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Körpergeruch Körpergeruch: Ältere Menschen riechen anders als jüngere

Von Sabine Maurer 29.07.2013, 15:06
Es gibt ihn, den Geruch des Alters. Bei guter Körperhygiene muss er aber nicht zwangsläufige unangenehm für die Mitmenschen sein.
Es gibt ihn, den Geruch des Alters. Bei guter Körperhygiene muss er aber nicht zwangsläufige unangenehm für die Mitmenschen sein. dpa Lizenz

Halle/MZ - Er riecht alt. Wann immer die 41-jährige Frau ihren Vater umarmt, ist das ihr erster Gedanke. Sie hat recht, und ihr Vater ist keine Ausnahme: Der Körpergeruch verändert sich im Laufe des Lebens, alte Menschen riechen anders als junge.

„Früher hat man das nur vermutet, nach einer Studie weiß man es nun“, sagt Professor Jessica Freiherr, Geruchsforscherin am Universitätsklinikum Aachen. Bei dieser Studie in Philadelphia, die 2012 veröffentlicht wurde, erkannten junge Probanden den Geruch von alten Menschen eindeutig.

Sexualhormon ist „Stinker“

Und es gab eine Überraschung: Der „alte“ Geruch wurde im Vergleich zu den Ausdünstungen von jungen und mittelalten Menschen als am angenehmsten und wenigsten intensiv beschrieben. Am schlechtesten kamen bei dieser Studie die jungen bis mittelalten Männer weg. Schuld daran war das männliche Sexualhormon Testosteron, dessen Abbauprodukte einen sehr intensiven Geruch zur Folge haben. Der Geruch von Frauen wurde als deutlich neutraler wahrgenommen.

Dass die Probanden in der amerikanischen Studie die Gerüche von alten Menschen als angenehm empfunden haben, liegt nach Meinung der Geruchsforscherin Freiherr an ihrer neutralen Einstellung: Sie wussten nicht, was sie riechen. „Wäre ihnen gesagt worden, das ist der Schweiß von alten Menschen, wäre die Bewertung sicherlich anders ausgefallen. Der Kontext ist beim Geruch wichtig. Wird zum Beispiel beim Schnuppern an einem guten Käse an eine Socke gedacht, dann riecht er nach einem Käsefuß“, erklärt Feiherr. Sie vermutet, dass etwa der Besuch in einem Altersheim negativ empfunden und daher auch der Geruch so beurteilt wird.

Der Körpergeruch entsteht, wenn Bakterien die Bestandteile des Schweißes zersetzen. Dieser besteht zu 99 Prozent aus Wasser, das verdunstet. Der Rest setzt sich zum Beispiel aus Harnstoffen, Harnsäure, Zucker und Ammoniak zusammen. Die Bakterien fühlen sich vor allem da wohl, wo es warm und feucht ist - also etwa in den Achselhöhlen und an Fußsohlen, die in Schuhen luftdicht verpackt sind. Sie finden dort so viel Nahrung, dass sie sich rasant vermehren - bis es irgendwann stinkt.

Manche ältere Menschen riechen weniger intensiv als in jungen Jahren. Denn die Hormone werden weniger, die Haut hat weniger Fett und Schutzstoffe, die Sekrete der Drüsen verändern sich. Für intensiven Körpergeruch gibt es - nicht nur im Alter - mehrere Gründe. Mangelnde Hygiene, Alkohol, Nikotin, bestimmte Lebensmittel und Übergewicht wirken sich immer negativ auf den Geruch aus. „Ein weiterer Grund sind Krankheiten, die im Alter eben häufiger auftreten“, erklärt der Hautarzt Heiko Grimme. So riecht der Atem von nierenkranken Menschen nach Urin. Außerdem kann bei Senioren Inkontinenz ein Thema sein.

Bakterien in Hautfalten

Weiterhin nehmen ältere Menschen häufiger Medikamente ein, die den Geruch verändern. Hinzu kommen die Hautfalten. Auch in diesen feucht-warmen Stellen fühlen sich die Bakterien wohl. Grimme nennt noch weitere mögliche Gründe: So würden manche Senioren Parfüms oder Seifen benutzen, die sie alt riechen lassen. Oder der muffige Geruch von altem Mobiliar in ihrem Haus setzt sich in ihrer Kleidung fest. Hinzu kommt noch der Geruchssinn, der etwa ab einem Alter von 55 Jahren langsam schlechter wird: Ältere Menschen können also schwerer als jüngere ihren eigenen Körpergeruch wahrnehmen.

Der Hautarzt rät Senioren, bei diesem Thema auf jeden Fall sensibel zu sein und auf gute Körperhygiene zu achten. „Man darf sich nicht vernachlässigen.“ Die Geruchsforscherin Freiherr empfiehlt bei einem intensiven Körpergeruch, weite Kleidung aus Baumwolle oder anderen Naturfasern zu tragen. Benutzte Kleidung sollte nicht in den Schrank gelegt werden. „Die Bakterien sind sonst drin und leben im Schrank weiter.“

Geeignete Hilfsmittel benutzen

Für Menschen mit Inkontinenz empfiehlt Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel absorbierende Produkte wie Einlagen, Slips oder Inkontinenzhosen. Von unfreiwilligem Urinverlust sind in Deutschland etwa vier Millionen Menschen betroffen, es sind vor allem Senioren im Alter über 65 Jahren.

„Für Menschen mit intensivem Körpergeruch sind auch parfümierte Produkte für Haut und Haar sowie stark wirkende Deos ratsam“, sagt sie. Deos hemmen die Vermehrung der Bakterien und überdecken den Geruch. Die Haut sollte vor dem Auftragen gereinigt werden. Außerdem gibt es noch die sogenannten Antitranspirants - sie reduzieren die Schweißbildung und damit die Bakterien. Das fördert einen dezenteren Geruch.