Nocturale Bruxismus Nocturale Bruxismus: Nachts beißt die Psyche zu

Stuttgart/gms. - Das Kauorgan ist auf diese Durchschnittsbelastung eingerichtet.Ist das Aufeinanderpressen jedoch ein häufiger und vor allemandauernder Vorgang, dann liegt eine Funktionsstörung vor. Mindestensacht Prozent der Bevölkerung leiden mindestens einmal die Woche unterBruxismus wie Zähneknirschen von Medizinern genannt wird. Das ergabeine Studie der Stanford University School of Medicine(US-Bundesstaat Kalifornien) aus dem Jahr 2001, die in mehrereneuropäischen Ländern, darunter Deutschland, durchgeführt wurde.
Etwa die Hälfte, nämlich 4,4 Prozent dieser Personen, knirschenauch in der Nacht. Weil aber gerade der so genannte nocturaleBruxismus oft nicht erkannt wird, gehen die Forscher von einerrelativ hohen Dunkelziffer aus. Betroffene spüren nämlich oft erstsehr spät oder gar nicht, dass sie mit den Zähnen knirschen.
Meistens bemerken die Partner die unbewusste Funktionsstörung desKausystems, wenn sie nachts vom lauten Mahlgeräusch der Zähne gewecktwerden. Knirscher können mitunter die Lautstärke einer Kreissägeerreichen. Betroffene Frauen belasten ihre Kiefer im Durchschnitt mitbis zu 300 Kilogramm, Männer mit bis zu 400 Kilogramm. Sprünge,abgebrochene Ecken, lockere Füllungen oder gar Zähne und vor allemdeutlich abgeriebener Zahnschmelz sind die Folge. Und auch dasKiefergelenk und die Kaumuskulatur leiden.
Häufigste Ursache für das nächtliche Knirschen ist Stress: «Oftverkrampfen die Betroffenen ihre Kaumuskeln schon tagsüber, so dasssie bereits völlig verspannt in die Nacht gehen», sagt der TherapeutHartmut Streng aus Stuttgart. Aus seiner Erfahrung heraus stuft derSpezialist für Zähneknirschen die meisten seiner Patienten alsbesonders ehrgeizig ein: «Das sind Perfektionisten, die eben dieZähne zusammenbeißen und durchhalten, wenn es Probleme gibt.»
Die meisten Zahnärzte verordnen Knirschern eine so genannteAufbiss-Schiene. Dabei handelt es sich um einen Zahnaufsatz ausKunststoff, der nachts auf eine Zahnreihe in der Regel denOberkiefer - aufgesetzt wird. Die Schiene soll zum einen die direkteReibung verhindern und andererseits den Druck, der einzelne Zähnebesonders stark trifft, über den gesamte Kiefer verteilen.
Empfehlenswert ist es mitunter, bereits abgewetzte Zähne wiederaufzubauen. Das gilt besonders für die Eckzähne. Diese werden alserste abgemahlen, dabei sind sie für die Führung des Gebisses vongroßer Bedeutung. «Die Eckzähne sind eine Art Stopper, an denen derUnterkiefer sich ausrichtet und so den Idealbiss findet», erklärtIngeborg Stähle vom Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde derUniversität Erlangen. «Ist diese Führung nicht mehr vorhanden, könnensich Kiefer seitlich gegeneinander verschieben. Vor allem dieBackenzähne werden durch diese Querbewegung falsch belastet undwerden schneller locker.»
Die Behandlung sollte sich jedoch nicht in diesen Maßnahmenerschöpfen. «Um die eigentliche Ursache zu bekämpfen, sollten dieBetroffenen versuchen, den aufgebauten Stress abzubauen, etwa durchautogenes Training oder Entspannungsübungen», rät Ingeborg Stähle.Hartmut Streng, der früher selbst vom Zähneknirschen betroffen war,hat eine spezielle Entspannungsmethode entwickelt. «Man muss sich dasmit Kieferjoggen vorstellen», erklärt der Knirschspezialist. «Wiejeden anderen Muskel auch, kann man durch Bewegungsübungen dieKaumuskeln lockern.»
Informationen: Im Internet unterhttp://www.anti-zaehneknirschen.de.