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Im ersten Hundewald im Harz darf «der Hund Hund sein»

Von Fabian Schlüter 03.04.2009, 14:35

Wildemann/dpa. - Unten, auf dem Parkplatz vor dem hölzernen Ortsschild der 1140-Einwohner-Gemeinde Wildemann, zerren die beiden Collies Dario und Herby ungeduldig an der Leine.

Auch auf dem Waldweg, der an dem Flüsschen Innerste entlang und an einem See vorbei in die Höhe führt, ist den Beiden die Unruhe anzumerken. Dann aber, nach zehn Minuten Fußmarsch, heißt es für die Hunde «Leine los». Im ersten Hundewald im Harz, einem eingezäunten Areal von der Größe eines Fußballfeldes, können die Hunde umhertoben wie es ihnen beliebt. «Hier darf der Hund Hund sein», sagt Revierförster Heinz Soltendieck, als der Hundewald seine Pforten öffnet.

Ein dreiviertel Jahr lang haben die Mitglieder des Vereins «Hundefreunde Bergstadt Wildemann» für den Hundewald gearbeitet, Fichten gefällt und einen Zaun um das Areal gezogen. «Alles in Eigenregie», erzählt die Vereinsvorsitzende Gudrun Beck. «Zum Glück hat uns die Friedhofsverwaltung Presslufthammer geliehen, sonst hätten wir nie die Löcher für die Zaunpfähle in den Boden bekommen.»

Der Hundewald liegt auf einer Lichtung direkt an einem Steinbruch, an dem bis in die 60er Jahre Fels abgetragen wurde. Der Boden sei hier «siebenmal härter als Beton», sagt Beck. Den Zaun hatte zuvor die Forstverwaltung ausrangiert und für den Hundewald gespendet. 200 Euro Pacht zahlt der Verein im Jahr für das Waldstück an das Land, Eintritt kostet der Hundepark aber keinen. Besonders stolz ist Beck darauf, dass der Hundewald pünktlich zu Beginn der Brut- und Setzzeit seine Pforten öffnet. Von 1. April bis Mitte Juli ist der Wald für Hunde ohne Leine normalerweise tabu, in dem Hundewald besteht dagegen keine Gefahr, dass die Hunde ausreißen und Wildtieren hinterherjagen. Für Hunde sei es sehr wichtig, auch ohne Leine unterwegs zu sein, sagt die Collie-Züchterin: «Hunde können ihr Sozialverhalten nur trainieren, wenn sie ungestört miteinander Kontakt haben. An der Leine ändert sich ihr Verhalten, weil sie ihr Herrchen vor anderen Hunden verteidigen wollen. Da sind sie gleich viel aggressiver.»

Wildemanns Bürgermeister Arno Schmidt (SPD) hofft, mit dem Hundewald zusätzliche Besucher in seine Gemeinde zwischen Goslar und Osterode locken zu können. Hundefreundlichkeit sei für viele Touristen ein wichtiges Argument. Hundehalterin Beck bestätigt, dass es nicht nur in Hannover und Braunschweig Interesse an einem Sonntagsausflug mit Vierbeiner in den Harz gibt - sogar aus Süddeutschland seien erste Anfragen eingetroffen. Schließlich sind Hundewälder in Deutschland, anders als im Nachbarland Dänemark, eine Rarität. In erster Linie sei der Hundewald aber für Hundefreunde aus dem Harz gedacht.

Informationen zum Hundewald: www.hundewald-harz.de