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Moderne Stoffe Moderne Stoffe: Waschen, trocknen, tragen

24.06.2003, 09:04
Knitterfreies Kleid - Textilien aus Zellulosefasern wie Viskose knittern weniger und laufen nicht so schnell ein wie Baumwolle. (Foto: dpa)
Knitterfreies Kleid - Textilien aus Zellulosefasern wie Viskose knittern weniger und laufen nicht so schnell ein wie Baumwolle. (Foto: dpa) Oui

Gießen/dpa. - Moderne Stoffe erleichtern den Alltag: Hosen oder Oberteile aus Stretchmaterial sind nicht nur sexy, sondern vor allem bequem. Knitterarme Textilien reduzieren das mühsame Hemdenbügeln auf ein Minimum. Atmungsaktive Membranen machen Kleidung wind- und wasserfest und verhindern nicht nur bei Sportlern das lästige Schwitzen. Obendrein gelten so genannte High-Tech-Textilien als pflegeleicht - was allerdings nicht heißt, dass man sie ohne Bedenken bei jeder Temperatur in die Waschmaschine stecken sollte.

«Pflegeleicht bedeutet, dass diese Textilien möglichst schick aussehen, nicht einlaufen und kaum noch gebügelt werden müssen. Man möchte sie waschen, trocknen, tragen», erklärt Annette Geuther, die sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Gießen mit Alltagschemie beschäftigt. «Allerdings muss man sich dabei immer an die vom Hersteller eingenähten Pflegehinweise halten, damit das Gewebe nicht beschädigt wird.» Im Klartext heißt das: Nicht heißer waschen als erlaubt und vor allem nichts bedenkenlos in den Trockner werfen. Denn gerade bei großer Hitze können diese Materialien ihre Form verlieren - und dann ist die hautenge Bluse plötzlich so eng, dass es beim Anziehen die Knopfleiste sprengen kann.

High-Tech-Textilien bestehen entweder vollständig oder anteilig aus künstlichen Fasern. Diese Kunstfasern lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen: Die erste entsteht aus dem aus Holz gewonnenen Grundstoff Zellulose, der dann in einem chemischen Verfahren veredelt wird. Kunstharz setzt dabei die natürliche Quellfähigkeit herab und sorgt so dafür, dass diese Fasern weniger einlaufen und knittern als beispielsweise herkömmliche Baumwolle. Deshalb werden Textilien aus Zellulosefasern wie Viskose, Cupro oder Modal besonders gern für leichte Blusen oder Oberhemden verwendet.

Die zweite Gruppe sind reine Synthetics wie Polyester, Polyacryl, Polyamid oder Elasthan, die meist aus Erdöl gewonnen werden. «Diese Fasern nehmen praktisch kein Wasser auf, quellen also nicht und laufen nicht oder nur geringfügig ein. Wenn die angegebenen Höchsttemperaturen eingehalten werden, bleiben die Stoffe glatt und formbeständig», erklärt Eugenie Bockelmann, Sachverständige beim internationalen Textilforschungszentrum Hohensteiner Institute in Bönnigheim (Baden-Württemberg). Das Vorurteil, in so genannten Plastikpullis schmore man im eigenen Saft, sei lange überholt: Heute könne die Textilstruktur so gesteuert werden, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

«Wir setzen daher gerade bei der Sportbekleidung auf chemische Fasern», so Ute Lentfer vom Versandhaus Otto in Hamburg. «Diese Fasern transportieren die Feuchtigkeit nach außen, statt sie aufzusaugen. Der Stoff selbst bleibt trocken.» Wichtig sei dabei allerdings die richtige Kombination verschiedener Materialien, betont sie: «Die teure atmungsaktive Funktionsjacke nutzt nichts, wenn darunter ein verschwitztes Baumwoll-T-Shirt steckt.»

Doch nicht nur auf die Zusammenstellung verschiedener Kleidungsstücke, sondern auch auf den Materialmix eines einzelnen Teils sollte der Kunde beim Kauf achten. «Wenn ich zum Beispiel einen Rock habe, dessen Oberstoff ich prima heiß waschen kann, ist nicht gesagt, dass das Viskose-Futter darunter diese Temperatur verträgt», erläutert Annette Geuther. So ist die Waschbarkeit bei jedem Kleidungsstück anders - abhängig von der Materialzusammenstellung und auch dem Mischungsverhältnis in den Geweben. Denn gerade Synthetics eignen sich hervorragend zur Kombination mit natürlichen Fasern wie Baumwolle, Seide oder Wolle.

Eugenie Bockelmann rät daher, bei allen Stoffen, die synthetische Fasern enthalten, grundsätzlich das Pflegeleicht- oder Feinwaschprogramm zu verwenden, da dort die Wassertemperatur langsam abgesenkt und eventuelle Faltenbildungen nicht durch plötzliche Temperaturveränderungen fixiert werden. «Wenn man darauf beim Waschen achtet und die Hinweise des Herstellers befolgt, darf eigentlich nichts passieren. Falls doch, war die Pflegekennzeichnung falsch», so Bockelmann. Das komme schon einmal vor, aber in diesem Fall habe der Verbraucher grundsätzlich das Recht zur Reklamation.

Beim Kauf nicht nur auf den Sitz achten - die Materialzusammenstellung und das Mischungsverhältnis bestimmen bei modernen Textilien die Waschbarkeit. (Foto: dpa)
Beim Kauf nicht nur auf den Sitz achten - die Materialzusammenstellung und das Mischungsverhältnis bestimmen bei modernen Textilien die Waschbarkeit. (Foto: dpa)
MAC