Gesundheit Gesundheit: Nierensteine nach zu viel Vitamin C

Warum sind gesunde Lebensmittel besser als Vitamine in Pillenform? Mit Prof. Dr. Helmut Heseker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, hat Lioba Lepping darüber gesprochen.
Herr Heseker, mein Kind isst kein Obst und Gemüse. Was tun?
Heseker: Eltern sollten nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Wenn das Kind „Mag ich nicht“ sagt, benutzt es das häufig, um mehr Zuwendung zu bekommen. Mit Tricks kann man kontern. Versuchen Sie es mal mit: „Das ist nur was für Große, dazu bist du noch zu klein.“ Im Übrigen mag jedes Kind Saft. Ein Multivitaminsaft ist besser als eine Vitamin-C-Tablette, weil man hier eine Kombination vieler Vitamine und Nährstoffe hat.
Oft heißt es, es herrsche angeblich großer Vitamin-D-Mangel.
Heseker: In der Tat trifft dies zu auf Menschen, die viel Zeit im Haus verbringen, zum Beispiel ältere Menschen, die viele Stunden in der Wohnung oder im Seniorenheim verbringen oder Menschen, die kein Licht an die Haut lassen, wie etwa verschleierte Frauen. Hier ist die Gabe von Vitamin D in Tablettenform sogar sinnvoll, da der Bedarf nicht durch Lebensmittel allein gedeckt werden kann. Grundsätzlich gilt: Die Vitamin-D-Produktion im Körper wird durch Sonnenlicht angeregt. Wer kann, sollte rausgehen. Auch im Winter.
Wann kann es gefährlich werden, wenn ich zu viele Vitamine oder Mineralstoffe in Pillenform einnehme?
Heseker:
Bei den fettlöslichen Vitaminen wie A und D ist es so, dass sie nicht gut ausgeschieden werden können. Eine Überdosierung kann etwa zu Kopfschmerzen führen. Eine übermäßige Einnahme von Vitamin C kann zu Nierensteinen führen. Betacarotin-Tabletten sollten nicht von Rauchern eingenommen werden, da das Lungenkrebs-Risiko erhöht ist. Grundsätzlich sollte man auf Wechselwirkungen mit Medikamenten achten und im Zweifelsfall den Arzt fragen.
Was hat es eigentlich mit Antioxidantien auf sich?
Heseker: In den 90er Jahren glaubte man, dass Vitamin C, E und Betacarotin vor Krebs und Herzkreislaufkrankheiten schützen können. Daraufhin entwickelte die Industrie alle möglichen Produkte mit dem ACE-Zusatz. In Studien mit weit über 100 000 Teilnehmern konnte gezeigt werden, dass es nicht zu einer Krankheitsprävention kommt. Im Gegenteil, besonders Raucher sollten aufpassen.
Was haben Lebensmittel, was Nahrungsergänzungsmittel nicht haben?
Heseker: Lebensmittel sind immer mehr als die Summe ihrer Bestandteile. Gesundheitsvorsorge sollte nicht auf Vitaminen und Mineralien in Tablettenform beruhen, sondern auf einer ausgewogenen Ernährung. Statt für Pillen sollte man sein Geld für qualitativ gute Lebensmittel ausgeben. 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche reichen vollkommen aus. Bei der Zusammenstellung eines Gerichts sollte man aufhören, vom Fleisch aus zu denken, sondern einfach mal bei den Beilagen anfangen und zuerst an Salat oder Gemüse denken. In den Köpfen stecken oft noch alte Muster, die es zu ändern gilt.