Gesunde Ernährung Gesunde Ernährung: Entscheidung an der Fischtheke
Halle/MZ. - Zugleich jedoch schlägt die Welternährungsorganisation (FAO) in einem in dieser Woche veröffentlichten Bericht Alarm: Weltweit sei ein Viertel aller Meeresfisch-Bestände gefährdet (die MZ berichtete).
Viele Nährstoffe
"Ein- bis zweimal in der Woche Fisch" empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihren "Zehn Regeln" für eine gute Ernährung. Süß- und Salzwasserfische seien wegen ihrer günstigen Nährstoffzusammensetzung "ernährungsphysiologisch hochwertige Lebensmittel". Vor allem Seefisch liefere wichtige Spurenelemente wie Jod und Selen. Die im Fisch enthaltenen, wenig gesättigten Fettsäuren könnten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.
Doch: Werden die Ozeane weiterhin leergefischt wie bisher, könnten in den kommenden Jahrzehnten die meisten Bestände zusammenbrechen. Besondere Sorge bereitet der FAO die Gefährdung von Fischen, die lange Wanderungen zurücklegen. Mehr als die Hälfte der wandernden Hai- sowie zwei Drittel der wandernden Hochsee-Bestände seien entweder übernutzt oder stark zurückgegangen. Dazu zählten Seehecht, Atlantischer Kabeljau, Heilbutt, Granatbarsch, Blauflossenthunfisch und der Riesenhai.
Aktuelle Einkaufsführer
Aktuelle Einkaufsführer, wie sie von den Umweltschutz-Organisationen Greenpeace und der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF) herausgegeben werden, helfen Fischprodukte zu finden, welche diese negative Entwicklung nicht unterstützen. Entscheidend ist die Herkunft und die Art des Fisches. Von den zehn beliebtesten deutschen Speisefischen empfiehlt der WWF nur drei: Hering, Seelachs und Forelle. Auf Rotbarsch, Seezunge oder Scholle zum Beispiel sollte dagegen verzichtet werden.
Garnelenfreunde dürfen den Experten zufolge nur dann mit guten Gewissen zuschlagen, wenn es sich um Eismeergarnelen (Pandalus borealis) aus dem Nordostatlantik oder so genannte Bio-Shrimps aus kontrollierten Zuchten handelt. Bewertet wurden Umwelteffekte der jeweiligen Fischerei, Fischereimanagement und auch biologische Eigenheiten der Bestände wie beispielsweise deren Fruchtbarkeit.
Der Fischstäbchenfisch Alaska-Seelachs - nicht zu verwechseln mit dem empfohlenen Seelachs aus der Nordsee - ist der Umweltstiftung zufolge nur dann akzeptabel, wenn die Verpackung ein blaues Öko-Logo des Marine Stewardship Council (MSC) ziert. Der MSC ist eine im Jahr 1997 von der Fischindustrie und dem WWF gegründete internationale Organisation, die Umweltstandards für die Fischerei entwickelt hat. Auf der Internetseite des in London ansässigen MSC ist zu erfahren, in welchen Ländern es MSC-zertifizierte Fischprodukte gibt. Der Öko-Konkurrent Greenpeace steht der Zusammenarbeit des WWF mit der Industrie skeptisch gegenüber: Greenpeace kritisiert, dass Fisch aus überfischten Beständen das MSC-Logo erhält, sobald ein Erholungsprogramm für den jeweiligen Bestand festgelegt wurde. "Erstmal müssten diese Bestände ruhen, ehe sie wieder befischt werden dürfen", fordert Greenpeace-Meeresexpertin Stefanie Werner.
Greenpeace rät daher auch zum Beispiel von Hoki ab. Empfehlenswert seien lediglich Karpfen, Hering, Makrele und - wie beim WWF - der Nordsee-Seelachs Pollachius virens. Nicht gefährdet seien die Bestände von Alaska-Wildlachs, Alaska-Seelachs und Pazifischem Heilbutt nur dann, wenn sie ein MSC-Siegel tragen.
Soll es Zuchtlachs sein, rät Stefanie Werner zu Öko-Lachsen aus Schottland oder Irland. Bei Krustentieren ist sich Greenpeace mit dem WWF (fast) einig: Eismeergarnelen und Öko-Shrimps sind in Ordnung - sonst aber nichts.
Einen kostenlosen Download der Fischführer erhalten Sie im Internet.