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Konflikte in der Beziehung Konflikte in der Beziehung: Ein Fall für die Couch

Von sophie mono 14.06.2012, 14:05

duisburg/dpa. - Ob ein gebrochenes Herz, lautes Streiten oder unerträgliches Schweigen: Probleme in Partnerschaft oder Ehe sind immer belastend. Sie können sogar krank machen. Halten sie dauerhaft an, ist es sinnvoll, einen Therapeuten oder Berater zu Hilfe zu holen - selbst wenn keine Rettung mehr möglich scheint. "Auch eine Trennung kann als Therapie-Erfolg gewertet werden", sagt Beate Ansen, psychologische Beraterin in Duisburg. Oberstes Ziel einer Paartherapie sei nicht zwangsläufig eine fortdauernde Beziehung, sondern die Zufriedenheit beider Partner.

Eine Zeit lang sollte das Paar versuchen, die Probleme selbst zu lösen, findet Roland Kopp-Wichmann. "Ein Paar muss Krisen überstehen können", erläutert der Psychologe aus Heidelberg. Wenn jedoch alles nicht helfe, man das Gefühl habe, dass es so nicht mehr weitergehen kann, dann sei der Gang zum Therapeuten sinnvoll, sagt Beate Ansen. "Viele warten zu lange damit. Dabei kann allen Beteiligten viel Leid erspart bleiben."

Die Voraussetzungen, aufgrund derer eine Therapie erfolgreich sein kann, hängen davon ab, was die Partner anstreben. Zunächst müsse das Problem definiert werden, sagt Professor Manfred Cierpka vom Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg. Gehe es nur um die größtmögliche Zufriedenheit aller Beteiligten, so reiche es aus, wenn beide Seiten etwas verändern wollen. "Dann kann man in der Therapie daran arbeiten, dass nicht alles, was war, rückwirkend zerstört wird, sondern dass die Trennung respektvoll abläuft."

Für eine wahrhaftige und glückliche Partnerschaft ist Liebe eine Grundvoraussetzung. "Der Therapeut findet schnell heraus, ob noch Liebeszauber vorhanden ist. Er redet einfach mit beiden Partnern über die Zeit, in der sie sich kennengelernt haben." Je nachdem, wie das Paar reagiert, sei erkennbar, ob noch Funken da sind. Wenn ein Paar nur wegen der gemeinsamen Kinder zusammenbleiben will und es schafft, freundschaftlich miteinander umzugehen, dann ist das laut Beate Ansen auch in Ordnung. "Dafür muss es nicht die große Liebe sein. Das Mindeste sind aber Respekt und Achtung voreinander."

In jeder Therapie gehe es vor allem um die bewusste Entscheidung. "Egal, wie sie ausfällt: So lange sich die Beteiligten nicht mehr machtlos fühlen, sondern sich bewusst für oder gegen etwas entscheiden, geht es ihnen besser." So verschieden die Probleme der Paare und so individuell die beteiligten Personen sind - in rund 80 Prozent der Fälle seien es die Frauen, die den Therapeuten als erste aufsuchten. "Sie wollen Probleme nicht so lange verdrängen wie Männer und sind schneller bereit, Hilfe zu holen", sagt Ansen. Problematisch findet die psychologische Beraterin es nicht, wenn zunächst nur ein Partner Hilfe sucht. "Oft reichen ein paar Einzelsitzungen sogar aus, um grundlegende Probleme zu beseitigen."

Kommunikation sei hier das Stichwort. "Wenn einer der Beteiligten durch den Therapeuten erkennt, was ihn unzufrieden macht und es schafft, dies zu Hause mit Respekt und ohne Vorwürfe anzubringen, dann ist die Reaktion des anderen oft verblüffend positiv und kann weiterhelfen." Reicht das nicht aus, sei es notwendig, dass auch der andere Partner mit zum Therapeuten kommt. "Meist schafft es die Frau durch Tipps des Therapeuten, ihrem Mann begreiflich zu machen, wie wichtig die gemeinsame Therapie für sie ist", sagt Cierpka. Schnell werde dann klar, in welche Richtung es gehe. Dann könne die eigentliche Arbeit beginnen.

Eine Therapie dauert durchschnittlich 46 Stunden. Bundesweit einheitlich kostet eine Stunde über die gesetzliche Abrechnung 81,14 Euro, bei privater Abrechnung kann es deutlich teurer werden. Kostengünstiger sind Partnerberatungen von gemeinnützigen und kirchlichen Organisationen. Hier geben theologische, psychologische oder pädagogische Berater betroffenen Paaren meist unentgeltliche Tipps.