Schönheitschirurgie Schönheitschirurgie: Nervengift als Faltenkiller ist nicht ohne Risiko

Düsseldorf/Lindau/dpa. - Dank einer kleinen Spritze verschwinden die Mimikfalten an den Augen und auf der Stirn. Immerhin verbirgt sich hinter der harmlos klingenden Bezeichnung das Nervengift Botulinumtoxin A. Das Mittel wird aus einem Bakterium gewonnen, erläutert der Chirurg Axel Neuroth aus Düsseldorf. «Es stoppt die Erregungsfortleitung der Nervensignale an die Muskulatur. Das Mittel wird stark verdünnt in den Muskel gespritzt und lähmt ihn dadurch.»
Die so genannte Schönheitschirurgie ist nicht der einzige Bereich, in dem das Mittel angewendet wird. «Es hilft mit seiner Wirkung zum Beispiel auch Schlaganfallpatienten mit spastischen Lähmungen», erläutert Kreuz. Bei zahlreichen Betroffenen wird es schon seit mehr als 20 Jahren erfolgreich eingesetzt. Außerdem kann es helfen, die Schweißproduktion eines Menschen zu reduzieren. Dabei wird es in die Handinnenflächen oder die Achselhöhle gespritzt. «Weitere Anwendungsbereiche sind unter anderen die Augenheilkunde und Fälle von Multipler Sklerose», sagt der Dermatologe.
«In der kosmetischen Chirurgie spielt Botox erst seit etwa fünf Jahren eine Rolle», erklärt Neuroth. «Nachdem es in den entsprechenden Muskel gespritzt wurde, dauert es etwa drei Tage, ehe die Wirkung einsetzt.» Obwohl die Lösung soweit verdünnt ist, dass sie keinen Schaden anrichten kann, gibt es in seiner Klinik keine solchen Eingriffe: Das Mittel halte nicht, was es verspricht.
Er selbst habe damit keine guten Erfahrungen gemacht, sagt Neuroth. «Ich habe mir Botox mal während eines Seminars spritzen lassen, um es zu testen. Danach hatte ich vier Wochen lang Kopfschmerzen. Anschließend war die Wirkung auch schon wieder weg», erinnert er sich. Das habe allerdings daran gelegen, dass er sich eine geringere Menge spritzen ließ als allgemein üblich. «Normalerweise hält die Wirkung zwischen drei und neun Monaten an. Danach hat es der Körper wieder abgebaut.»
Der Chirurg Werner Mang aus Lindau am Bodensee behandelt pro Jahr in seiner Klinik etwa 100 Patienten mit Botox. «Durch Operationen und Faltenunterspritzungen kann kein hundertprozentig zufrieden stellendes Ergebnis erreicht werden», sagt Mang. Das gehe nur mit dem verdünnten Nervengift. Viele seiner Patienten lassen der Erstbehandlung weitere folgen. Wie lange die Wirkung anhält, hänge davon ab, wie stark die Mimik des Einzelnen ausgeprägt ist. «Je stärker die Mimik, desto kürzer die Wirkungsdauer», so der Experte. Allerdings halte die Wirkung mit jeder Folgebehandlung länger an.
«Hauptsächlich verwende ich Botox, um die Stirnfalte meiner Patienten zu glätten», sagt Mang. Viele lassen sich aber auch die «Krähenfüße» seitlich der Augen oder die Falten um den Mund wegspritzen. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es sich bei dieser Behandlung um einen medizinischen Eingriff handelt, der auch Risiken in sich birgt. «Wird es in einer Überdosis verabreicht, kann die Symmetrie des Gesichtes für eine Zeit verloren gehen, oder das Augenlid hängt herunter», warnt Mang. «Außerdem kann das Material verlaufen oder es kommt zu Entzündungen der Augen und Reizungen der Hornhaut», sagt Axel Neuroth.
Werner Mang hält deshalb so genannte Botox-Partys, die immer mehr in Mode kommen, für besonders gefährlich. «Dort wird das Mittel in Wohnungen oder Hotelzimmern gespritzt. Das ist nicht gerade eine sterile Umgebung, die für den Eingriff unbedingte Voraussetzung ist.» Mang weiß von einigen Fällen pro Jahr in Deutschland, bei denen eine Botox-Behandlung schief geht. Die Betroffenen sind dann Monate lang entstellt und trauen sich nur mit Sonnenbrille auf die Straße.
Ob mehrmalige Anwendungen zu Langzeitschäden führen können, ist noch ungeklärt. Eine langfristige Anwendung kann laut Neuroth «auch zum Abbau des Muskels führen, in den Botox gespritzt wird». Er selbst beseitige die Zornesfalte im Stirnbereich seiner Patienten lieber mit einem Lifting. Wer sich doch lieber für den kleineren Eingriff und damit die Botoxspritze entscheidet, muss zwischen 300 und 500 Euro pro Behandlung bezahlen.