Goji, Acai, Acerola Goji, Acai, Acerola: Die Superfrüchte sind vor allem teuer

Halle (Saale)/MZ/DMN/DPA. - Der Reiz des Exotischen befördere den Ruf der Superbeeren, urteilt Hilke Steinecke, Biologin im Palmengarten in Frankfurt am Main. Acai kommen vom Amazonas. Die zu den Rosengewächsen gehörende Acerolakirsche stammt aus Mexiko. Die Kaffee-Verwandte Noni zog über Hawaii in tropische Hausgärten ein. Von der im Himalaya heimischen Goji-Beere soll schon Buddha gegessen haben.
Höchster Vitamin-C-Gehalt
Die Acerola gilt als die Pflanze mit dem höchsten Gehalt an natürlichem Vitamin C überhaupt. Deshalb wird ihr ein breites Wirkungsspektrum zugeschrieben. Sie sei für Vorbeugung und Therapie vieler Erkrankungen „unverzichtbar“, erläutert Heinrich Stevens der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn. Er listet unter anderem Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen auf.
Dank der Globalisierung sind die Beeren mittlerweile fast überall zwischen Nordamerika und Europa zu bekommen. „Weil sie hochempfindlich sind, gibt es sie aber so gut wie nie frisch“, sagt Steinecke. Stattdessen werden sie als Saft oder Pulver importiert. Die Verarbeitung eines Lebensmittels kann eine mögliche gesundheitliche Wirkung beeinflussen. „Viele Stoffe stecken in der Schale. Beim Apfelschälen werfe ich auch Teile des Schutzes weg“, gibt Bernhard Watzl, Professor für Physiologie und Biochemie der Ernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, ein Beispiel dafür.
Tütchen kostet um die zehn Euro
Die auch als indische Maulbeere bekannte, enzymreiche Noni-Frucht gilt vor allem in Australien als Schönheitsfrucht. Ein Glas pro Tag aktiviert angeblich den Stoffwechsel und schützt vor Falten. Die kleinen Goji-Beeren werden wie Rosinen in getrockneter Form angeboten. Ein Tütchen kann um die zehn Euro kosten. Vor dem Verzehr müssen sie eingeweicht werden, so können sie Müsli beigemischt oder als Snack gegessen werden. Pur sind die meisten Beerensäfte kaum genießbar. Noni schmeckt gammelig, Acai säuerlich-bitter. Die erhoffte Wirkung der Superfrüchte verlangt außerdem Ausdauer: Täglich und langfristig müsste der Konsum sein.
Blind vertrauen sollten Verbraucher den verheißungsvollen Versprechungen ohnehin nicht. Es mangele schlicht an kontrollierten Studien am Menschen, betont Watzl. Er sagt aber auch: „Früchte haben ein spezielles Spektrum an Inhaltsstoffen wie sekundäre Pflanzenstoffe, die die Gesundheit beeinflussen.“ Dazu gehören generell Polyphenole, Antioxidantien wie die Vitamine C und E sowie Mineralstoffe. Polyphenole haben in den Pflanzen eine funktionelle Wirkung, indem sie sie zum Beispiel vor Schädlingen schützen. „Weil wir uns in Millionen Jahren in Abhängigkeit von Pflanzen entwickelt haben, wirken Polyphenole auch auf uns“, erläutert er.
Heidelbeeren enthalten mehr Magnesium
Ob Acai und Co. unbedingt gesünder sind als anderes Obst, bezweifelt er allerdings: „Die helfen so viel wie der Apfel, die Orange.“ Und bestimmte Polyphenole stecken in ähnlichen oder in höheren Konzentration auch in heimischen Himbeeren, Erdbeeren oder Heidelbeeren. Heidelbeeren enthalten nach Angaben des Max-Rubner-Instituts sogar mehr Magnesium als etwa Acai.
Manche Superbeeren sind außerdem weder Neuentdeckung noch so exotisch wie angenommen. Sie gedeihen praktisch vor der Haustür, Goji etwa. Der asiatische Einwanderer ist als Gemeiner Bocksdorn weit verbreitet zwischen Mittelmeer und Deutschland. Das dornige Gestrüpp wächst häufig an Straßenböschungen. Die hiesigen Exemplare würde Biologin Steinecke wegen der vielen Abgase allerdings nicht ernten. Allerdings können die Beeren aus fernen Ländern ebenfalls mit Schadstoffen belastet sein. (dpa)

