MZ-Test: Faltboot aus Pouch MZ-Test: Faltboot aus Pouch: Im Single auf der Saale
Halle/MZ. - Faltboote orientieren sich am grönländischen Vorbild, dem zur Robbenjagd eingesetzten Kajak. Nur werden sie nicht aus Knochen und Robbenleder gebaut, sondern bestehen aus baumwollenen oder synthetischen Oberverdecken, einem gummierten Unterwasserschiff und einem zerlegbaren Gerüst aus Holz oder Aluminium. Die Vorzüge liegen in ihrer Zerlegbarkeit, der Mobilität und dem niedrigen Transportgewicht. Seit etwa einem Jahr bereichert die in Pouch bei Bitterfeld ansässige Faltbootwerft Poucher Boote GmbH den Markt mit dem seetüchtigen Einer-Kajak "Single 2 000", der sich gegen ein hauseigenes Produkt, den E 65, und gegen die der Konkurrenz von Feathercraft (Khatsalano) und Klepper (Aerius I) behaupten muss.
Das Testmodell, ausgestattet mit PVC-Haut und atmungsaktivem Oberverdeck aus Bretex, stammte aus der diesjährigen Serienfertigung. Getestet wurde das seetüchtige Kajak etwas einsatzfremd an der Saale-Schleuse Planena. Kenntnisse zum Aufbau des "Single" waren nicht vorhanden, wohl aber die von älteren Modellen wie dem E 65 oder dem RZ 85. Und da ließ sich schon eine wichtige Neuerung feststellen.
Wurden die älteren Modelle noch aufgebaut, indem man Bug- und Heckgerüst separat montierte, sie in die Hautenden einführte und dann mittels der Bodenleiter und den Seitenwänden spannte, so wird das "Single"-Gerüst komplett ohne Verspannung außerhalb der Haut zusammengesetzt. Dazu werden die Spanten aus Birkensperrholz mittels so genannter Vierteldrehbeschläge mit Bordwänden und Bodensektion verbunden.
Ist das in sich absolut steife Gerüst komplett, sollte in diesem Zustand schon die Steuerpedale auf die Beinlänge eingestellt werden. Jetzt kann dann von hinten nach vorn das Gerüst in die Bootshaut eingeschoben werden. Dazu hat man den Deckstoff vom Heck bis zur Sitzluke mittig aufgeschnitten. Sitzt das Gerüst gut ausgerichtet in der Haut, muss am Heck ein Excenterhebel niedergedrückt werden, damit das Bootsskelett einige Zentimeter gelängt und somit eine Grundspannung in der Haut erzeugt wird. Passt alles, wird das hintere Deck geschlossen und über eingenähte Keder geschobene Rohre kraftschlüssig verbunden.
Dann komplettiert man das Boot mit Sitz, Steuer, Süllrand und bläst die beiden seitlich über die ganze Länge des Bootes laufenden Luftschläuche auf. Sie bilden eine Einheit aus Auftriebskörpern und konstruktivem Element zur Fixierung des Gerüstes in der Haut. Der Aufbau dauerte eine halbe Stunde und war problemlos.
"Passen Sie auf, die Anfangsstabilität ist geringer als bei anderen Faltbooten", gab Ingolf Nitzschke von der Poucher Boote GmbH mit auf den Weg. Man hätte dran denken sollen. Durch seinen fast runden Querschnitt des Unterwasserschiffes liegt der Single etwas kipplig im Wasser. Das merkte auch ein Tester. So wie er auf der einen Seite einstieg, so flog er auf der anderen wieder raus und tauchte in der Saale ab. Einstiege, die bei Wanderbooten sicher klappen, bedürfen hier der so genannten Paddelbrücke. Also Paddel hinter sich in Höhe Lehne über Boot und Ufer legen und dann sich rückwärtig darauf stützend die Beine nachführen. Sitzt man und verkeilt die Knien unter dem Süllrand, bekommt man sofort Kontakt zum Boot und kann es sicher kontrollieren.
Und dann fängt das Boot an richtig Spaß zu machen. Es gleitet leicht und schnell auf dem Wasser. Sein Fahrverhalten ist stabil, der Geradeauslauf vorzüglich. Es lässt sich ankanten, ohne dabei Gefahr zu laufen, umzukippen. Eigenschaften, die man braucht, wenn Gewässer mit hohem Wellengang befahren werden.
Obwohl schlanker gebaut als reine Wanderboote, besitzt der "Single" ausreichend Stauraum unter Deck. Eine komplette Campingausrüstung ließ sich problemlos unterbringen. Das schnelle Kajak "Single 2 000" überzeugt durch eine sehr gute Verarbeitung. Die Fahreigenschaften sind für geübte Paddler mit Rauwasserambitionen erste Wahl. Gemütliche Wanderpaddler, die bequem und schnell ein- und aussteigen wollen, sollten ihn vor einem Kauf einmal probepaddeln.