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Macht der Vorurteile Macht der Vorurteile: Sind Blondinen immer naiv und Dicke stets lustig?

04.02.2005, 18:46

Bonn/dpa. - Die meisten wissen, dass Äußeres nicht viel über die Fähigkeiten und Charaktereigenschaften einer Person aussagt. Trotzdem sind sie bei der Beurteilung von Menschen entscheidend, erklärt der Sozialpsychologe Reinhold Bergler von der Universität Bonn.

Die Macht der Vorurteile ist so stark, dass im Berufsleben schiere Körpergröße über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. «In Urzeiten wurde Größe mit Stärke gleichgesetzt, das ist wohl genetisch noch immer in uns verankert», sagt Guido Heineck vom Institut für Familienforschung in Wien. Heineck hat ausgerechnet, dass jeder zusätzliche Zentimeter Körpergröße 0,6 Prozent mehr Bruttolohn am Monatsende bringt.

Wer groß ist, dem werden Durchsetzungsvermögen und Führungswille zugetraut. «Vor großen Menschen hat man mehr Respekt.» Das könne auch dazu führen, dass in Bewerbungsgesprächen großen Menschen der Vorzug gegeben wird, sagt Heineck. Bei Frauen spiele die Körpergröße im Job eine geringere Rolle.

Von gutem Aussehen profitieren beide Geschlechter. «Je attraktiver jemand wahrgenommen wird, desto positiver wird er beurteilt», sagt Prof. Manfred Hassebrauck von der Universität Wuppertal. Schöne Menschen werden dem Sozialpsychologen zufolge für intelligenter und kompetenter gehalten.

Auch hier machen sich die Vorurteile auf dem Konto bemerkbar: «Es gibt Studien, die beweisen, je attraktiver jemand ist, desto mehr Gehalt verdient er», sagt Hassebrauck. Vor allem Männer profitierten davon. Bei Frauen ist die Körperfülle wichtiger. «Schlanke werden positiver beurteilt als Dicke», sagt Heineck. Studien hätten gezeigt, dass dicke Frauen im Schnitt schlechter bezahlt werden, weil man sie für weniger intelligent, undiszipliniert und unmotiviert hält.

Auch die Psychologin Juliane Degner von der Uni Saarbrücken hat Vorurteile gegenüber Übergewichtigen erforscht. «Dicke Menschen werden einerseits für dumm, faul, langsam und frustiert gehalten, andererseits gelten sie als humorvoll, gesellig und kontaktfreudig.» Vor allem bei Frauen wird die Leibesfülle taxiert.

Neben Größe, Schönheit und Körperfülle gibt es auch bezüglich der Haare Vorurteile. «Männer glauben an Haaren mehr zu erkennen als Frauen», sagt Sozialpsychologe Bergler. Sie meinen, sie könnten an den Haaren sehen, ob jemand durchsetzungsfähig oder auch intelligent ist. «Dementsprechend fällen sie auch mehr Fehlurteile als Frauen.»

Vor allem rothaarige Männer würden negativ beurteilt, sagt Ronald Henss, Psychologe an der Universität Saarbrücken. «Man hält sie nicht für intelligent, glaubt sie seien nervöser». Bei rothaarigen Frauen komme es daneben immer auch auf das Gesicht an. Sie würden dann als temperamentvoll und rassig oder als unbeherrscht und nervös gelten.

Blonde Frauen würden allgemein als attraktiv beurteilt. Nur der klassische Blondinentyp - Frau mit guter Figur, jugendlicher Ausstrahlung und hellblonden längeren Haaren - besitzt ein schlechtes Image. Blondinen werden laut Henss für naiv und dumm gehalten. Auch Glatzenträger müssen mit Vorurteilen rechnen. «Man traut ihnen nicht zu, dass sie Erfolg bei Frauen haben», sagt Henss. Auf die Beurteilung der Intelligenz habe eine Glatze dagegen keinen Einfluss.