Hochzeit Hochzeit: Knappe Korsagen und wallende Röcke

München/Heidelberg/dpa. - Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei: Beim Gang vor den Traualtar setzen Bräute in der kommenden Saison auf den großen Auftritt. Während oben herum knappe Korsagen viel Dekolleté zeigen, darf es beim Rock gerne etwas mehr Stoff sein. Raffungen, Rüschen und Stickerein finden sich nicht nur an den Hüften, sondern auch am Saum. Dazu passt das Comeback des Schleiers.
«Blüten, aufgebauschte Partien, Schleifen - nach der "Je schlichter, desto besser-Phase" wollen es die Bräute jetzt wieder etwas üppiger», sagt Violeta Baumann von der Deutschlandvertretung des Herstellers Pronuptia Paris in Heidelberg. Viele der Roben rufen Erinnerungen an den Glamour-Look der achtziger Jahre hervor.
Auch die Bräute selbst sind großzügig, wenn es darum geht, ihre Reize in das rechte Licht zu rücken: «Stark gefragt sind aus Korsage und Rock bestehende Zweiteiler», sagt Martin Teufl vom Braut- und Abendmodenatelier «La Rose Noir» in München. «Der Carmen-Look mit freien Schultern ist sehr gefragt», ergänzt Karin Sperr vom Brautmodenhersteller Weise in Fichtenau (Baden-Württemberg).
Bei großen Größen seien auch noch tiefere, herzförmige Ausschnitte beliebt. Der Rücken bleibe ebenfalls häufig frei. Die Korsagen lassen sich mit einem eng geschnittenen oder einem klassischen, leicht ausgestellten Rock kombinieren, so Sperr. Neu sei bei Röcken und Kleidern in diesem Jahr der «Meerjungfrauen-Stil», bei dem der Schnitt an den Hüften schmal ausfällt und unten weit ausschwingt.
Als Alternative zu den figurbetonten Korsagenkleidern spielt weiter die lockerer fallende A-Linie eine wichtige Rolle: Diese am Empire-Stil orientierten Kleider seien ideal für nicht ganz so schlanke Frauen und Schwangere, so Baumann. Denn die Kombination aus fließenden Stoffen und Schnitten kaschiert auch größere Rundungen. Gemeinsam ist den kurvenbetonenden und den schmeichelnd-schwingenden Kleidern die Länge: Sie sollte bis zum Boden reichen. «Das kurze Kleid ist im Moment out», sagt Eberhard Horn, Inhaber von Brautmoden Horn in München.
Wer sich absetzen will, setzt auf Details: Im Avantgarde-Bereich gibt es laut Horn bauchfreie oder mit Löchern versehene Kleider, Ärmel würden durch Bänder ersetzt. «Für die kirchliche Trauung wird bei solchen Kleidern ein Jäckchen darüber getragen - damit der Pfarrer nicht rot wird.» Bei den Farben dominieren weiter Weiß und Creme, jedoch zunehmend mit Farbtupfern kombiniert. So werden etwa zu cremefarbenen Röcken dunkelrote oder schwarzblau-schimmernde Oberteile getragen. Aber auch ganz in kräftigen Farben gehaltene Kleider tauchen vereinzelt auf.
Zeigt die Braut Mut zur Farbe, kann der Bräutigam diesen aufgreifen - etwa indem er eine zu ihrem Kleid oder ihrer Korsage passende Weste trägt. Ansonsten ist der Geschmack bei den Herren laut Baumann aber überwiegend klassisch. Gefragt seien langgeschnittene Sakkos in Schwarz oder Anthrazit. Im Kommen sei zudem Aubergine.
Vor einem Comeback steht der Schleier: «Er ist in allen Variationen wieder im Kommen», sagt Sperr. Die Palette reiche von kurzen Schleiern mit 60 oder 80 Zentimetern Länge bis zu opulenten, fast schleppenartigen Modellen mit einer Länge von bis zu zweieinhalb Metern. «Die Nachfrage wächst», so Horn. «Nie ganz schlicht, aber auch nicht überladen», beschreibt Sperr die richtige Mischung. Denn auch wenn die Braut an ihrem Hochzeitstag sich einmal in ihrem Leben wie eine richtige Prinzessin fühlen soll - verkleidet darf sie sich dabei nicht vorkommen.