Massivholz oder Furnier Massivholz oder Furnier: Qual der Wahl beim Möbelkauf

Bad Honnef/Nürnberg/dpa. - Die Kommode aus Massivholz, mit furnierter Oberfläche oder gleich das Holzimitat? Diese Entscheidung beim Möbelkauf ist oft auch eine Preisfrage. Denn Massivholzmöbel sind meist teurer als solche mit Holzfurnier oder Folie. Eine entscheidende Rolle spielt aber auch das Image. So begeistern sich viele für Massivmöbel wegen der natürlichen Ausstrahlung des Werkstoffes. Furnierte Möbel dagegen haben, auch wegen der Formaldehyd-Diskussion in den achtziger Jahren, immer noch ein Negativ-Image.
Verbraucher sollten sich beim Möbelkauf jedoch nicht von Vorurteilen und Gefühlen leiten lassen, sondern sich gezielt über Vor- und Nachteile von furnierten und massiven Möbeln informieren - ansonsten kann es schnell zu Enttäuschungen kommen. «Ein Möbel darf sich bereits dann massiv nennen, wenn Seitenwände, Boden und Fronten aus massivem Holz der gleichen Holzart sind», erklärt Manfred Baums vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef. Rückwände und Schubkastenböden dürfen, da dies aus technischen Gründen sinnvoll sei, auch bei Vollholzmöbeln aus Sperrholz bestehen.
«Möbel aus massivem Holz sind Naturprodukte», sagt Doris Haselmann von der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) in Nürnberg. Im Alltag bedeute dies, dass sich im Laufe der Zeit die Farbe verändert - ein Phänomen, das durch Sonneneinstrahlung noch verstärkt wird. Feine Haarrisse seien völlig normal und beeinträchtigten die Haltbarkeit und den Wert des Möbelstücks in keiner Weise.
Auf schwankende Raumtemperaturen und Luftfeuchtigkeit reagiert das Holz, indem es «arbeitet». Spannungen im Holz sowie ein Verziehen sind deshalb nicht immer auszuschließen. Charakteristisch für den naturgewachsenen Werkstoff seien außerdem Farb- und Strukturunterschiede, Verwachsungen, Unregelmäßigkeiten, Druckstellen und Äste, die je nach Holzart und Wuchsgebiet unterschiedlich seien.
Viele Menschen kaufen Massivholzmöbel auch, weil sie sich keine Schadstoffe in die Wohnung holen wollen. Diese Rechnung geht allerdings nicht immer auf. Aus Lackanstrichen bei Massivholzmöbeln können Schadstoffe entweichen, sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München. Besonders bei lackierten Massivmöbeln, die vom Tischler hergestellt werden, gebe es immer wieder Belastungen. Denn manche Tischler griffen nach wie vor gern auf lösemittelhaltige Produkte zurück. Aus Sicht des Umweltinstituts seien - auch bei Industrieware - geölte und gewachste Oberflächen den lackierten vorzuziehen. Bei Lackoberflächen sollte der Käufer auf Möbellacke auf Wasserbasis achten.
«Bei Furniermöbeln wird eine dünne Echtholzschicht oder Folie auf einen so genannten Holzwerkstoff aufgeleimt», erläutert Baums. Furniere seien dünne Holzblätter, die dem Möbelstück eine natürliche Ausstrahlung geben. Bezogen werden Holzwerkstoffe auch mit Folien, oft mit Holzimitationen. Diese Nachbildungen sähen mittlerweile häufig täuschend echt aus. «Auch der Fachmann muss manchmal zweimal hinschauen.» Am häufigsten mit Furnier oder Folie überzogen werde die Spanplatte - sie habe einen Anteil von etwa 80 Prozent an den Holzwerkstoffen.
Holzwerkstoffe gehörten nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) in Berlin früher zu den wesentlichen Emissionsquellen von Formaldehyd. Dies sei inzwischen nicht mehr der Fall, da seit 1986 Formaldehyd-Ausdünstungen aus Spanplatten und anderen Holzwerkstoffen geregelt seien. Es dürfen nur solche Platten in den Handel, die eine bestimmte Konzentration an Formaldehyd nicht übersteigen.
«Mit furnierten Spanplatten können Flächen hergestellt werden, die sich nicht verziehen», nennt Doris Haselmann einen der Vorteile des Materials. Zudem könnten mit Furnieren, die aus einem Stamm geschnitten sind, schöne, bildgleiche Fronten gestaltet werden. Dies werde vor allem bei hochwertigen Möbel gemacht.
Die Qualität eines Möbels ist nach Einschätzung des UBA denn auch nicht davon abhängig, ob es aus Massivholz oder aus Holzwerkstoffen besteht. Wichtiger sei eher die Qualität der eingesetzten Materialien und die Verarbeitung. Auch unter dem Gesichtspunkt der Umweltqualität besitze kein Material eindeutige Vorteile.