Pferdewirt Pferdewirt: Traumberuf und Knochenjob

Warendorf/dpa. - Allerdings stellen sich Jugendliche ihr künftigesArbeitsleben oft zu blauäugig vor. «Viele denken nur an ihre Liebe zuden Tieren», sagt Weingarten.
«Der Beruf ist unglaublich hart», warnt auch Birgit Meyer-Arendtvon der Zentralen Fachvermittlungsstelle für Berufe des Reit- undFahrwesens und der Pferdezucht bei der Agentur für Arbeit in Verden.Pferdewirte hätten eher eine Sieben- als eine Fünf-Tage-Woche undarbeiteten meist länger als acht Stunden täglich.
Bei einer Ausbildung zum Pferdewirt kann man zwischen vierSchwerpunkten wählen. Die Hauptaufgabe des Pferdewirtes Reiten liegtin der Ausbildung von Reitern und Pferden. Im Bereich Zucht undHaltung steht die fachkundige Pflege und Betreuung von Pferden imMittelpunkt. «Diese Absolventen sind am Markt besonders beliebt»,sagt Meyer-Arendt.
Stärker spezialisiert sind Pferdewirte mit dem SchwerpunktTrabrennfahren: Sie kümmern sich um die Ausbildung vonTrabrennpferden und organisieren auch die Reisen zuRennveranstaltungen - wo sie zum Teil selbst als Fahrer teilnehmen.Mit speziell ausgebildeten Hochleistungspferden arbeiten auchPferdewirte mit dem Schwerpunkt Rennreiten - Bewerber, die bei Rennenselbst im Sattel sitzen wollen, sollten allerdings nicht mehr als 45Kilogramm wiegen. Die meisten Stellen gibt es der Bundesagentur fürArbeit zufolge im Bereich Zucht und Haltung.
Zu den Routineaufgaben von Pferdewirten aller Bereiche zählt, dieTiere des jeweiligen Betriebes zu bewegen und für Wettkämpfevorzubereiten, sie zu pflegen und gesundheitlich zu betreuen.Parcours müssen aufgebaut, Material gewuchtet und Boxen ausgemistetwerden. Auch die Betreuung des Maschinenparks und die Beschaffung vonFuttermitteln gehört oft zu ihren Aufgaben.
Im Bereich Reiten kommt der Reitunterricht hinzu. «Das A und O istdeshalb, nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Menschen umgehen zukönnen», betont Rolf-Dieter Reimann von der LandwirtschaftskammerHamburg. «Wenn da ein Reitkunde mit seinem Chauffeur und sehr klarenVorstellungen zu seinem Pferd kommt, muss man damit umgehen können.»Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung in diesem Bereich istreiterliches Talent: «Wer nicht sehr gut reitet, sollte lieber einenanderen Beruf lernen - und das Reiten als Hobby beibehalten», rätReimann.
«Außerdem sollte man körperlich fit sein», betont Weingarten. DennPferdewirte stehen oft bis spät abends auf dem Platz, wennHobbyreiter nach Feierabend ihre Runden drehen. «Und bei denTurnieren am Wochenende wird im Stall geschlafen oder auf demAnhänger», sagt Reimann.
«Ohne den Beruf mies machen zu wollen: Man muss sich schon klarüberlegen, was da auf einen zukommt», betont Weingarten. Gut sei einvierwöchiges Praktikum in einem Profibetrieb. Ob man sich für eineAusbildung zum Pferdewirt eignet, lässt sich auch beiInformationsveranstaltungen der Bundesvereinigung für Berufsreiterherausfinden, die es alljährlich bundesweit gibt. Bei der DeutschenReiterlichen Vereinigung lassen sich Infopakete anfordern, die eineListe der anerkannten deutschen Ausbildungsbetriebe enthalten.
Zu empfehlen ist auch, sich vor dem Unterschreiben einesAusbildungsvertrages bei der zuständigen Landwirtschaftskammer nachdem Betrieb zu erkundigen. «Es gibt Betriebe, die haben seit Jahrenkeinen Azubi bis zur Prüfung gebracht», sagt Meyer-Arendt. «Auf deranderen Seite gibt es auch rührend bemühte Ausbilder.» Ein guter Tippsei es, auf die von der FN vergebenen Auszeichnungen für Ausbilder zuachten und sich bei diesen Betrieben zu bewerben.
Viele Auszubildende brechen die Lehre frühzeitig ab, erklärtReimann. Nach bestandener Prüfung hingen innerhalb einiger Jahreetliche weitere ihren Beruf an den Nagel. Daran sei neben demfehlenden Privatleben oft auch die «sehr bescheidene» BezahlungSchuld. «Der Pferdewirt ist einer der wenigen Berufe, bei denen eskeinerlei Tarifverträge gibt.» Rund 1400 Euro brutto könne manverdienen, mit Reitlehrer-Aufgaben auch mehr, sagt Meyer-Arendt -allerdings nicht selten auch weniger.
Die besten Aufstiegschancen hätten Pferdewirte mitTurniererfolgen, die zudem ihre Meisterprüfung ablegten. «DieseBesten arbeiten dann meist freiberuflich», sagt Reimann. DieSiegesplaketten zögen Reiter an, die sich gern von einem Profiausbilden lassen möchten. «Da ist Geld zu verdienen, weil Menschennun mal für ihr Hobby gern Geld ausgeben.» Als durchschnittlicherReiter aber habe man als Pferdewirt meist keine solchen Perspektiven,sagt Weingarten.
Informationen: Deutsche Reiterliche Vereinigung, Freiherr-von-Langen-Straße 13, 48231 Warendorf (Tel.: 02581/636 20).
Internet: www.fn-dokr.de.