Tipps vom Kardiologen MZ-Leserforum: Wenn das Herz schwächelt

Halle (Saale) - Liane H., Naumburg:Bei mir soll ein Herzkatheter gemacht werden. Was ist das? Tut das weh?
Mit einer Herzkatheteruntersuchung kann der Kardiologe die Durchblutung Ihres Herzmuskels beurteilen, eine Herzmuskelerkrankung oder einen Herzklappenfehler weiter diagnostizieren. Bei der Untersuchung wird ein dünner Kunststoffschlauch, der Katheter, über die Leiste oder den Arm zum Herzen geführt. Der Arzt kann dabei die Herzkammern und die Herzkranzgefäße auf einem Röntgen-Bildschirm mit Hilfe von Kontrastmittel sichtbar machen. Entdeckt der behandelnde Arzt kritische Engstellen in den Herzkranzgefäßen, beseitigt er diese meist gleich während des Eingriffs. Dafür setzt er einen Ballonkatheter und/oder einen Stent ein, der das verengte Gefäß offen hält. Die Untersuchung erfolgt unter lokaler Betäubung und ist schmerzfrei.
Rüdiger H., Halle: Ich habe seit sechs Jahren einen Stent. Müsste der mit einem Herzkatheter nicht mal untersucht werden?
Wenn Sie keine Beschwerden wie etwa Brustschmerzen oder zunehmende Belastungsluftnot haben, brauchen Sie eine solche Untersuchung nicht. Ein Stent, der gut sitzt, muss nicht regelmäßig durch eine solche doch aufwendige Untersuchung kontrolliert werden. Selbst nach einer Dehnung - mit oder ohne Stent - ist eine routinemäßige Herzkatheteruntersuchung nicht erforderlich.
Paul K., Mansfeld-Südharz: Gibt es eine Alternative zum Herzkatheter? Ich habe Angst davor.
Um die Durchblutung des Herzens zu untersuchen, gibt es neben dem Herzkatheter noch Stressuntersuchungen wie die Stress-Echokardiographie, ein Stress-MRT oder eine Myokardszintigraphie. Der Patient sollte mit dem Arzt besprechen, welche Methode bei ihm am besten geeignet ist. Allen Methoden gemeinsam ist eine Untersuchung während einer Herzbelastung, die pharmakologisch oder durch körperliche Belastung auf dem Ergometer erfolgt. Die Myokardszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Methode, die je nach Durchführung Informationen über die Durchblutungsverhältnisse, Vitalität und Funktion des Herzmuskels liefert. Wenn nach den genannten Untersuchungen der dringende Verdacht auf das Vorliegen einer bedeutsamen Durchblutungsstörung Ihres Herzmuskels besteht, werden Sie um eine Herzkatheteruntersuchung nicht herumkommen.
Uli F., Weißenfels: Ich bin 74 Jahre alt und leide seit zwei Jahren unter Vorhofflimmern, aber nur, wenn ich mich stark belaste. Ich nehme einen der neuen Blutverdünner. Mein Arzt meinte, ich darf nur spazierengehen. Ich will aber gern aktiver sein.
Nach Ihrer Schilderung ist das Vorhofflimmern nicht immer da. Und um die Gefahr eines Schlaganfalls zu mindern, nehmen Sie den Blutverdünner ein. Es ist nachgewiesen, dass regelmäßiges moderates Ausdauertraining das Vorhofflimmern und die zugrundeliegende Erkrankung der Vorhöfe sogar günstig beeinflusst. Sie sollten sich also viel und gerne bewegen und beispielsweise schwimmen und walken. Packen Sie sich nicht in Watte! Falls Ihr Vorhofflimmern erheblich zur Reduktion Ihrer Lebensqualität führt, wenn Sie etwa unter Luftnot und/oder unangenehmem Herzrasen leiden, sollte das Vorhofflimmern mit speziellen Rhythmus-Medikamenten oder einer Ablation behandelt werden.
Herta S., Halle: Ich trage einen Schrittmacher und muss im September wieder zur Kontrolle. Nun habe ich dicke, schwere Beine, Luftnot und leide unter Müdigkeit. Soll ich bis zum Termin im Herbst warten?
Nein, was Sie schildern, sind Anzeichen einer akuten Herzschwäche. Sie sollten auf keinen Fall mit einem Arztbesuch bis September warten.
Kurt E., Halle: Ich habe einen Herzschrittmacher auf der rechten Seite. Nun ist mein rechter Arm oft taub. Woran kann das liegen?
Es ist zu vermuten, dass Ihr Herzschrittmacher auf einem Nervengeflecht liegt. Darum haben Sie dieses Taubheitsgefühl im Arm. Erfahrungsgemäß bekommen Patienten derlei Beschwerden gut mit Physiotherapie in den Griff. Wenn dies bei Ihnen gar nicht hilft, muss über einen erneuten Eingriff und die Verlegung des Schrittmachers nachgedacht werden.
Gerda L., Wittenberg: Ich habe beim Treppensteigen enorme Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Kann das etwas mit dem Herzen zu tun haben? Vor Kurzem hatte ich vor einer OP ein EKG, das was unauffällig.
Luftnot ist ein typisches Symptom für eine Herzschwäche oder Durchblutungsstörungen des Herzens. Sie sollten sich zu einem Kardiologen überweisen lassen. Zur Diagnostik zieht er ein Herzultraschall und ein Belastungs-EKG heran. Diese Untersuchungen geben detaillierter Aufschluss über mögliche Erkrankungen als ein EKG, das üblicherweise vor einer OP durchgeführt wird.
Um was es sich bei einer "Ablation" handelt, erfahren Sie auf der nächsten Seite.
Heidemarie J., Halle: Bei meiner Kollegin soll eine Ablation gemacht werden. Was ist das?
Die Ablation am Herzen ist ein Eingriff, bei dem krankhafte Leitungsbahnen oder Erregungsherde mit Hitze oder Kälte verödet werden. Dadurch können bestimmte Formen von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, lästige Extraschläge, anfallsweises Herzrasen und so weiter dauerhaft beseitigt werden. Wurden früher hauptsächlich junge Erwachsene mit anfallsweisem Herzrasen aufgrund zusätzlicher Leitungsbahnen behandelt, werden jetzt zunehmend Patienten mit Vorhofflimmern abladiert. Dank modernster Technik können jetzt sogar einige Formen von schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen aus den Herzkammern behandelt werden, wenn zum Beispiel ein implantierter Defibrillator wiederholt schmerzhafte Schocks abgibt.
Rainer D., Merseburg: Ich bekomme einen Herzschrittmacher. Darf ich danach weiter Tennis spielen?
Menschen mit einem Herzschrittmacher oder einem implantierten Defibrillator müssen nicht auf Sport verzichten. Allerdings sollten Herzpatienten schon vor der Implantation ansprechen, welches Training sie bevorzugen, damit der Kardiologe das beim Eingriff berücksichtigt. Wenn Sie sich beim Training häufig einseitig wie beim Tennis belasten, kann das Implantat dementsprechend auf der anderen Seite eingepflanzt werden. Allgemein kann man sagen, dass in den meisten Fällen Ausdauersportarten wie Joggen oder Fahrradfahren unbedenklich sind.
Sven A., Quedlinburg: Ich habe Vorhofflimmern, nehme Falithrom und zudem Metoprolol. Mir ist oft schwindlig. Woran kann das liegen?
Falithrom ist wichtig als Gerinnungshemmer. Metoprolol ist ein Mittel, das den Blutdruck senkt und das Herz bremst, die Herzschlagfolge vermindert. Möglicherweise kommt der Schwindel daher, dass der Blutdruckabfall zu stark ist. Ihr Arzt sollte prüfen, ob Sie Metoprolol wirklich brauchen, beziehungsweise welche Dosis für Sie geeignet ist. Der Schwindel kann allerdings auch durch das Vorhofflimmern selbst hervorgerufen werden. Insofern sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, inwieweit für Sie eine Behandlung von Vorhofflimmern im Sinne des Erhalts Ihres normalen Sinusrhythmus möglich ist.
Ina R., Naumburg: Ich bin 55 Jahre alt und habe 1988 eine künstliche Aortenklappe bekommen. Da ich unter Vorhofflimmern leide, wurde eine Ablation gemacht. Medikamente nehme ich auch, habe aber immer noch Beschwerden. Was meinen Sie?
Bei vielen Patienten ist das Vorhofflimmern mit einer Katheterablation gut in den Griff zu bekommen. Da Ihr Herz allerdings schon vorgeschädigt ist, sollten Sie beachten, dass die Erfolgsversprechen in Ihrem Fall nicht allzu hoch sind. Ihre Werte müssen regelmäßig geprüft werden. Es ist möglich, dass sie auch mithilfe der Tabletten stabil bleiben. Falls nicht, sollte unter Umständen eine weitere Ablation in einem erfahrenen Zentrum ins Auge gefasst werden.
Renate G., Zeitz: Meine zwei Stents funktionieren gut, ich habe aber oft niedrigen Puls um 50. Mein Hausarzt meint, ich sei mit Tabletten gut eingestellt. Muss ich mich sorgen?
Wenn es Ihnen gut geht und Sie sich wohlfühlen, ist der relativ niedrige Puls kein Problem. Lassen Sie Ihren Gesundheitszustand weiter vom Hausarzt beobachten.
Anke M., Merseburg: Gibt es Naturpräparate, mit denen ich den Blutdruck senken kann? Mir wurde zu Apfelessig-Misteltrunk geraten.
Für den Apfelessig-Misteltrunk ist eine blutdrucksenkende Wirkung nicht nachgewiesen. Am ehesten ist eine solche Wirkung noch von Knoblauch bekannt. Wenn Sie ohne Tabletten etwas für die Senkung Ihres Blutdruckes tun wollen, dann schränken Sie den Konsum von Salz ein. Kochsalz in der Küche kann häufig durch frische oder getrocknete Kräuter ersetzt werden. Die beste Therapie ist regelmäßiges Ausdauertraining und gesunde Ernährung mit viel Gemüse und wenig Zucker.
Renate Sch., Bernburg: Mein Herz rast manchmal und ich habe gelesen, dass Kalium- und Magnesiummangel dafür verantwortlich ist. Was kann ich einnehmen?
Bevor Sie eventuell Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen und klären, ob tatsächlich ein Mineralstoffmangel vorliegt. Denn Magnesium einfach auf Verdacht einzunehmen, kann kontraproduktiv wirken. Grundsätzlich sollten Kalium- und Magnesiumpräparate nur zum Einsatz kommen, wenn eine Blutuntersuchung auch tatsächlich Anlass dafür gibt.
Horst G., Halle: Ich bin Diabetiker und hörte, dass ich auch besonders auf mein Herz aufpassen muss. Wieso gibt es da einen Zusammenhang?
Diabetes führt zu einer „Makroangiopathie“, das bedeutet, dass alle großen oder größeren Blutgefäße durch den Zuckergehalt in Mitleidenschaft gezogen werden. Arterienverstopfung und -verschluss sind die Folgen. Im Bereich des Herzens führen die verstopften Arterien zu Herzschmerzen (Angina Pectoris) und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt. Oft fehlt bei einem Diabetiker vor einem Infarkt eine Warnung in Form von Herzschmerzen oder es tritt ein sogenannter stummer Infarkt auf, also ein Infarkt ohne Schmerzen.
Iris S., Saalekreis: Mein Herz stolpert ab und zu. Ist das gefährlich?
Antwort: Herzstolpern ist ein weit verbreitetes Phänomen. Meist sind dafür zusätzliche Herzschläge verantwortlich, die das Herz kurz aus dem Takt bringen können. Herzstolpern ist meistens harmlos und erfordert zunächst keine aufwendigen und teuren Untersuchungen. Die Aufzeichnung im EKG gibt in den meisten Fällen Hinweise, aus welcher Herzkammer das Stolpern kommt. Der Arzt wird Sie sicher beruhigen können, nachdem er einen Blick auf Ihr EKG mit den Extraschlägen geworfen hat. Hellhörig sollten Sie werden, wenn das Stolpern über Minuten oder Stunden auftritt. Ebenso wenn Herzstolpern gleichzeitig zu Beschwerden wie Schwindel, Bewusstseinsstörungen oder Atemnot führt. In solchen Fällen sollten Sie unbedingt speziellen ärztlichen Rat holen.
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