, zu denen auch der heimische Ackerrittersporn zählt, bilden die Gattung Consolida.
Zu ihnen hatten die Menschen eine viel engere Beziehung als zum Staudenrittersporn: Delphinium elatum zählt zur alpinen Hochstaudenflur und war rar. Dagegen war Consolida regalis häufig zu finden, wie schon in einem Kräuterbuch von 1625 nachzulesen ist. Dem Ackerrittersporn wurde große Heilkraft nachgesagt. Gegen schwindende Sehkraft sollte er etwa helfen. Heute hat die blaue Blume medizinisch keine Bedeutung mehr, gilt als giftig und ist stark gefährdet.
Umso mehr hat der Ackerrittersporn als Kulturpflanze Karriere gemacht, seit Consolida ajacis aus dem Mittelmeerraum für größere Blüten sorgte. Sorten wie 'Blaue Glocke' sind das ganze Jahr hindurch als Schnittblumen gefragt. Nur im Garten muss er hinter Delphinium zurückstecken, seit im 19. Jahrhundert die gezielte Züchtung begann.
Am prächtigsten sind die Alpenrittersporne. In England entstanden Pyramiden mit 75 und mehr Blüten. Hier zu Lande ging es seit Beginn des 20. Jahrhunderts eher um schlanke Blütenkerzen, die sich mit Rosen und anderen Stauden vertragen. Namen wie 'Berghimmel' zeugen vom romantischen Geist, der die Züchtung inspirierte. Heute gibt es zudem eine dritte Gruppe: Die Pacific-Hybriden, die aus den USA stammen.
Delphinium-Ritter werden 150 bis 200 Zentimeter hoch. Auch wenn ihre wenig verzweigten Rispen auf starken Stielen stehen, macht ihnen die Höhe zu schaffen. Daher gibt man ihnen im Garten am besten gleich nach dem Austrieb festen Halt. Bei der Belladonna-Gruppe besteht die Gefahr des Umfallens weniger. Als Kreuzung zwischen Alpen- und Chinesischem Rittersporn (Delphinium grandiflorum) erreichen sie 80 bis 120 Zentimeter Höhe und fügen sich gut in kleine Gärten ein. Typisch für Sorten wie den enzianblauen 'Völkerfrieden' sind ein vergleichsweise lockerer Wuchs und verzweigte Blütenrispen.
Die «Kinder» von Delphinium grandiflorum zählen zu den zierlichen Knappen. Die nachtblaue 'Summer Nights' oder die mittelblaue 'Summer Blues' werden nur 40 bis 50 Zentimeter hoch und wachsen rundlich. Die noch winzigere Delphinium nudicaule 'Fox' blüht überraschenderweise in Rot statt in Blau. Die asiatische Delphinium semibarbatum hält als einzige die Farbe Gelb bereit. Zwischen den Rittern und Knappen wirkt sie wie eine Prinzessin - ein Eindruck, der sich noch verstärkt, wenn man weiß, dass ihre Blüten Seide färben.