Kindergarten Kindergarten: Schwere Suche nach dem richtigen Platz
Berlin/Hamburg/dpa. - Bei der Suche nach dem geeigneten Kindergartenplatz sollten Eltern sich Zeit nehmen, denn Kindergärten unterscheiden sich zum Teil erheblich voneinander. Außerdem müssen Wartelisten und die Eingewöhnungszeit des Kindes berücksichtigt werden.
Zunächst sollten ganz praktische Fragen wie die Öffnungszeiten bei der Suche nach einem Betreuungsplatz beachtet werden - vor allem wenn Vater und Mutter berufstätig sind. «In einer Reihe von Regionen bieten Kindergärten zu wenig Nachmittagsbetreuung an. Das kann schon bei einer Halbtagsstelle Stress bedeuten», sagt Iris Emmelmann vom Deutschen Familienverband in Berlin. Außerdem schließen viele Kindergärten während der Sommerferien für mehrere Wochen - und auch dieses Lücke können nicht alle Eltern bewältigen.
Falls Arbeitsstelle und Wohnort weit auseinander liegen, spielt die Lage des Kindergartens eine wichtige Rolle: «Arbeitsnah ist oft bequem, bedeutet aber, dass die Kindergartenfreunde weit weg wohnen», betont die Sprecherin des bundesweiten Zusammenschlusses von Familien. «Hier müssen die Eltern genau abwägen.»
Die Einrichtungen unterscheiden sich auch in ihren pädagogischen Konzepten. So gibt es Wald- und Bewegungs-, aber auch so genannte Reggio-Kindergärten, in denen die Mädchen und Jungen ihrer Experimentierfreude freien Lauf lassen können. Andere orientieren sich an der Montessori- oder Waldorf-Pädagogik oder sind an eine Kirchengemeinde angegliedert. In manchen Einrichtungen werden offene Gruppen angeboten, so dass das Kind zwischen allen Räumen und Angeboten selbst wählen kann.
«Man kann nicht sagen, dass dieses oder jenes Konzept besser ist», sagt Prof. Wolfgang Tietze von der Freien Universität Berlin. Denn es gebe auch Qualitätsunterschiede zwischen Kindergärten mit ähnlichem Konzept. «Man muss gucken, welcher Inhalt in der Packung steckt.» Um eine gute Betreuung zu finden, rät der Kleinkindpädagoge den Eltern, längere Gespräche mit den Erziehern zu führen und in den Gruppen selbst für einige Stunden das Geschehen zu verfolgen.
Tietze beobachtete 400 Kinder aus 100 Kindergärten in fünf Bundesländern und ihre Entwicklung in der 2. Schulklasse. Sein Fazit: «Der typische deutsche Kindergarten ist von gehobener Mittelmäßigkeit.» Ein Drittel der Einrichtungen stuft der Experte vom Fachbereich Erziehungswissenschaft als «gut bis sehr gut» und knapp zwei Drittel als mittelmäßig ein. Ein bis zwei Prozent gehören geschlossen.» Ein guter Kindergarten sollte zum Beispiel das Kind stets als Respektperson behandeln und sprachliche Anregungen geben.
Sprache und Bewegung sind die Schwerpunkte der Kindertagesstätte Kirchdorfer Straße in Hamburg, in der bis zu 170 Kinder betreut werden. «Wir haben mit 45 Prozent einen großen Anteil an Kindern mit einer anderen Muttersprache», sagt Leiterin Beate Drews. So stehen gezielte Deutschförderung für Migrantenkinder, Lesewochen und Theatergruppen, aber auch Turnen und Waldexkursionen auf dem Programm. Geplant ist ein Projekt mit 20 Experimentierstationen. «Damit wollen wir das naturwissenschaftliche Interesse wecken.»
Doch solche Angebote sind nicht selbstverständlich. Im internationalen Vergleich habe frühkindliche Bildung in Deutschland einen zu geringen Stellenwert, wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergab. Die Erzieher seien ungenügend ausgebildet, die Einrichtungen finanziell schlecht ausgestattet. Die OECD-Beobachter lobten allerdings die Versorgung mit Krippen und Kindergärten in Ostdeutschland - und tadelten die schlechte Situation in Westdeutschland.
Gute Bildungspläne für die Kindergärten hält auch der Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München, Prof. Wassilios E. Fthenakis, für notwendig. Hier gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Den Eltern empfiehlt der Experte bei der Suche nach dem richtigen Kindergarten besonders auf drei Dinge zu achten: auf die Ausbildung und Persönlichkeit der Fachkräfte sowie auf die Raumgestaltung der Einrichtung. «Man muss sich vor allem die Frage stellen, ob sich das Kind in diesem Kindergarten wohl fühlt.»
Entscheidend ist auch der Erzieher-Kind-Schlüssel: «Die ideale Gruppengröße für 3- bis 6-Jährige liegt zum Beispiel bei 16 bis 18 Kindern mit zwei Fachkräften», erläutert Fthenakis. Mittlerweile gibt es auch diverse Listen mit Kriterien, die einen guten Kindergarten ausmachen. Dazu zählen unter anderem regelmäßige Informationen über den Entwicklungsstand der Mädchen und Jungen, das Aushängen von Wochenplänen, eine gesunde Kost, Ruhebereiche oder Ausflüge.
Iris Emmelmann vom Deutschen Familienverband warnt aber davor, einen Kindergarten nur nach festgelegten Kriterien zu bewerten. «Man sollte nicht nur eine Checkliste haben, sondern auch einfach prüfen, ob einem die Atmosphäre und die Erzieher sympathisch sind.»