Meningitis Meningitis: Zwischen Ansteckung und Ausbruch vergehen rund zehn Tage
Halle/MZ. - Meningitis ist zunächst ein Sammelbegriff für eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen), unabhängig von der Ursache. Meningen sind die aus zwei Schichten bestehende äußere Haut von Gehirn und Rückenmark. Sie bilden ein geschlossenes System, das mit Liquor (Hirnwasser) gefüllt ist. "Diese Hirnhäute können sich entzünden, was zu einer mehr oder weniger schweren, möglicherweise auch tödlichen Krankheit führen kann", erklärt Dr. Wolfgang Lässig, Chefarzt der Kinderklinik im Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau. Die häufigste Ursache für derartige Entzündungen sind Infektionen mit Bakterien oder Viren. "Vom Erregertyp hängt weitgehend die Schwere der Erkrankung ab", sagt der Vorsitzende des Landesverbandes der Kinderärzte. Bei dem gehäuften Vorkommen von Meningitiden in der Gegend um Sangerhausen handelt es sich nach Lässigs Worten um Meningokokken-Meningitiden, die Hirnhautentzündung wurde durch ein Bakterium mit Namen Neisseria meningitidis (früher: Meningokokke) ausgelöst.
Tröpfchen-Übertragung
Wie kommt es zu einer Ansteckung? "In Europa haben etwa zehn Prozent der Menschen Menigokokken im Nasen-Rachenraum, ohne selbst krank zu werden. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen, zum Beispiel Husten, Niesen, Küssen", führt Dr. Wolfgang Lässig aus. Die Erkrankung komme besonders häufig bei Säuglingen und Kleinkindern vor sowie im Jugendalter. Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit vergehen ein bis zehn Tage, in der Regel weniger als vier.
Mengokokkeninfektionen treten nach Aussage des Chefarztes besonders häufig im späten Winter und im zeitigen Frühjahr auf. "Bei einer beginnenden Mengokokkenmeningitis ist eine sofortige ärztliche Behandlung dringend notwendig", sagt Lässig. Verstrichene Zeit verschlechtere die Heilungschancen erheblich. Deshalb sollte auf die Frühsymptome geachtet werden, die leider sehr unspezifisch seien, denn Müdigkeit, Fieber, Schlappheit und grippaler Infekt kämen bei harmlosen Krankheiten auch vor. "Treten jedoch Nackensteifigkeit, schwere unbeeinflussbare Kopfschmerzen und Erbrechen auf, ist keine Zeit zu verlieren und dringend medizinische Hilfe vonnöten", mahnt Lässig.
Wenn die Diagnose unverzüglich gestellt und die Behandlung sofort eingeleitet wird, sei die Prognose nicht schlecht. Trotzdem bezeichnet Lässig die Meningokokkenmeningitis nach wie vor als "eine sehr ernste Krankheit mit Todesfällen und möglichen bleibenden Schäden am Gehirn."
Da eine große Zahl von Menschen die Keime mit sich herumträgt, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz. "In Zeiten des erhöhten Vorkommens sollte man sich einer Tröpfcheninfektion möglichst nicht aussetzen und zum Beispiel auf das allzu freie Küssen verzichten", rät der Kinderarzt.
Schnell zum Arzt
Zu beachten sei auch, dass verminderte eigene Abwehrkräfte die Möglichkeit einer Infektion erhöhen. Die Abwehrkräfte seien geschwächt unter anderem durch Alkohol und Drogenabusus, starkes Rauchen, Übermüdung. Besonders gefährdet seien Personen, die Kontakt zu einem an Menigitis Erkrankten hatten. Sie hätten ein etwa 400 bis 1 200-fach höheres Erkrankungsrisiko und sollten sich möglichst innerhalb von 24 Stunden nach Kenntnis der Diagnose zum Arzt begeben. Vorbeugend gibt es eine Impfung, die aber nur gegen eine Untergruppe der Meningokokken, die nur etwa 20 Prozent der Erkrankungen ausmacht, wirksam ist.