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Läufige Hündinnen nicht aus den Augen lassen

Von Florian Oertel 28.04.2005, 10:06

Frankfurt/Main/dpa. - Eben selbst noch ein Baby und plötzlich wild entschlossen, Mutter zu werden: Schon im Alter von einem halben Jahr sind manche Hündinnen paarungswillig. Und je kleiner die Rasse, desto früher wird der weibliche Vierbeiner zum ersten Mal läufig.

Für den Halter heißt es dann vor allem, seine Hündin vor den Rüden in der Nachbarschaft fern zu halten. Wem dies zu viel Arbeit ist, der kann das Tier unter Umständen kastrieren lassen.

«Hündinnen werden im Schnitt zweimal pro Jahr läufig, manche nur einmal, manche aber auch öfter», sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt. Drei bis vier Wochen dauert diese Phase, die die Geduld des Halters unter Umständen auf eine harte Probe stellt.

Dabei suchen die Tiere nicht vom ersten Tag der Läufigkeit an nach den potenziellen Vätern ihrer Jungen - im Gegenteil: «In den ersten 8 bis 13 Tagen sind sie etwas empfindlicher als sonst, und wenn Rüden auf sie zukommen, werden sie diesen gegenüber oft aggressiv», erklärt Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn.

Nach dieser ersten Phase ändert sich das Verhalten schlagartig: Die Brunstzeit beginnt. Sie dauert je nach Rasse zwischen 2 und etwa 7 Tagen. «Dann besteht Deckbereitschaft. Die Hündin zieht aktiv los und sucht sich einen Partner», sagt Astrid Behr - vorausgesetzt, der Halter gibt ihr Gelegenheit, wegzulaufen. «Man muss dann schon zusehen, dass zum Beispiel das Gartentor geschlossen bleibt.»

Doch damit ist es oft nicht getan: «Läufige Hündinnen haben einen typischen Geschlechtsgeruch», sagt Rolf Spangenberg, Tierarzt aus Ingelheim am Rhein. «Für menschliche Nasen ist der nicht wahrnehmbar, für Rüden schon.» Wer also nicht möchte, dass die Rüden aus der Nachbarschaft vor dem Haus Schlange stehen, packt seine Hündin vor dem Gassi-Gang rasch ins Auto und beginnt diesen in sicherer Entfernung, ohne das Tier dabei von der Leine zu lassen.

Ratsam ist es, sich mit anderen Hundehaltern abzusprechen und sie darum zu bitten, ihre Rüden ebenfalls an der kurzen Leine zu halten. Das gilt auch für Männchen, die deutlich kleiner sind als der eigene weibliche Vierbeiner: Hundeliebe lässt sich selbst durch enorme Größenunterschiede nicht aufhalten - was in entscheidendem Maß an den Weibchen selbst liegt: «Hündinnen sind schon sehr findig», umschreibt Tierärztin Astrid Behr den ausgeprägten Willen zur Fortpflanzung.

Doch auch wenn sich eine läufige Hündin eigenartig verhält: In Watte packen muss ihr Halter sie nicht. «Die Läufigkeit ist keine Krankheit und keine Psychose», sagt Rolf Spangenberg. Ein Besuch beim Tierarzt ist laut Behr nur dann ratsam, wenn Verdacht auf eine so genannte Scheinträchtigkeit besteht und sich das Tier einbildet, Junge zu bekommen. Anzeichen dafür sind Versuche, mit verschiedenen Gegenständen «Nester» zu bauen und etwa Spielzeug zu sammeln.

Gut beraten sind Halter auch, wenn sie ihrer Hündin vorsorglich ein Höschen anlegen. Schließlich äußert sich die Läufigkeit nach Rolf Spangenbergs Angaben auch in teilweise blutigem Ausfluss, der ohne entsprechende Vorsorge zum Beispiel Teppichböden verschmutzen kann. «Manche Hündinnen verlieren sehr viel Blut», erläutert Astrid Behr.

Umgehen lässt sich das Problem auf zweierlei Weise: «Es gibt Hormonspritzen, die die Läufigkeit unterdrücken», sagt Tierschützer Thomas Schröder. Allerdings müsse zuvor mit dem Tierarzt gesprochen werden, da die regelmäßig zu erneuernden Injektionen das Risiko auf Gebärmuttererkrankungen erhöhen können. «Die Hormoninjektionen werden auf die Dauer lästig und auch teuer», merkt Spangenberg an.

Die zweite Möglichkeit ist, die Hündin kastrieren zu lassen. Dabei werden die Eierstöcke und Teile der Gebärmutter entfernt. Laut Rolf Spangenberg hat das neben dem Verhindern der Läufigkeit den Vorteil, dass zugleich Gesäugetumoren vorgebeugt wird. «Kastrierte Hündinnen großer Rassen neigen allerdings später zur Inkontinenz.» Für Besitzer von weiblichen Boxern oder Labradoren, die keine Tröpfchen auf dem Fußboden riskieren wollen, heißt es daher wohl oder übel weiter, ihre wild zur Paarung entschlossene Hündin nicht aus den Augen zu lassen.