Schönheits-Operationen Schönheits-Operationen: Großer Markt der Eitelkeiten
Traummaße von 90-60-90, Waschbrettbauch, straffer Po und volle Lippen - viele Menschen streben nach den Schönheitsidealen. Doch was tun, wenn Makellosigkeit keine Gabe der Natur ist, die fünfte Diät versagt hat und die Schindereien im Fitness-Studio unerträglich geworden sind?
Seit geraumer Zeit haben auch in Deutschland kosmetische Operationen Konjunktur, der Markt der Eitelkeiten boomt. Vom Fettabsaugen über Faltenunterspritzungen bis zur Nasenkorrektur-Operation - immer mehr unterziehen sich einer Schönheitsbehandlung.
Inzwischen kommt es in Deutschland jährlich zu rund 500 000 ästhetischen Operationen. Wobei das Gros der Patienten noch immer die Frauen bilden. Auch in Sachsen-Anhalt kommen Liften und Co. in Mode.
Der hallesche Dermatologe Dr. Abdou Zarzour bietet als einer von fünf Medizinern in der Saalestadt in seiner Hautarztpraxis kosmetische Operationen an. Sein Repertoire reicht vom Fettabsaugen, verschiedenen Laser-Anwendungen über die Faltenbehandlungen mit Eigenfett - zum Beispiel an Mundwinkelfalten - bis hin zur dauerhaften Entfernung von Körperhaaren.
"Der gefragteste kosmetische Eingriff in meiner Praxis ist zweifelsohne das Fettabsaugen", sagt Zarzour. Der 43-Jährige stammt aus Syrien. Er lebt und arbeitet seit 1984 in Halle. Zarzours Angaben zufolge ist seine Praxis die einzige in der Stadt, die das Fettabsaugen für die Patienten weniger belastend macht, da mit örtlicher Betäubung gearbeitet werde.
Die Operation Fettabsaugen, die so genannte Liposuktion, ist kein Schnellschuss. Auf eine Eingriffsdauer von bis zu drei Stunden müssten sich die Patienten einrichten, erklärt der Hautarzt. In der Regel wird das Fett der klassischen Problemzonen entfernt. Dazu zählen Bauch, innere und äußere Oberschenkel, Hüften, Oberarme, Knie, Waden, Hals und Doppelkinn.
Bevor es den überschüssigen Fettzellen tatsächlich an den Kragen gehen kann, muss das zu behandelnde Areal vorbereitet werden. Aus diesem Grund wird über eine Kanüle Betäubungsmittel in Verbindung mit einer Kochsalzlösung in das zu behandelnde Gewebe gepumpt. Dieser etwa einstündige Infusionsvorgang ermöglicht in der Folge einen schmerzfreien Eingriff. Und andererseits werden durch die Kochsalzlösung die Fettzellen auf das Absaugen vorbereitet. Dann wird es Ernst. Auf Zarzours OP-Tisch liegt eine etwa 50-jährige, korpulente Patientin. Maximal fünf Liter Fettgewebe kann der Arzt bei ihr während einer derartigen Operation entfernen. Wieder und wieder versenkt er zu diesem Zweck eine große etwa 30 Zentimeter lange Kanüle unter der Bauchdecke der Patientin. Verbunden ist diese Kanüle übrigens mit einer so genannten Rüttelmaschine. Diese versetzt die Kanüle unter der Hautoberfläche per Druckluft in Schwingungen. Das umliegende Bindegewebe, die Nerven, die Blutgefäße und die Lymphgefäße bleiben bei diesem Verfahren weitgehend intakt.
Den Rest übernimmt eine Vakuumpumpe, die das so vorbereitete Gewebe absaugt. Anzeichen von Unwohlsein oder gar Schmerz sind bei der Patientin während des Eingriffs nicht festzustellen. Bei vollem Bewusstsein ist sie sogar gelegentlich zu Scherzen aufgelegt. Zwei bis drei derartige Operationen führt Abdou Zarzour pro Woche durch. "Tendenz steigend", sagt er. Da die Krankenkassen sich an den Kosten nicht beteiligen, müssen die Patienten selbst in die Tasche greifen. Je nach abgesaugter Fettmenge und dem zu behandelnden Bereich kosten die Eingriffe zwischen 500 und 2 000 Euro, die privat zu bezahlen sind.
Der geschilderte Eingriff bietet nach Meinung von Fachleuten tatsächlich gute Chancen, Fettdepots in einem umschriebenen Bereich der Körperoberfläche zu verringern, die durch Diäten oder sportliche Betätigungen allein nicht zu reduzieren wären. Denn die einmal entfernten Zellen wachsen nicht nach.
Dennoch, ein Selbstläufer ist auch das Fettabsaugen nicht. Einmal abgespeckt, heißt nicht immer dünn. "Nach der Operation sollte man sich auf eine gesunde Ernährung einstellen und nach Möglichkeit auch etwas Sport treiben, um nicht wieder ungewollte Pfunde anzusetzen", sagt Abdou Zarzour. Ohne Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten könne es zu einer erneuten Fettablagerung in nicht abgesaugten Fettzellen kommen, die natürlich und notwendigerweise auch in den operierten Gebieten verbleiben. Das Trauma würde von vorn beginnen.
In der Medizin ist bekanntlich kein ärztlicher Eingriff gänzlich ohne Risiko. So kann es auch beim Fettabsaugen zu vereinzelten Komplikationen kommen. Ernsthaftere, wie Fettembolien oder Thrombosen, sind äußerst selten, Druckschmerzen oder Hämatome an den behandelten Arealen hingegen kommen immer wieder vor.
Grundsätzlich aber raten Fachleute dazu, sich nur an seriöse und erfahrene Experten für kosmetische Operationen zu wenden. Denn zu häufig kam es in der Vergangenheit zu krassen Kunstfehlern. Eine junge Engländerin verstarb nach einer Brustoperation an Blutvergiftung. Hart traf es auch Patienten nach falsch angewendeten Lasertherapien. Vernarbte Gesichter und völlige Erblindung waren die Folgen. Ebenso tragisch sind Fälle von Selbstmord nach missratenen Schönheitsoperationen.