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Gute Nacht! Gute Nacht!: Sex statt Sport für einen tiefen Schlaf

Von Chris Melzer 21.10.2008, 09:00
Der Blick auf eine Leuchtreklame in Berlin mit der Aufschrift Sex. (FOTO: DPA)
Der Blick auf eine Leuchtreklame in Berlin mit der Aufschrift Sex. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Kassel/dpa. - Aufder Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung undSchlafmedizin (DGSM) in Kassel haben nun 1500 Forscher auch die Fragediskutiert, was für einen erholsamen und gesunden Schlaf wichtig ist.Eines der Ergebnisse: Sex ist hilfreich, Sport dagegen eher nicht.

«Früher dachte man, dass Schlafstörungen eine Folge andererErkrankungen sind. Heute weiß man, dass es oft umgekehrt ist: VieleKrankheiten verstärken sich oder existieren gar nur, weil derBetroffene schlecht schläft», sagt DGSM-Chef Geert Mayer. «GeradeHerz-Kreislauf-Erkrankungen haben oft ihre Ursache in schlechtemSchlaf über längere Zeiträume hinweg. Wir haben außerdem einensignifikanten Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Krankheitenwie Demenz oder Parkinson festgestellt», sagt derNeurologie-Professor aus Schwalmstadt (Hessen). So hätten 69 Prozentder Parkinson-Patienten laut einer Studie früher Schlafstörungengehabt.

Die beginnen oft schon im Kindesalter: «Etwa 40 Prozent allerKleinkinder haben schon Schlafstörungen. Das nimmt mit der Zeit ab,aber die größeren Kinder leiden dann unter Tagesmüdigkeit. ImGymnasialalter ist das jeder Dritte», erklärt Alfred Wiater, Chefarztder Kinderklinik Köln-Porz. In Japan sei dieser Anteil zwar deutlichhöher. «Aber er steigt auch hier, und das wirkt sich erheblich aufdie schulischen Leistungen aus. Man stelle sich das einmal vor: EineSchulklasse, und jeder Dritte macht nicht mit, weil er todmüde ist.»

Damit Kinder gut schlafen, sollte ihr Medienkonsum eingeschränktwerden, rät Wiater: «Schon eine Stunde am Tag vor dem Fernseher oderdem Computer kann zu Schlafstörungen führen.» Doch auch das Wann undWas sei entscheidend: «Kurz vor dem Schlafen noch ein spannender Filmoder ein Videospiel verzögert das "Abschalten". Und auch der Inhaltder Sendung oder des Spiels ist wichtig, weil es Alpträume auslösenkann.» Zudem sei Übermüdung bei Kindern kein Kavaliersdelikt: «Diemeisten Kinder mit Schlafstörungen haben in ihrer Jugend psychischeAuffälligkeiten wie Angst, Depressionen oder Hyperaktivität.»

«Vier Stunden die Männer, fünf die Frauen. Und sechs dieDummköpfe», soll Napoléon Bonaparte, der angeblich mit noch wenigerauskam, über den Schlaf gesagt haben. «Es gibt keine feste Regel,nicht einmal eine Faustregel», sagt hingegen Schlafmediziner Mayer.«Oft kommen alte Leute und wollen ihre acht Stunden schlafen, dabeibraucht ihr Körper das nicht. Andere klagen, dass sie nach neunStunden erst ausgeschlafen sind, und auch das ist völlig normal.» Undaus Statusgründen als dynamischer, kraftvoller «Wenigschläfer» geltenzu wollen, könne gefährlich werden: «Jeder Mensch braucht seinenSchlaf. Und wir haben keine Hinweise, dass man sich eine kürzereSchlafzeit antrainieren kann.» Immerhin sei in den vergangenen 50Jahren in den Industriegesellschaften die Schlafzeit um 1,5 Stundengesunken. Der Durchschnittsdeutsche schläft am Tag 7,1 Stunden lang.

Damit dieser Schlaf erholsam ist, empfehlen die Schlafmedizinereine gesunde Ernährung und viel Bewegung. Frische Luft und Bewegungbegünstige einen erholsamen Schlaf, vor dem Zu-Bett-Gehen sollte manes aber ruhig angehen lassen: «Sport oder andere Aufregung schüttetHormone aus, die den Körper innerlich noch wach halten», warnt Mayer.Eine Ausnahme gebe es, die immer noch nicht ganz erforscht sei: «Sex.Wir vermuten die positiven Auswirkungen deshalb, weil der Körper zwaraufgeregt, aber dann entspannt ist.»