Getränk Getränk: Malzbier schmeckt gekühlt am besten

Bonn/Frankfurt/Main/dpa. - Schon die Sache mit dem Namen ist ein bisschen kompliziert: «Es gibt gar kein Malzbier», sagt Erich Dederichs, Geschäftsführer des Deutschen Brauerbundes in Bonn. «Es muss Malztrunk heißen, nur das sagt eben keiner.»
Dabei handelt es sich rein brautechnisch gesehen durchaus um ein Bier, «und es wird auch überwiegend von Brauereien produziert.» Gerne getrunken wird es in jedem Fall - ob es immer der beste Durstlöscher ist, darf allerdings bezweifelt werden.
Der Streit um die Bezeichnung führt zurück in die sechziger Jahre: Weil Bier keinen Zuckerzusatz erhalten darf, wollten die bayerischen Brauer Malzbierlieferungen in das südlichste deutsche Bundesland verbieten. Die Befürworter und Gegner prozessierten kräftig - bis vor den Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Der entschied, dass das Malzbier künftig Malztrunk heißen solle und dann auch wieder nach Bayern geliefert werden durfte. So richtig durchgesetzt hat sich die höchstrichterliche Anordnung allerdings nie.
Aus Sicht des Brauers ist es ein obergäriges, dunkel-bernsteinfarbenes Vollbier. Alkohol enthält es auch - «allerdings in minimalen Dosen», sagt Erich Dederichs. «Das ist etwa so viel wie in Kefir. Die Hefe wird beim Brauen bei ganz niedrigen Temperaturen dazu gegeben. Dadurch entsteht kaum Alkohol.»
Gebraut wird es wie jedes Bier aus Wasser, Hopfen und Malz - «weil der Hopfenanteil so gering ist, schmeckt es nicht so bitter», erklärt Dederichs. Und außerdem wird Brauzucker hinzugegeben. Eine Karamell-Lösung aus Rübenzucker, die Zuckerkulör, verstärkt die dunkle Farbe des Malzbiers.
Nach Ansicht der Hersteller wie Vitamalz ist es ein «reines Erfrischungsgetränk». Vitamalz ist seit 1966 eine geschützte Marke und fast ein Synonym für Malzbier - kein Wunder, es ist der Marktführer. Hergestellt wird es von einem Verbund aus 13 Brauereien in ganz Deutschland.
«Vitamalz bringt Schwung ins Leben» lautete ein gängiger Slogan früherer Jahre. Auch nach Überzeugung des Brauerbundes ist Malzbier ein «schneller Energiespender». «Da ist schon etwas dran», sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. «100 Gramm Malzbier enthalten allein 900 Milligramm reinen Traubenzucker. Der geht direkt ins Blut.» Ein optimales Erfrischungsgetränk etwa für Freizeitsportler ist Malzbier deswegen aber nicht: «Es enthält kaum nennenswerten Mineralien und kein Vitamin A, D, E, K, C oder B12. Da wäre ein Fruchtsaft schon besser.»
Für viele Eltern gilt es als «Kinderbier», was allerdings ebenfalls nicht überall Zustimmung findet: «Der Alkoholgehalt ist nicht das Problem», sagt Andrea Schauff, Ernährungswissenschaftlerin bei der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt. Auch wegen des leicht hopfigen Geschmacks bestehe aber die Gefahr, dass Kinder sich schon früh an an die Vorstellung gewöhnen, Bier zu trinken.
Außerdem sollte nicht ganz vergessen werden, dass es sich dabei um ein gezuckertes Getränk handelt. «Mit Blick auf Karies ist das nicht unproblematisch», warnt Schauff. Als Durstlöscher für Kinder stehe es deshalb allenfalls auf einer Stufe mit Cola oder Limo.
Das ideale Getränk für Figurbewusste ist es auch nicht: «Malzbier hat im Schnitt 53 Kalorien auf 100 Gramm», sagt Antje Gahl. «Das ist nicht unbedingt wenig - Apfelsaft hat allerdings fast genauso viel.» Aus Sicht der Ernährungswissenschaftler wäre es - zumindest für Freizeitsportler und diejenigen, die auf ihre Linie achten - deshalb optimal, das Malzbier mit Mineralwasser zu verdünnen.
Aber das macht wohl kaum einer. Malzbier wird nun einmal nicht gerührt, nicht geschüttelt und auch nicht verdünnt. Weitgehend unumstritten ist auch die Empfehlung des Brauerbundes zur richtigen Temperatur: Gekühlt schmeckt es am besten - völlig unabhängig davon, ob man es nun Malztrunk oder Malzbier nennt.