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Krawatten Krawatten: Männer und ihr Verhältnis zum Binder

Von Frank Rumpf 22.11.2005, 11:09

Köln/Hamburg/dpa. - Die meisten Krawatten werden von Frauengekauft - für ihre Männer. Zu keinem anderen Kleidungsstück habenMänner ein so gebrochenes Verhältnis. Einerseits ist der Halsbinderihr ureigenes Schmuck- und Imponierwerk. Andererseits überlassen nachSchätzungen der Modeindustrie zwei Drittel der Männer die Auswahl desguten Stücks ihrer Ehefrau, Freundin oder Mutter.

Selbst Unternehmensbosse freuen sich wie kleine Jungen, wenn sieauf Kollegenlob für die neue Krawatte antworten können: «Die habe ichselbst gekauft!» Denn viele Manager scheitern am passenden Seidentuchzum grauen Zweireiher. «Ich weiß nicht, ob diese Männer unsicher sindoder faul», sagt der Stilexperte Bernhard Roetzel aus Köln.

«Die Beschäftigung mit Mode wird immer noch als unmännlichangesehen», sagt Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut inKöln. Immerhin gingen die 20- bis 30-Jährigen selbstbewusster damitum. Doch die Entscheidung kann gerade bei Krawatten schwer fallen:Rund 15 000 Stücke in den verschiedensten Farben, Mustern und Stoffenwarten etwa beim Herrenausstatter Hirmer in München auf den Kunden.

Zum Glück gibt es Vorbilder: Das Deutsche Mode-Institut kürt seitden Sechzigern den «Krawattenmann des Jahres» - dieses Jahr am 29.November. Zu den Geehrten zählen Willy Brandt oder der Musiker undModerator Götz Alsmann. «Kunden beziehen sich immer wieder aufProminente», sagt Roman Hosek vom Herrenbekleidungshaus Anson's inHamburg. So beeinflusse etwa «Tagesthemen»-Moderator Ulrich Wickertviele Männer.

Das Abgucken kann aber auch schiefgehen. «Krawatten sind eine sehrpersönliche Angelegenheit», warnt Müller-Thomkins. Als erstes sollteder Mann sich daher fragen: «Wer bin ich?» Eher der klassische Typ,sportlich-elegant oder lässig-bequem? Dann sollte es um den Farbtypgehen, denn nicht jeder passt zur Haut- und Haarfarbe. «Stellen Siesich vor einen Spiegel, halten Sie sich verschiedene Farben vor dieBrust, und achten Sie darauf, wie sich Ihr Teint verändert.»

Als drittes stellt sich die Frage nach der modischen Courage.«Zeitlos sind Streifen in Anlehnung an britische Club- oderRegimentskrawatten», sagt Roetzel. Berühmtes Beispiel: die «Brigadeof Guards» in Magenta und Dunkelblau. Modeunabhängig sind ebenfallsPunkte - je kleiner, desto förmlicher.

Paisley-Muster sind ein Klassiker, der derzeit wiederbelebt wird.«Wenn man in der Regel Anzüge in Grautönen und darunter unifarbeneweiße oder hellblaue Hemden trägt, kann man mit solchen Mustern undFarben nicht viel falsch machen», versichert Roetzel. Auch Anhängerder aktuellen Mode können momentan zu Streifen greifen, aber inkräftigeren Tönen. «Ein gewisses Risiko ist damit verbunden.» Jegewagter die Farben und das Dessin, desto eher misslingt dieAbstimmung mit Anzug und Hemd.

Außerdem sind auch Krawatten «Saisonartikel», wie es bei Hirmer inMünchen heißt. So sind in diesem Herbst gedeckte Grüntöne, lila undpetrol en vogue. Für das Frühjahr werden aber Beerenfarben von pinkbis rot sowie aqua erwartet. Letzteres ist laut Hosek eine «maskulineMischung aus blau und türkis». Auch eine Ablösung der Streifen istfür das Frühjahr in Sicht: «Kleine Muster - Rauten, Punkte, Karos undKästchen», kündigt Müller-Thomkins an.

INFO-KASTEN: Tipps zum Krawattenkauf

Es gibt maschinell und handgenähte Krawatten. Handarbeit kostet abzirka 50 Euro. Wichtig ist es für Stilberater Bernhard Roetzel, dassdie Krawatte gerade genäht wurde und eine ausreichend voluminöseEinlage hat. «Fassen Sie den Binder am dünnen Ende und lassen sie ihnherunter baumeln.» Dreht er sich, ist er verschnitten.

Hemd und Anzug oder Sakko sollten zum Kauf mitgenommen werden -«es sei denn, Sie eignen sich ein Baukastenprinzip an», sagt Roetzel.Wer immer Anzüge in Grautönen trägt, könne sich auf unifarbene weißeoder hellblaue Hemden konzentrieren. «Zu solchen Standards solltenSie immer leicht eine passende Krawatte finden.»