Mindesthaltbarkeitsdatum Mindesthaltbarkeitsdatum: Wann sind Lebensmittel reif für die Tonne?
Halle (Saale)/MZ. - Wann ist ein Joghurt "abgelaufen"? Und wann ist er "schlecht"? Weil tonnenweise Lebensmittel auf dem Müll landen, ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) in die Diskussion geraten. Vorige Woche stand das Thema auch im Bundestags-Verbraucherausschuss auf der Tagesordnung. Dabei betonen Experten, dass das MHD im Grunde kein Verfallsdatum, sondern eine Art Qualitätszusage ist. Die MZ erklärt das Wesentliche:
Wie ist das Mindesthaltbarkeitsdatum rechtlich geregelt?
Laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung (LMKV) gehört bei den meisten Produkten ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf die Packung. Das meint den Zeitpunkt, "bis zu dem ein Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält". Aufgedruckt werden muss in wenigstens zwei Millimeter großer Schrift der genaue Tag, bei langlebigen Produkten reicht auch eine Angabe wie "mindestens haltbar bis Ende 06 / 2012".
Brauchen alle Lebensmittel einen MHD-Vermerk?
Nein, kein Mindesthaltbarkeitsdatum brauchen etwa frisches Obst, hochprozentiger Alkohol oder Zucker.
Wer legt das Datum der Mindesthaltbarkeit fest?
Für das Datum sind die Hersteller selbst verantwortlich. Dafür stützen sie sich auf Erkenntnisse, wie sich der Zustand des Produkts unter bestimmten Bedingungen verändert - etwa im Vitamingehalt. Beim Joghurthersteller Danone ist dafür die Forschungs- und Entwicklungsabteilung zuständig und ermittelt das Datum mit mehreren Methoden. "Geprüft werden auch Geruch, Geschmack oder Konsistenz", sagt eine Sprecherin. Mindestens haltbar sind Joghurts dann etwa vier bis sechs Wochen.
Wer überprüft die Kennzeichnungen?
Für die Kontrolle der Kennzeichnungen sind die Lebensmittelbehörden der Bundesländer zuständig.
Was passiert im Supermarkt?
Bei der Anlieferung im Geschäft haben die Produkte zeitlich "Luft" bis zum Ablauf des MHD. Das heißt, die Lebensmittel kommen erst nach und nach in die Regale. "Die Mitarbeiter schauen, wo Lücken im Kühlregal sind und prüfen beim Nachfüllen auch die Mindesthaltbarkeitsdaten", sagt Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Lebensmitteleinzelhandels.
Und was passiert, wenn das Haltbarkeitsdatum näher rückt?
Naht der Tag X, gebe es zwei Varianten, sagt Böttcher: Die Ware wird herabgesetzt und mit roten Etiketten oder auf Aktionsflächen angeboten. Oder sie wird an soziale Tafeln abgegeben, die Lebensmittel weiterverteilen. Wenn das MHD erreicht ist, kommt das Produkt aus dem Regal. Dabei wissen viele Kunden, dass dort Produkte mit kürzerem Haltbarkeitsdatum meist vorne stehen. Viele greifen denn auch lieber weiter nach hinten.
Welche Verbesserungsvorschläge werden diskutiert?
"Es geht um eine Frischegarantie", sagt FDP-Ernährungsexpertin Christel Happach-Kasan. Da wäre das englische "best before" ("am besten bis...") im Grunde passender. Eigentlich sei der Begriff klar, argumentieren dagegen der Handel und der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde als Dachverband der Hersteller. Nach Ablauf des MHD wird Joghurt nicht automatisch ungenießbar oder unverträglich, heißt es auch bei Danone.
Wird der Aufdruck "Mindesthaltbarkeit" verschwinden?
Nein, Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) plant jedenfalls keine Änderungen der Vorschriften, ruft aber zu mehr Aufklärung auf. Das meint vor allem den Unterschied des Mindesthaltbarkeitsdatums zum "Verbrauchsdatum" für leicht verderbliche Produkte wie Hackfleisch.
Wo liegt der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum?
Nach dem Verbrauchsdatum darf die Ware nicht mehr verkauft werden.