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Gesundheit Gesundheit: Was tun gegen Winter-Depression und Frühjahrs-Müdigkeit?

Von Matthias Benirschke 14.02.2010, 06:51

Bad Lippspringe/dpa. - Und wenn Schnee und Eis verschwinden, drohtbereits die Frühjahrsmüdigkeit. Der Schlafmediziner Wilfried Böhningvom Medizinischen Zentrum für Gesundheit in Bad Lippspringe weiß, wieman dagegen angeht.

Was ist Winter-Depression?

Böhning: «Die "Saisonal abhängige Depression", kurz SAD, tritt in denHerbst- und Wintermonaten auf. Sie geht einher mit Antriebslosigkeit,mit dem Gefühl, Situationen nicht mehr bewältigen zu können und miteiner erhöhten Selbstmordgefährdung. Typisch ist auch Heißhunger aufSüßigkeiten. SAD liegt vor, wenn die Symptome mindestens in zweiJahren hintereinander auftreten. Diese Erkrankung kommt praktisch nurauf der nördlichen Erdhalbkugel vor, also dort, wo die Jahreszeitenklar voneinander getrennt wahrnehmbar sind. In unseren Breiten leidetgrob geschätzt jeder Zehnte unter Winter-Depression, Frauen drei bisviermal häufiger als Männer.»

Was sind die Ursachen?

Böhning: «Die SAD ist vor allem eine Störung des hormonellenGleichgewichts, des Wechselspiels zweier Hormone: Melatonin undSerotonin. Melatonin fördert den Schlaf. Dieses Hormon wirdstimuliert durch den Eintritt der Dunkelheit. Wenn es tagsüber abergar nicht richtig hell wird, ist der Melatoninspiegel auch tagsübererhöht. Das Serotonin, landläufig auch als Glückshormon bezeichnet,wird durch das Sonnenlicht stimuliert.»

Was kann man gegen Winter-Depression tun?

Böhning: «Im Vordergrund steht der Lichtmangel. Abhilfe kann eineLichttherapie schaffen. Dafür gibt es spezielle Lampen, die imFachhandel relativ preiswert zu bekommen sind. Entscheidend istdabei, dass das Licht durch die geöffneten Augen auf die Netzhauttrifft. Einfach ins Solarium zu gehen, funktioniert also nicht.»

Was ist der Unterschied zur Frühjahrsmüdigkeit?

Böhning: «Die Frühjahrsmüdigkeit ist eine Befindlichhkeitsstörung.Mehr als jeder Zweite ist in der Übergangszeit vom Winter zumFrühling müde, fühlt sich schlapp, ist aber nicht depressiv. DieseAnpassungsprobleme sollten sich innerhalb von maximal vier Wochennormalisieren.»

Was tun gegen Frühjahrsmüdigkeit?

Böhning: «Wenn man weiß, dass man dafür anfällig ist, kann manvorbeugen. Morgens früher aufstehen, abends früher ins Bett gehen.Häufig machen die Menschen den Fehler, dass sie im Frühjahr zwar mehrim Freien sind und die Sonne genießen, dann aber dicke Sonnenbrillenaufsetzen. Man sollte den Tag beginnen mit Wechselduschen undgrundsätzlich mit der kalten Dusche enden. Angesagt sind auchleichtere, vitaminreiche Mahlzeiten und Säfte. Und Bewegung im Freienist immer gut. Das alles wird auch bei SAD empfohlen. DieSchwierigkeit ist aber, die Betroffenen dazu zu animieren, wenn sieso antriebslos sind.»