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Medien Medien: Luder steigen ab und mit ihnen die ganze Liga

Von Anke Hüsig 26.04.2002, 08:49
Jenny Elvers und Arianne Sommer in «Wetten
Jenny Elvers und Arianne Sommer in «Wetten dpa

Hamburg/dpa. - «Party-Luder», «Boxen-Luder», «Teppich-Luder» -die Liste der Etiketten verlängerte sich 2001 permanent. Den Begriff«Luder-Liga» zählte die Gesellschaft für deutsche Sprache deshalbsogar zu den prägenden Wörtern des Jahres. Mittlerweile steigen diedeutschen Topfrauen der Liga - Verona Feldbusch, Jenny Elvers undAriane Sommer - ab im Spiel um die öffentliche Aufmerksamkeit, dasMedieninteresse lässt nach. «Ich glaube, die Liga ist mausetot», sagtder Chefredakteur der Zeitschrift «Max», Christian Krug.

Sommers Kolumne bei «Max» wurde nach einem halben Jahreingestellt, ihre Sendung «Lebensart» bei n-tv gibt es ebenfallsnicht mehr. Feldbusch versucht gerade ein Fernseh-Comeback mit einer10-Minuten-Rubrik in einem RTL-Magazin zur Formel 1. Elvers will imHerbst auf einer Düsseldorfer Bühne eine Sekretärin spielen.

Dieter Bohlens Ex-Freundin Nadja «Naddel» Abdel Farrag, die nichtals «Luder» bezeichnet werden will, tauchte zwar kürzlich noch mitder Geschichte um die angeblich neueste Beziehung zu einem 59-jährigen Juwelier aus Pforzheim in den Gazetten auf. Ende 2001 konntesie aber noch mehr Aufmerksamkeit erregen, als sie ihren Busen ineiner Fernsehshow wiegen ließ oder ihre Kurz-Affäre mitSchlagerkomponist Ralph Siegel (56) per SMS beendet haben soll («Ichhabe dich gern, aber ich habe es mir noch mal überlegt. Es gehtnicht, ich wünsche dir alles Gute!»).

«Die Menschen haben es satt, von Frauen etwas zu lesen, dieerkennbar nichts anderes auf die Beine stellen können als sichselbst», glaubt Krug. Auch der Sprachforscher bei der Gesellschaftfür deutsche Sprache, Joachim Heise, stellt fest, dass dieBezeichnung «Luder» mittlerweile wesentlich weniger oft in der Presseauftaucht als im Vorjahr. «Ich denke, dass irgendwann das Interessean den Bezeichneten verblasst und dann auch die Bezeichnung wenigergebraucht wird», erklärt Heise.

Der Reiz des L-Wortes lag auch im Pikanten, im Verstoß gegen dieKonvention. Laut Lexikon ist ein Luder umgangssprachlich eine«leichtfertige weibliche Person». «Was früher als Schimpfwortverstanden wurde, hat sich spätestens 2001 zur positiv konnotiertenSelbstbezeichnung gewandelt», erklärte die Sprachgesellschaft inihrer Begründung für die Wörter des Jahres. Elvers bezeichnete sichin einem Interview stolz selbst als «Queen Mum der Luder».

Nach Ansicht des Zukunftsinstituts in Kelkheim hinterließen dieMedien-«Luder» auch bei den Lesern ein neues Verhaltensmodell. «DasPhänomen der sexuell offensiven Frau, die im Geschlechterkampf ihrenKörper und ihr Aussehen einsetzt, entwickelt sich in der modernenKultur zu einem echten role model», schreiben die Trendforscher inihrem aktuellen «Zukunftsletter». Feldbusch habe den Anfang gemachtund sozialen Aufstieg durch «erotischen Input» erreicht. «DasHeiraten von älteren und wohlhabenden Männern ist ein strategischesZiel, exhibitionistische Verhaltensformen gehören zur Strategie».

Zwar heizte Feldbusch ihre Karriere durch die Hochzeit mit Pop-Star Dieter Bohlen (48) kräftig an (1996). Nach der Scheidung einJahr später setzte sie ihre Medienlaufbahn dann aber aus eigenerKraft fort. Im November 2001 erhielt sie den «Bambi Film- undFernsehpreis» für die «Karriere des Jahres». Jetzt will sie ihrenFreund, den etwa gleichaltrigen Franjo Pooth, heiraten. Unter dieHaube will bald auch Jenny Elvers (28). Sie möchte ihren Manager,Götz Elbertzhagen, ehelichen.

Zumindest auf Erotikseiten im Internet haben «Luder» aber weiterKonjunktur. Die Internetredaktion «luder.info» hat beispielsweise denWettbewerb «Luder 2002» ausgeschrieben. Außerdem bleibt das Wort inder Jägersprache aktuell. Dort steht das «Luder» für totes Rotwild,das als Lockmittel dient. Unterdessen warten andere Bezeichnungen fürdie Frau auf eine neue, positive Bedeutung. Sprachforscher Heisedenkt an Schimpfwörter wie «Fuchtel oder Schrulle».