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MZ-Leserforum zum Thema Lungenkrebs MZ-Leserforum zum Thema Lungenkrebs: Früherkennung ist nicht zugelassen

06.12.2015, 17:27
Ein Arzt trägt ein Stethoskop um den Hals.
Ein Arzt trägt ein Stethoskop um den Hals. dpa/Symbol

Halle (Saale) - Udo J., Burgenlandkreis: Ich werde seit 2012 wegen einer Lungenfibrose mit exogener allergischer Alveolitis behandelt. Ist das eine Vorstufe von Lungenkrebs? Wie muss ich mir den Verlauf der Lungenfibrose vorstellen?

Antwort: Bei einer solchen Entzündung gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass sie sich zu einem Krebs weiter entwickeln würde. Allerdings stellt die Lungenfibrose an sich einen Risikofaktor dar. Bei einer Lungenfibrose kommt es zu krankhafter Vernarbung des Lungengewebes. Dieser Prozess ist nicht umkehrbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Zustand bessert, ist extrem gering. Ein Behandlungsziel besteht darin, den Fortschritt des Lungenumbaus zu bremsen.

Paul D., Saalekreis: Ich bin 81 Jahre alt und schon seit zehn Jahren wegen einer Lungenfibrose in Behandlung. Ich nehme Tabletten und bekomme auch Sauerstoff. Seit Kurzem geht es mir merklich schlechter.

Antwort: Bei einer Lungenfibrose ist eine plötzliche Verschlechterung des körperlichen Zustandes infolge eines Funktionsverlustes der Lunge gar nicht so selten. Die Ursache ist häufig ein Infekt. Dieser kann im Rahmen eines stationären Aufenthaltes mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings können bis dahin eingetretene Funktionsverluste nicht wieder hergestellt werden. Vielmehr dienen die Medikamente dazu, den Zustand zu stabilisieren. Grundsätzlich wäre zudem zu prüfen, ob Ihre Sauerstofftherapie intensiviert werden sollte.

Hilde M., Wittenberg: Bei mir (73) liegt als Primärtumor ein Zungengrundkarzinom vor mit Metastasen in der Lunge. Die Metastasen können nicht operiert werden. Gibt es zielgerichtet Medikamente, Tabletten, die gegen die Metastasen helfen könnten?

Antwort: Gegen die Metastasen in der Lunge könnte eine systemische Behandlung mit einem Antikörper in Abhängigkeit von den vorhandenen Tumormarkern infrage kommen. Es handelt sich um eine Art Chemotherapie-Behandlung, die den gesamten Organismus betrifft. Dabei sollen die Metastasen bekämpft, zerstört werden. Eine Tablettentherapie ist in Ihrer Situation nicht möglich.

Daniela B., Leuna: Bei meinem Mann (75) wurde eine Asbestose als Folge eines berufsbedingten Asbestkontaktes festgestellt. Handelt es sich dabei um Krebs?

Antwort: Bei einer Asbestose verdicken sich die Wand der Lunge oder die Lungenbläschen. Es handelt sich um keine Krebserkrankung. In bestimmten Fällen kann aber Krebs entstehen. Anders gesagt, kann durch eine Asbestose Krebs ausgelöst werden. Da es sich bei Ihrem Mann um eine berufsbedingte Asbestose handelt, ist empfehlenswert, dass er rechtzeitig in ein Vorsorge-Lungenprogramm aufgenommen wird. Ziel wäre es, frühzeitig Anzeichen einer möglichen Krebserkrankung zu entdecken.

Isolde S., Halle: Ich hatte einen Tumor an der Brust. Bei einer Computertomographie wurden jetzt in der Lunge zwei winzige schwarze Punkte entdeckt. Lassen die sich mit Präparaten kleinhalten? Was wäre zu tun?

Antwort: Grundsätzlich müsste genau geklärt werden, ob die Punkte tatsächlich von der Brust, „selbstständig“ von der Lunge oder von etwas anderem herkommen. Das kann durch Gewebeprobe geschehen. Ob von Brust oder Lunge, in beiden Fällen sind die Pünktchen behandelbar. Die genaue Ortung des Ursprungs ist deshalb so wichtig, weil sie jeweils andere Behandlungskonzepte zur Folge haben.

Christa G., Mansfeld-Südharz: Mir geht es um die Vorsorge bei Lungenkrebs. Mein Sohn (38) ist Raucher. Kann er sich vorsorglich untersuchen lassen?

Antwort: Empfehlenswert wäre grundsätzlich, dass Ihr Sohn mit dem Rauchen aufhört. Lungenkrebs-Vorsorgeuntersuchungen mittels einer Lungen-Computertomographie (CT) gibt es in Amerika für Menschen zwischen 55 bis 75 Jahre. Es hat sich dort gezeigt, dass die Lungenkrebs-Sterberate durch ein CT deutlich gesenkt werden konnte. In Deutschland ist für Lungenkrebs jedoch keine Früherkennung zugelassen. Daher ist es ratsam, sich bei Auftreten erster Symptomen wie Husten oder Atemnot sofort bei einem Arzt vorzustellen.

Torsten F., Halle: Meine Schwester ist mit 40 Jahren und meine Mutter mit 75 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Besteht bei mir nun ein erhöhtes Risiko? Gibt es eine Vorsorgeuntersuchung?

Antwort: Es gibt genetische Veränderungen, die Krebserkrankungen begünstigen. Daher kann man schon davon ausgehen, dass bei Ihnen ein höheres familiäres Risiko besteht. Ein genetisch vererbbares Risiko wie etwa bei Brustkrebs ist jedoch bei Lungenkrebs nicht bekannt. Ob sich Lungenkrebs entwickelt, hängt zudem von vielen anderen Faktoren ab, etwa ob Sie Raucher sind. Eine Früherkennung für Lungenkrebs ist in Deutschland nicht zugelassen. Wir raten Ihnen daher, sich regelmäßig, am besten jährlich, bei einem Arzt vorzustellen oder eben bei ersten Symptomen wie Husten oder Atemnot sofort einen Arzt aufzusuchen.

Ina G., Laucha: Bei meinem Sohn (41) liegt seit zwei Jahren eine Sarkoidose in der Lunge vor. Er erhielt eine Cortison-Behandlung. Muss er mit Krebs rechnen? Mein Sohn neigt zu Wucherungen, hatte auch schon eine Kiefer- und Bauchdecken-OP.

Antwort: Als Beruhigung für Sie und Ihren Sohn lässt sich sagen, dass eine Sarkoidose nicht zu Krebs führt. Die Sarkoidose ist eine Erkrankung, die am häufigsten das Lymphdrüsensystem und die Lunge in Form kleiner Knötchen befällt. Sie kann auch an anderen Orten im Körper vorkommen. Die Cortison-Therapie ist eine gängige Behandlungsmethode. Sie kann zu einer Stabilisierung führen. Die Ursache für die Erkrankung ist unbekannt. Sarkoidose weist übrigens eine hohe spontane Rückbildungsquote auf. Das heißt, die Erkrankung kann sich von allein zurückbilden.

Norbert J., Querfurt: Ich hatte ein Nierenzellkarzinom. Eine Lungen-Gewebeprobe ergab jetzt, dass hier vier Metastasen vorliegen. Gibt es eine Chance auf Heilung?

Antwort: Eine Chance auf Heilung gibt es, aber keine Garantie dafür. Bei einem Nierenzellkarzinom können Metastasen in der Lunge auch „herausoperiert“ werden. Eine solche OP ist durchaus zu empfehlen.

Olaf G., Zeitz: Ist Lungenkrebs eigentlich immer operabel und damit heilbar?

Antwort: Nein. Ob ein Tumor in der Lunge (Lungenkarzinom) operativ entfernt werden kann, hängt von zahlreichen verschiedenen Faktoren ab. Zunächst wird der Tumortyp anhand von Gewebeproben bestimmt. Die Einteilung erfolgt dabei nach dem sogenannten TNM-Schema. Dabei kennzeichnet T die Größe des Tumors, N das Ausmaß des Lymphknotenbefalls und M das Vorhandensein von Metastasen. Je nach dem Befund erfolgt die Einteilung der Erkrankung dann in die Stadien eins bis vier. In der Regel können Lungenkarzinome bis zum Stadium 3a operiert werden, das heißt, es liegen befallene Lymphknoten vor, aber noch keine Metastasen. Voraussetzung für eine OP ist außerdem, dass die betroffenen Lymphknoten auf derselben Seite der Lunge liegen wie der Tumor.

Eva F., Halle: Vor einem Jahr wurde bei mir Lungenkrebs diagnostiziert, ein nicht kleinzelliges Lungenkarzinom. Ich erhielt viele Chemotherapien. Da ich seit einem Vierteljahr Kribbeln in den Händen verspüre, wurde mir zum Aussetzen der Chemo geraten. Wie sehen Sie das?

Antwort: Auch wir würden die Chemotherapie nicht weiter empfehlen. Ihre Therapie sollte auf eine medikamentöse Erhaltungstherapie umgestellt werden und zwar mit einer Tablette mit einer neuen zielgerichteten Substanz. Als Nebenwirkung könnte hier ein Hautausschlag auftreten, der aber mit einer niedrigeren medikamentösen Dosis gut umgangen werden kann.

Marie M., Hettstedt: Wie erkenne ich Lungenkrebs?

Antwort: Das Problem ist, dass es keine Frühsymptome gibt. Tumore der Lungen wachsen zu Beginn meist, ohne besondere Beschwerden zu verursachen. Sie werden nicht wahrgenommen und tun nicht weh. Achtsamkeit ist geboten bei neu auftretendem Husten oder wenn sich der Husten ändert, beispielsweise bei Rauchern, wenn Atemnot auftritt oder sich Blut im Auswurf zeigt. Bei solchen ersten Symptomen sollte man sich zur Abklärung zum Lungenarzt überweisen lassen.

Marion F., Merseburg: Vor zwei Jahren wurde bei mir Lungenkrebs, Stadium 1a, festgestellt. Ich wurde operiert. Muss ich mit einem Rückfall rechnen?

Antwort: Sie haben eine gute Chance, dass Sie keinen Tumor wiederbekommen. Die Heilungschancen bei einem Stadium 1a liegen bei 80 Prozent. Grundsätzlich finden nach der OP über fünf Jahre hinweg vierteljährliche Kontrolluntersuchungen statt. Es wird untersucht, ob es verdächtige Hinweise auf ein Wiederkommen des Tumors gibt. Werden diese fünf Jahre ohne Vorkommnisse überstanden, ist die Wahrscheinlichkeit von erneuter Metastasen-Bildung extrem gering.

Luise H., Merseburg: Ich wurde wegen Lungenkrebs, Stadium 3a, vor ein paar Wochen operiert. Der rechte obere Lungenlappen wurde entfernt. Ich erhalte zunächst Chemotherapie, danach Bestrahlung. Wäre es nicht besser, wenn beide Behandlungen gleichzeitig erfolgen würden?

Antwort: Der Lungenlappen wurde entfernt. Zwischen beiden Lungenhälften sind in den Lymphknoten Tumorzellen gefunden und herausoperiert worden. Nun erfolgt eine Chemotherapie. Die danach noch durchzuführende Bestrahlung ist eine zusätzliche Sicherheitsbehandlung. Eine zeitgleiche Behandlung mit Chemo und Bestrahlung ist nur dann sinnvoll, wenn man den Tumor entfernen will. Sie ist mit starken Nebenwirkungen verbunden. Bei bereits operierten Patienten wie bei Ihnen, ist ein Nacheinander der Behandlung von Chemo und Bestrahlung gängige Praxis, auch, um den Patienten die starken Nebenwirkungen zu ersparen.

Rainer K., Sangerhausen: Ich hatte einen Tumor in der Leber mit einer Lungenmetastase. Da meine Blutwerte gegenwärtig nicht stimmen, wurde mit der Chemotherapie ausgesetzt. Wie sehen Sie das?

Antwort: Wir würden zu einer Untersuchung des Lungengewebes raten. Es könnte durchaus sein, dass es sich bei Ihnen nicht um Metastasen in der Lunge handelt, sondern um ein primäres Lungenkarzinom, also Lungenkrebs. Das entnommene Gewebe müsste auf Marker untersucht werden, um eine gezielte Behandlung einzuleiten.

Renate W., Saalekreis: Ich hatte schon mehrmals Wasser in der Lunge. Außerdem besteht der Verdacht auf COPD. Ich bekomme schlecht Luft. Kann daraus Krebs entstehen? Ich bin Nichtraucherin.

Antwort: Bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kommt es zu einer Verengung der Atemwege. Dadurch bekommen die Betroffenen schwer Luft. Eine COPD entwickelt sich aus einer chronischen Bronchitis und trifft in der Regel Raucher. Es ist daher anzunehmen, dass sich der Verdacht bei Ihnen nicht bestätigt. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass Ihre Herzschwäche zu der eingeschränkten Lungenfunktion führt, weil sich die Flüssigkeit in der Lunge staut. So etwas nennt man chronisches Herzasthma. Es besteht kein Risiko, dass sich daraus Lungenkrebs entwickelt. Allerdings sollte geprüft werden, ob sich die medikamentöse Therapie verbessern ließe.

Kornelia Noack und Dorothea Reinert notierten Fragen und Antworten. (mz)