"Menschen bei Maischberger" "Menschen bei Maischberger": "Nach zehn Minuten sind Sie bei einem Herzinfarkt tot"

Darf man viel rauchen im Leben? Dazu noch trinken und ungesund essen? Und steigt dadurch das Herzinfarkt-Risiko. Sandra Maischbergers Sendung am Dienstagabend hatte sich zur Abwechslung nicht Griechenland zum Thema genommen, sondern war mit „Der Feind in meiner Brust - Risiko Herzinfarkt“ überschrieben. Und was zunächst spröde und wenig einladend klang, wurde zu einer durchaus interessanten und lehrreichen Gesprächsrunde, was vor allem an den Geschichten der Gäste lag.
Schauspieler Rainer Basedow, Ex-Fußballprofi Dieter Eckstein, Tanja Valérien-Glowacz,Tochter des legendären Sportreporters Harry Valérien und die Industriekauffrau Gela Pagonis schilderten ihre Erfahrungen mit dem Herzinfarkt. Die Runde komplettierten der Kardiologe Dietrich Andresen und die Gesundheitswissenschaftlerin Annelie Keil.
Keil behauptete, dass bei Herzinfarkten nicht nur die üblichen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol oder zu wenig Bewegung verantwortlich seien. „Das ist viel zu eindimensional.” Genauso stark können solche medizinischen Schwierigkeiten in der Biografie begründet liegen.
Psyche kann ausschlaggebend sein
Wie bei Dieter Eckstein. Der 47-Jährige, der es einmal sogar in den Kader der Nationalmannschaft schaffte, war gleich von mehreren Schicksalsschlägen betroffen und bestätigte Annemarie Keils These. Beide Eltern starben, er kam in eine Pflegefamilie. Eckstein arbeitete hart an seiner Karriere und wurde selbst Familienvater als er jung war. Später verlor er einen Sohn an den plötzlichen Kindstod, steuerte in die Privatinsolvenz. Anfang des Jahrtausends erkrankte Dieter Eckstein schließlich an Hodenkrebs. Und nebenbei rauchte er noch.
Annemarie Keil nannte es „psychosoziale Explosionen“, die bei Eckstein dazu führten, dass das Herz aussetzte. Und er hatte Glück, dass die Retter rechtzeitig vor Ort waren, wie Dieter Andresen anschaulich erläuterte. „Nach sieben Sekunden sind Sie bewusstlos, nach einer Minute hören Sie auf zu atmen, nach zehn Minuten sind Sie tot", rechnete er vor.
Denn lediglich sechs bis sieben Prozent der Betroffenen überleben. Dabei sei helfen manchmal einfacher als man denkt. „Drücken, drücken, drücken“ und vorher Hilfe rufen. Nur wer nichts macht, mache etwas falsch, mahnte Andresen. Obwohl er Glück hatte, macht Eckstein einfach weiter. Er spielt weiter Fußball und raucht auch noch. Er sei eben „der Mario Basler von Nürnberg.“
Eckstein will Leben nicht ändern
Dass es auch vernünftiger geht, zeigt das Beispiel des Schauspielers Rainer Basedow. Er erläuterte eindringlich, wie er nach einem Herzinfarkt, drei Bypässen und einer Defibrillator-Implantation seinen Lebensstil nach und nach anpasste. In der Zwischenzeit sei er "fast 20 Kilo" leichter und habe das Rauchen vollständig aufgegeben. Vorher rauchte er 40 Zigaretten am Tag. Aber hilft das wirklich?
Im Vorfeld der Sendung machte die Redaktion von Sandra Maischberger bei Facebook eine Umfrage: „Ist man selbst schuld am Herzinfarkt?“ lautet die Frage. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte eine eindeutige Meinung: Nein. Manch er einer kann trotz ungesunder Lebensweise 90 Jahre alt werden.
Und irgendwie war das auch der Konsens der Sendung. Dieter Eckstein zumindest will sich nicht grundlegend ändern: „Mein Körper war diese Lebensweise 30 Jahre gewohnt. Das werde ich ihm jetzt nicht wegnehmen“, sagte er zum Abschluss. Ein bisschen rauchen und trinken gehören eben dazu.
