Augenerkrankungen MZ-Leserforum: Augenerkrankungen - Medizinerinnen beantworten Fragen der Leser

Dr. Anke Habermann vom Augenzentrum Frohe Zukunft in Halle
Foto: Lutz Würbach
Dr. Cornelia Großwendt, niedergelassene Augenärztin in Halle
Foto: Lutz Würbach
Jürgen H., Harzkreis: Ich bin 2014 wegen Grauen Stars operiert worden. Mir wurden Kunstlinsen eingesetzt. Beim Sehen habe ich ständig einen Schleier vor den Augen. Lässt er sich wegbekommen?
Antwort: Nach Ihrer Schilderung handelt es sich bei dem Schleier um einen sogenannten Nachstar. Bei der Operation des Grauen Stars wird die getrübte Linse entfernt und eine Kunstlinse eingesetzt. Die Hülle der eigenen Linse bleibt im Auge. Trübt sich diese Hülle noch einmal ein, wird vom Nachstar gesprochen. Das ist das, was Sie als Schleier vor den Augen empfinden. Eine Laserbehandlung hilft dagegen sehr gut. Mit Hilfe des Lasers wird der getrübte Teil der Hülle entfernt. Der Patient kann wieder gut sehen. Nach dem Lasern sollte der Augeninnendruck kontrolliert werden. Wenn der Nachstar nicht gelasert wird, verschlechtert sich das Sehen. Die Laserbehandlung erfolgt ambulant.
Ina T., Weißenfels: Ich hatte im August eine Embolie am linken Auge. Deshalb wurde ich stationär behandelt. Seither erscheint am linken Auge beim Sehen alles schwarz mit einem hellen Schein. Gibt es Hilfe?
Antwort: Sie hatten am linken Auge einen Zentralarterienverschluss. Die Folge in Bezug auf das Sehen ist in etwa so, als wäre mit einem Schalter das Licht ausgeknipst worden. Bei einem solchen Verschluss wird mit Infusionen behandelt, um die Durchblutung der Netzhaut zu verbessern. Wichtig ist es, Risikofaktoren wie hohen Blutdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen auszuschließen beziehungsweise zu behandeln. Dauerhaft müssen nach einem solchen Verschluss ASS-Tabletten eingenommen werden. Eine Verbesserung der Sehschärfe des betroffenen Auges kann leider nicht erreicht werden. Verhindert werden sollte das Auftreten von Komplikationen. Insofern ist eine regelmäßige Augenkontrolle anzuraten, auch um die Sehfähigkeit Ihres anderen Auges zu erhalten.
Hans D., Bad Kösen: Bei mir hat vor zwei Jahren ein Linsenaustausch wegen Grauen Stars stattgefunden. Seither tränen meine Augen, entzünden sich auch eitrig. Gegen die Entzündung träufle ich antibiotische Tropfen. Sie helfen zwar kurzzeitig. Dann tritt aber erneut eine Entzündung auf. Wissen Sie Rat?
Antwort: Antibiotische Tropfen, wie Sie sie gegen die Entzündung anwenden, sind keine Dauertherapie. Eitrige Entzündungen sollten nach der Behandlung abgeklungen sein. Sollte es immer wieder zu Entzündungen und Augentränen kommen, dann müsste eine Diagnostik des Tränen-Nasenweges vorgenommen werden. Hier liegen oft Erkrankungen vor, welche das Tränen dann fortbestehen lassen. Diese Untersuchungen können bei ihrem Augenarzt oder in einer Augenklinik durchgeführt werden.
Was passiert bei Operationen wegen Grauen Stars und Gliose?
Marie L., Braunsbedra: Ich bin einäugig geboren. Jetzt soll ich wegen Grauen Stars operiert werden. Ich habe Angst, zumal das ambulant erfolgen soll. Erklären Sie mir bitte, was dabei geschieht.
Antwort: Bei der Graue-Star-Operation wird Ihre getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Der Inhalt der getrübten Linse wird per Ultraschall verflüssigt, abgesaugt und durch eine klare Kunstlinse ersetzt. In einem Aufklärungsgespräch wird das alles mit Ihnen genau durchgegangen. Die Operation gehört zu den am häufigsten durchgeführten Operationen. Jährlich werden allein in Deutschland etwa 600.000 Patienten operiert. Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung, so dass Sie keinen Schmerz verspüren. Die Operation des Grauen Stars wird in den meisten Fällen ambulant durchgeführt. Sie erhalten nach der Operation einen Verband am Auge und können nach Hause. In Anbetracht dessen, dass Sie nur auf einem Auge sehen, ist es auch möglich, einen durchsichtigen Verband anzulegen, so dass Sie sich zu Hause orientieren können. Am nächsten Tag wird der Verband wieder abgenommen. Nach der OP müssen Sie etwa vier Wochen tropfen, bis der Heilungsprozess abgeschlossen ist.
Luise H., Thale: Ich wurde vor drei Wochen wegen Grauen Stars operiert. Kann ich zum Friseur gehen? Darf ich auf der Seite des operierten Auges schlafen? Wie verhält es sich mit Bücken?
Antwort: Einem Friseurbesuch steht nichts im Weg. Das Haarewaschen sollte nach hinten gebeugt geschehen, damit kein Wasser in Ihr Auge läuft. Sich bücken und auf der Seite des operierten Auges schlafen, können Sie ohne weiteres.
Lore D., Mansfeld-Südharz: Ich habe eine Gliose und soll operiert werden. So ganz habe ich nicht verstanden, was dabei passiert.
Antwort: Bei der Gliose handelt es sich um eine Verdickung und Häutchenbildung der inneren Netzhautschicht. Das ist eine Alterserscheinung. Sie führt aber nur dann zu einer Operation, wenn die Sehschärfe deutlich eingeschränkt ist und verzerrt gesehen wird. Zuerst wird der Glaskörper entfernt, dann mit einer feinen Pinzette das verdickte Häutchen, so dass die Netzhaut sich glättet. Anschließend wird eine Gasfüllung in das Auge geleitet, die etwa vier bis sechs Wochen im Auge bleibt. Während dieser Zeit sieht man schlecht. Erst wenn sich das Gas vollständig aufgelöst hat und durch Augenwasser ersetzt ist, bessert sich die Sehschärfe, und es wird in der Regel nicht mehr verzerrt gesehen. Die Operation dauert etwa ein bis zwei Stunden.
Rainer L., Köthen: Ich hatte 2015 eine Bypass-Operation. Seither sehe ich mit dem linken Auge nur noch zur Hälfte. Mir wurde gesagt, dass das Folge eines eventuell leichten Schlaganfalls oder einer Thrombose während der Operation sei. Meine Sehschärfe wurde geprüft. Bei einer Gesichtsfelduntersuchung wurde ein Ausfall sichtbar. Lässt sich da nichts mehr machen?
Antwort: Während der Bypass-Operation hat sich ein kleines Blutgerinnsel aus dem Herz gelöst, ist in den Blutkreislauf gelangt und hat zu einem Verschluss einer kleinen Arterie am Auge geführt. Der Verschluss ist nach so langer Zeit nicht mehr reparabel. Wichtig für Sie ist, dass eine regelmäßige Augenkontrolle mit Sehschärfe- und Gesichtsfelduntersuchung stattfindet. Das Einnehmen eines Blutverdünners ist empfehlenswert.
Wann muss eine OCT-Untersuchung gemacht werden?
Beate R., Quedlinburg: Bei mir liegt eine trockene altersbedingte Makuladegeneration (AMD) vor. Sie ist auf dem linken Auge schlimmer als auf dem rechten. Wie erkenne ich, wenn sich eine feuchte AMD entwickelt? Sollte ich ein OCT machen lassen?
Antwort: Sie sollten regelmäßig auf das Amsler-Gitter schauen und beide Augen getrennt mit Hilfe ihrer Lesebrille überprüfen. Dabei stellen Sie selbst fest, ob Verzerrungen auftreten. Zudem sollten sie Ihre Augen halbjährlich vom Augenarzt kontrollieren lassen. Eine optische Kohärenztomographie (OCT-Untersuchung) wäre angebracht, wenn Sie im Amsler-Gitter Veränderungen feststellen und sich ihre Sehschärfe verschlechtert.
Ralph R., Bitterfeld: Bei mir soll ein OCT gemacht werden, das privat bezahlt werden muss. Ist diese Untersuchung wirklich notwendig?
Antwort: Die optische Kohärenztomographie (OCT) ist die genaueste Möglichkeit, Schichtbilder von der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens, anzufertigen. Es wird unter anderem festgestellt, ob sich dort Flüssigkeit sammelt oder Gefäßneubildungen vorhanden sind. Da diese Untersuchung nicht in der kassenärztlichen Gebührenordnung enthalten ist, muss sie privat bezahlt werden.
Manuela K., Halle: An meinem linken Auge treten seit zwei Tagen Lichtblitze auf. Was ist die Ursache?
Antwort: Bei Ihnen kann eine Glaskörperabhebung vorliegen. Der Glaskörper ist eine geleeartige Masse und im Bereich der Netzhaut verwachsen. Dieser kann sich verflüssigen und an der Verwachsungsstelle ablösen. Wenn das nicht so leicht geht, können Blitze auftreten. In dem Fall sollte man umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Dort erfolgt eine Untersuchung der Netzhaut in erweiterter Pupille. Es können ein Netzhautloch beziehungsweise Netzhautriss sowie auch eine mögliche Netzhautablösung ausgeschlossen werden. Bei Bestätigung der Glaskörperabhebung sollte zwei Wochen auf körperliche Anstrengungen verzichtet und sollten Erschütterungen vermieden werden. Die Blitze können über einen längeren Zeitraum auftreten.
Jutta F., Wittenberg: Bei mir wurde Morbus Best diagnostiziert. Die Sehstärke des rechten Auges hat sich dadurch stark verschlechtert. Stimmt es, dass man da nichts mehr machen kann? Ein OCT und eine Fluoreszenzangiographie wurden bei einem Krankenhausaufenthalt durchgeführt.
Antwort: Der Morbus Best ist angeboren. Im Alter kann eine ähnliche Veränderung der Stelle des schärfsten Sehens auftreten. Man spricht dann von einer Sonderform der altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Es bilden sich an der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens, Ablagerungen von Stoffwechselprodukten. Empfehlenswert wäre, ein OCT, also Schichtbilder der Makula, anfertigen zu lassen. Die Ablagerungen sind nicht therapierbar. Erst wenn diese trockene Form in eine feuchte AMD übergeht, kann eine Medikamen-teneinspritzung in das Auge erfolgen. Ziel ist es dann damit, eine Stabilisierung zu erreichen und eine weitere Verschlechterung der Sehfähigkeit zu verhindern.
Jürgen D., Wittenberg: Ich hatte eine Gesichtsrose, wobei auch das linke Auge schlimm betroffen und richtig verkrustet war. Die Rose ist ganz gut verheilt, aber mit dem Auge habe ich noch Probleme. Ich sehe Doppelbilder. Was raten Sie?
Antwort: Sie sollten dringend Ihren Augenarzt aufsuchen. Bei einem Befall mit Herpes-Viren im Gesicht kann die Hornhaut im Auge in Mitleidenschaft gezogen werden. Möglich ist auch, dass es aufgrund der Rose zu einer Mitbeteiligung der Augenmuskeln gekommen ist. Das kann eine Ursache für das Sehen von Doppelbildern sein.
Gibt es Wechselwirkungen bei Operationen mit bestimmten Medikamenten?
Gerd S., Saalekreis: Ich soll wegen Grauen Stars operiert werden. Aufgrund von Herzproblemen nehme ich Falithrom ein. Ist das ein Problem bei der Augenoperation?
Antwort: Nein, in der Regel nicht. Eine gewisse Zeit vor der Operation werden Sie von Falithrom umgestellt auf Clexane-Spritzen. Das wird Ihr Operateur, gegebenenfalls in Absprache mit Ihrem Hausarzt und dem Kardiologen, vorab alles genau mit Ihnen besprechen. Einige Tage nach der Operation können Sie dann wieder wie gewohnt Ihre Falithrom-Tabletten einnehmen.
Inge P., Halle: Seit längerer Zeit schon habe ich ständig entzündete Augen, die rot und richtig doll verklebt sind. Antibiotische Tropfen helfen zeitweise. Weil mein Augendruck zu hoch ist, tropfe ich außerdem mit Timolol. Was meinen Sie dazu?
Antwort: Leiden Sie ständig unter entzündeten Augen, sollten Sie das mit Ihrem Augenarzt besprechen. Eine Möglichkeit wäre, das Timolol umzustellen, weil es als Betablocker trockene und gereizte Augen machen kann. Verklebte Augen können zudem Folge eines sogenannten trockenen Auges sein, welches häufig Lidkanten- und Bindehautreizungen macht. In diesem Fall ist eine Pflege mit frei käuflichen benetzenden Augentropfen oder auch einem Lid-Spray aus der Apotheke sehr empfehlenswert. Unter Umständen ist auch an das Vorliegen einer Rosacea als Hauterkrankung mit Beteiligung der Augen zu denken. Besprechen Sie dies auch mit ihrem Haus- oder Hautarzt.
Jörg P., Halle: Bei mir soll eine sogenannte Hintergrunduntersuchung gemacht werden. Was passiert da?
Antwort: Bei der Untersuchung des Augenhintergrundes handelt es sich um eine der wichtigsten Untersuchungsverfahren beim Augenarzt. Dabei wird die Pupille durch Gabe von Tropfen erweitert. Der Augenarzt kann dann die Netzhaut, den Sehnerv, die Stelle des schärfsten Sehens, die Gefäße, also die Arterien und Venen, untersuchen und etwaige periphere Netzhautveränderungen frühzeitig erkennen. Es lassen sich gegebenenfalls Rückschlüsse auf Vorliegen allgemeiner Erkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes mellitus schließen.
Kornelia Noack und Dorothea Reinert notierten Fragen und Antworten.
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