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Psychologie Psychologie: Männer können mit Alkohol und Aggressivität auf Depression reagieren

24.04.2013, 13:14

Berlin/dpa. - Wenn ein Mann an einer Depression leidet, kann sich das anders äußern als bei einer erkrankten Frau. Typische Symptome einer Depression wie tiefe Traurigkeit, Interessenverlust und Antriebslosigkeit wehre ein Mann oft durch „typisch männliches“ Stressverarbeitungsverhalten ab, sagte Prof. Anne Maria Möller-Leimkühler von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München dem dpa-Themendienst. Dazu zähle zum Beispiel der vermehrte Konsum von Alkohol, erhöhte Aggressivität und Hyperaktivität.

Dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Männergesundheitsbericht 2013 zufolge werden psychische Erkrankungen bei Männern häufig unzureichend diagnostiziert und behandelt. Das hängt Möller-Leimkühler zufolge auch damit zusammen, dass Männer durchgängig weniger Symptome angeben, die auf psychische Beschwerden hindeuten, wenn es ihnen schlecht geht. In der Folge erscheine die Zahl der depressiv erkrankten Männer geringer als die der Frauen. Außerdem seien die Behandlungsaussichten der betroffenen Männer schlechter, ihr Suizidrisiko steige und auch die Zahl von Begleit- und Folgeerkrankungen nehme zu.

Hat ein Mann eine Depression, kann es Möller-Leimkühler zum Beispiel sein, dass er exzessiv Sport treibt oder sich in Arbeit, Sex oder Onlineaktivitäten stürzt, um sich von seinen seelischen Beschwerden abzulenken. Auch riskantes Autofahren könne ein Hinweis sein. „Er ist aber dadurch nicht ausgefüllt, nicht befriedigt, sondern steht weiterhin unter Druck“, erläuterte sie. Der Betroffene sei auch physiologisch nicht mehr in der Lage, sich zu entspannen, weil sein Cortisolspiegel dauerhaft hoch sei. Der Körper schüttet vermehrt das Hormon Cortisol aus, wenn ein Mensch unter Stress steht.

Bemerken Angehörige oder Freunde, dass ein Mann sich zunehmend aggressiver verhält oder sich zurückzieht, sollten sie ihn aber nicht direkt auf psychische Probleme ansprechen, rät die Expertin. „Das erzeugt eine Abwehrhaltung.“ Besser sei es, ihn über das Thema Stress, die Unfähigkeit zum Entspannen oder körperliche Symptome wie Rücken- oder Kopfschmerzen zu erreichen. Diese Dinge seien positiver besetzt.

Geht der Mann deswegen dann zu einem Allgemeinarzt, komme es aber darauf an, dass dieser die richtigen Fragen stellt und wahrnimmt, dass hinter den körperlichen Beschwerden ein seelisches Problem steckt. Depressionen gelten im Allgemeinen als gut behandelbar. Unerkannt und nicht behandelt können sie dagegen im schlimmsten Fall im Suizid münden.