Ärzte warnen Ärzte warnen: Darum sind Sonnenbrand-Tattoos so gefährlich

Ein rotes Herzchen um den Bauchnabel, ein riesiges „Batman“-Zeichen mitten auf der verbrannten Männerbrust. Die Rede ist von Sonnenbrand-Tattoos. Unter dem Hashtag #sunburnart (Sonnenbrand-Kunst) verbreiten sich Schnappschüsse dieses Trends gerade in sozialen Netzwerken.
Dabei ist die gewöhnungsbedürftige Körperkunst alles andere als ungefährlich. Hautärzte warnen jetzt sogar ganz eindringlich vor dem Phänomen.
„Den Trend stellt man spätestens dann fest, wenn man in Mallorca mal am Strand spazieren geht“, sagt der Dermatologe Thomas Dirschka aus Wuppertal. „Man sieht immer mehr Menschen, die versuchen, sich über einen Sonnenbrand eine permanente Pigmentierung an der Haut zuzulegen.“
Schablonen werden in Dutzende Länder verkauft
Anbieter wie „Funtantattoo“ verkaufen entsprechende Schablonen bereits über das Internet. Dass der Trend schädlich ist, ist manchen Kunden scheinbar unklar: „Sieht cool aus“, sagt etwa eine junge Frau in Berlin. Tatsächlich war der Sonnenbrand für ihren Geschmack sogar von zu kurzer Dauer: „Ich hab's schon mal selber gemacht, aber es hält nicht so lange, deswegen sehe ich da nicht so viel Sinn drin. Dann lieber ein richtiges Tattoo.“
Genetische Mutationen möglich
Doch wie gefährlich sind die kunstvollen Verbrennungen wirklich? „Das ist die entscheidende Frage, mit der wir zunehmend konfrontiert werden“, sagt Fachmann Dirschka, der auch Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen ist.
„Das Problem ist, dass es im Rahmen von solchen kräftigen Sonnenbränden auch zu Mutationen an genetischen Sequenzen kommt, die für die Unterdrückung von Tumor-Reaktionen verantwortlich sind.“ Deswegen erhöhe jeder Sonnenbrand das Risiko für Hautkrebs, warnt er.
Unterarme und Gesäß sind besonders reizbar
Unproblematische Körperstellen gibt es übrigens nicht. „Viele sagen, ich mache das nur an Stellen, wo ich noch nie Sonne hingekriegt habe“, warnt der Dermatologe. „Da ist die Haut natürlich besonders reizbar. Zum Beispiel an den Unterarmen oder am Gesäß.“
Auf Twitter, wo Fotos der Sonnenbrand-Tattoos kursieren, hagelt es mittlerweile auch Spott und Häme. „Das ist nicht #sunburnart. Das ist Hautkrebs“, warnen etwa US-Dermatologen in dem Kurznachrichtendienst.
Manche bekamen sogar ganz unfreiwillig ein Sonnenbrand-Tattoo: „Sprüh-Sonnencreme im Wind aufzutragen, hat mir den idiotischsten Sonnenbrand überhaupt beschert“, klagt Nutzerin Gretchen Eberl. „Die Leute müssen denken, ich unterstütze #sunburnart“.
Trotz Sonnenmilch schädlich
Wer sich mit Sonnenschutz eincremt, bevor er sich eine Schablone auf die nackte Haut legt, geht zwar verantwortungsbewusster an die Sache heran - vom Dermatologen gibt es aber auch dafür kein grünes Licht. „Es gibt keinen kompletten UV-Schutz“, betont er. Je nach Hauttyp sei zudem besondere Vorsicht geboten.
„Julio Iglesias kann den ganzen Tag mit nacktem Oberkörper in der Sonne sitzen - dem passiert nicht so viel. Aber wenn Boris Becker das Gleiche macht, hat er ein ganz hohes Risiko“, meint Dirschka. „Aber ein dunkler Hauttyp bedeutet nicht, dass man das sorglos machen kann.“
Letztlich bedeuten Sonnenbrand-Tattoos vor allem eines: Schmerzen. „Natürlich tut das weh. Das ist blasig, das ist entzündet, das schwillt an, das dauert lange, bis es abheilt, dann brennt jedes Duschen hinterher“, sagt der Dermatologe. „Warum jemand sowas macht, weiß ich nicht. Vernunftbezogene Gründe scheint es dafür nicht zu geben.“
(dpa)
