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Neue Farben für das Dach Neue Farben für das Dach: Bei Blau sieht manche Baubehörde rot

Von Stephanie Hoenig 06.01.2003, 17:51
Bei Dächern in natürlichen Farben sorgt eine Glasur für besondere Effekte. (Foto: Braas/dpa/gms)
Bei Dächern in natürlichen Farben sorgt eine Glasur für besondere Effekte. (Foto: Braas/dpa/gms) Braas

Bonn/Oberursel/dpa. - Dächer prägen Orts- und Landschaftsbilder wesentlich. Dabei spielt das regional jeweils typische Material zum Eindecken ein wichtige Rolle: Reetdächer etwa gibt es vor allem in Norddeutschland. Schiefer dominiert an der Mosel, und Holzschindeln sind in den Alpen beliebt. Regionale Unterschiede lassen sich aber auch hinsichtlich der Farbgebung feststellen. Im Rheinland beispielsweise werden nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach aus Bonn eher dunkle Töne bevorzugt. In Nord- und Süddeutschland herrscht dagegen Naturrot vor.

Seit einigen Jahren machen kunterbunte Dachsteine und Dachziegel traditionell dezenten Tönen Konkurrenz. «Neben kräftigem Blau und Grün gibt es Eindeckungsmaterialien in ausgefallenen Farben wie Zitronengelb oder Pink», sagt Gabriele Krüner vom Hersteller Braas in Oberursel (Hessen). Oft hätten bunte Dachsteine und Ziegel auch eine glänzende Oberfläche.

In manchen Städten und Gemeinden wird angesichts der neuen Bandbreite an gestalterischen Möglichkeiten schon befürchtet, dass farblich schrille, hochglänzende Ziegel traditionelle Dachlandschaften verschandeln. Doch solche Sorgen scheinen weitgehend unbegründet zu sein: «Die meisten Bauherren wählen heute Naturrot oder naturnahe Farben in Rot-, Braun- oder Schwarztönen», berichtet Krüner. Als «avantgardistische Farben» lägen zurzeit ein sehr helles Grau sowie Anthrazit im Trend.

Die Wahl der Farbe und des Dachdeckungsmaterials ist auch nicht allein Sache des Bauherren. Denn viele Städte und Gemeinden haben - um einen harmonischen Gesamteindruck des Orts- und Wohngebietes zu erhalten - in ihren Bauordnungen und Bebauungsplänen Vorschriften über Form, Farbe und Material. «Vor der Dacheindeckung sollte man sich vom Bauamt Auskunft über die örtlichen Bestimmungen geben lassen», rät Heiner Nelskamp vom gleichnamigen Hersteller von Dachziegeln und Dachsteinen in Schermbeck (Nordrhein-Westfalen). Dies erspare besonders bei ausgefallenen Wünschen Enttäuschungen und Ärger.

«Auch bei Dächern in naturnahen Farben gibt es einen Trend zu Glanz bei der Oberflächengestaltung», sagt Krüner. «Damit Ziegeldächer im Hochglanz strahlen, werden die Dachziegel mit einer Glasur überzogen», erläutert Stefan Thomas vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln. Solch eine Glasur habe den Vorteil, dass sich Dreck, Moos und Algen auf der glatten Oberfläche nicht so schnell ablagern können. Ein enormer Verarbeitungs-Nachteil sei, dass beim Transport und beim Verlegen leicht Glasur absplittern kann. Eine solche Schadstelle, bei der die meist braune Ursprungsfarbe des Ziegels wieder sichtbar wird, sehe hässlich aus.

Neben glasierten Ziegeln gibt es von Herstellern wie Braas und Nelskamp auch hochwertig beschichtete Dachsteine. «Diese mit einer besonders glatten Oberflächenveredelung beschichteten Steine bieten Moos und Algen, keinen Halt», sagt Nelskamp. Aber auch Schmutzpartikel, die sich aus der Atmosphäre auf dem Dach niederschlagen, werden beim nächsten Regen wieder abgewaschen. Die Dachfläche bleibt dauerhaft sauber, versprechen die Hersteller.