Gute Luft nach dem Lackieren: Auf lösemittelfreie Produkte achten
Frankfurt/Main/dpa. - In den Lackabteilungen der Baumärkte fällt es vielen Heimwerkern schwer, das geeignete Produkt für ihr Vorhaben auszuwählen. Denn allein für Holz werden diverse Lacke und Lasuren angeboten, die auf unterschiedliche Weise schützen.
Auch für Metalle gibt es zahlreiche Angebote. Soll zudem mit schadstoffarmen und gesundheitlich unbedenklichen Produkten renoviert werden, wird es für Laien noch kniffeliger, den Überblick zu behalten.
«Hochglänzende, deckende Oberflächen lassen sich nur mit Lacken realisieren», sagt Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Institute in Frankfurt. Diese Lacke seien entweder pigmentiert oder klar und bilden nach dem Trocknen einen geschlossenen Film. Angeboten werden Lacke auf Wasserbasis (Acryllacke), Alkydlacke - auch Kunstharzlacke genannt - und Naturharzlacke.
Die meisten Verbraucher wollten eine Belastung der Raumluft mit Lösemitteln vermeiden, berichtete die Zeitschrift «Öko-Test». Deshalb habe die Industrie in den vergangenen Jahren etliche Lacke auf Wasserbasis entwickelt. Diese Produkte, von denen einige das Zeichen «Blauer Engel» tragen, seien zwar nicht vollständig frei von Lösemitteln. Sie könnten jedoch als lösemittel- und emissionsarm bezeichnet werden. Weil sie Wasser enthalten, müssen der Zeitschrift zufolge Konservierungsmittel eingesetzt werden - und auch diese könnten problematisch sein.
«Acryllacke auf Wasserbasis dürfen nicht mit Alkydlacken verwechselt werden», warnt Küper. Denn Alkydlacke dürften nach den gesetzlichen Bestimmungen 40 bis 50 Prozent Lösemittel enthalten. Mit dem Vorurteil, diese seien besonders langlebig, räumt Küper auf: «In Bezug auf Haltbarkeit und Langlebigkeit sind Acryllacke lösemittelhaltigen weit überlegen.» Das gehe aus Langzeittests des Paint Quality Institute hervor.
Natur pur darf der Kunde bei Naturharzlacken nicht erwarten. Auch sie enthalten laut «Öko-Test» üblicherweise Lösemittel. Dabei würden meist synthetische Verbindungen wie Testbenzin verwendet. Einige Naturfarbenhersteller hätten aber inzwischen auf wasserbasierte Lacke umgestellt.
«Wer einen gesundheitlich unbedenklichen Lack sucht, sollte wasserbasierte Lacke von Naturfarbenherstellern kaufen», rät Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München. Kann bei ihnen kein passender Lack gefunden werden, sollte zumindest auf Lacke mit dem Zeichen «Blauer Engel» zurückgegriffen werden.
Wenn das zu streichende Holz seine natürliche Optik behalten und die Maserung durchscheinen soll, kann es mit einer Lasur vor Wettereinflüssen geschützt werden. «Sogenannte Dickschicht-Lasuren sind in solchen Fällen erste Wahl, da hier nur alle zwei Jahre ein neuer Anstrich erforderlich ist», erläutert Küper. Bei Dünnschicht-Lasuren müsse hingegen jedes Jahr nachgestrichen werden. Lacke hielten vier Jahre.
Bei Lasuren wird generell zwischen wasserbasierten und lösemittelhaltigen Produkten unterschieden. «Was kaum jemand weiß: Auch viele der handelsüblichen wasserbasierten Anstriche können bis zu 80 Prozent Lösemittel, zum Beispiel wasserlösliche Glykole, enthalten», erläutert Heiko Koch vom Hersteller PNZ in Kipfenberg (Bayern). Wer sicher sein will, sollte die Verpackung genau lesen. Nach einer EU-Richtlinie müssten die Hersteller seit einigen Jahren den maximalen Lösemittelgehalt ihrer Produkte angeben.
«Ein weiterer ökologischer 'Pferdefuß' kann die Verwendung von Bindemitteln sein, die synthetisch aus Erdöl hergestellt werden. Die Produktion nachhaltiger ökologischer Produkte erfolgt hingegen auf Basis rein pflanzlicher Öle», erläutert Koch. «Letztere lassen die Hölzer mehr atmen, haften besser und platzen nicht großflächig ab.»